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Gezeichnete Geschichte: Das Cover von Moritz Stetters "Bonhoeffer".

© Promo

Ausstellung „Holocaust im Comic“: Art Spiegelmans Erben

Zahlreiche Autoren haben in Comics vom Völkermord an den europäischen Juden erzählt. Eine Frankfurter Ausstellung dokumentiert jetzt unterschiedliche Ansätze.

Die Juden sind die Mäuse, und die SS-Schergen die Katzen: Mit seinem Comic „Maus“ hat der New Yorker Autor Art Spiegelman, Sohn eines Holocaust-Überlebenden, 1989 weltweit Aufmerksamkeit erregt. Fast 30 Jahre später gilt es als weitgehend unbestritten, dass sich auch der Comic mit Themen wie dem Völkermord an den Juden beschäftigen darf.

Wie sich deutsche Zeichner an das Thema heranwagen, das will eine Ausstellung in der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank zeigen, die an diesem Sonntag eröffnet wird. Zehn Comic-Bücher werden vorgestellt, darunter Reinhard Kleists „Der Boxer“, Walter Moers' „Adolf, die Nazisau“ oder Moritz Stetters „Bonhoeffer“.

Kleist hat in seiner Graphic Novel in grellem Schwarz-Weiß die unglaubliche Lebensgeschichte von Harry („Hertzko“) Haft dargestellt, der als Jude in den Konzentrationslagern nur überlebte, weil er der SS als Schauboxer diente. Dabei musste er Mitgefangene zu Tode prügeln. Der 2012 veröffentlichte Comic ist inzwischen in zahlreiche Sprachen übersetzt worden.

Jugendliche als Zielgruppe

Stetter erzählt in „Bonhoeffer“ die Geschichte des protestantischen Theologen, der wenige Wochen vor Kriegsende 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde. Ein Video dokumentiert, wie Stetter bei seinen Comics arbeitet. Die Schau, die sich auf Teile einer seit 2002 durch Deutschland tourenden Wanderausstellung stützt, ist außerdem durch Original-Skizzen und Zeichnungen von Kleist und Stetter bereichert worden. „Wir wollen auch den Comic als Kunstform darstellen“, sagt Kurator Jakob Hoffmann.

Seine Zielgruppe sind vor allem Jugendliche und Schulklassen. Der Comic könne gerade dort bei der Aufarbeitung von Nazi-Zeit und Holocaust nützlich sein, sagt Hoffmann. Doch dieses Instrument werde in den Schulen noch kaum genutzt.

Aufarbeitung in Panels. Jakob Hoffmann, Kurator der Ausstellung «Holocaust im Comic», vor einem Ausschnitt aus Rutu Modans "Das Erbe".
Aufarbeitung in Panels. Jakob Hoffmann, Kurator der Ausstellung «Holocaust im Comic», vor einem Ausschnitt aus Rutu Modans "Das Erbe".

© Bildungsstätte Anne Frank / dpa

Die Künstler wählen sehr unterschiedliche Zugänge zum Thema, wie die von der Jüdischen Gemeinde unterstützte Schau deutlich macht. Die Ausstellung ist nicht groß, sie hat aber ein umfangreiches Begleitprogramm zu der sich derzeit verändernden Erinnerungskultur in Deutschland. Denn spätestens seit Timur Vermes' Bestseller „Er ist wieder da“ ist Hitler zum Pop-Phänomen geworden.

Außerdem sind während der Ausstellung Lesungen und Auftritte von Comic-Autoren wie der US-Zeichnerin Sarah Glidden geplant. Sie hat über Israel gearbeitet und jüngst das viel beachtete Buch „Im Schatten des Krieges“ - einen Comic über den Krieg in Syrien - veröffentlicht. (dpa)

Ausstellung Holocaust im Comic, Bildungsstätte Anne Frank, bis 19. März 2017, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt am Main Die Ausstellung ist Dienstag bis Freitag von 12.30 bis 17 Uhr geöffnet; sonntags von 12 bis 18 Uhr; der Eintritt ist frei

Thomas Maier

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