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Charles M. Schulz und seine wohl bekannteste Figur

© imago/Leemage

20. Todestag von Charles M. Schulz: Peanuts für Millionen

Er brachte in kurzen Strips Lebensweisheit aus Kindermund ins Bewusstsein von Lesern in aller Welt. Vor 20 Jahren starb „Peanuts“-Schöpfer Charles M. Schulz.

Es war die Biografie eines nicht untypischen US-Amerikaners im frühen 20. Jahrhundert. Sein Vater Carl (1897-1986) war Friseur aus Stendal in Sachsen-Anhalt. Als Panzergrenadier war Charles M. Schulz (1922-2000) im Zweiten Weltkrieg an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt. Später hat er dann einen der amerikanischsten Comics überhaupt geschaffen. Am 12. Februar 2000, vor 20 Jahren, starb der Vater der „Peanuts“ im kalifornischen Santa Rosa.

Die Comic-Strips der „Erdnüsse“ oder auch „Kleinzeugs“, wie die „Peanuts“ übersetzt heißen, erzählen in vier, später nur noch drei Bildern die Erlebnisse und Lebenserfahrungen US-amerikanischer Vorstadtkinder: pannenreich, lustig oder traurig, melancholisch oder auch philosophisch. Und autobiografisch waren sie obendrein.

Vorbild für Garfield und „Calvin & Hobbes“

Denn wie seine Hauptfigur Charlie Brown, der Junge mit dem großen runden Kopf, hatte Charles M. Schulz eine eher unglückliche und nachdenkliche Kindheit im Mittleren Westen; in Schule und Nachbarschaft konnte er so recht nicht reüssieren. Und wie Charlie Brown hatte er einen Mischlingshund als besten Freund.

Seinem „Spike“ von damals hat der „Peanuts“-Zeichner ein charmantes Comic-Denkmal gesetzt. Der sehr außergewöhnliche Beagle Snoopy wurde Vorbild für Generationen sprechender Comicstrip-Haustiere wie den Kater Garfield oder den Stofftiger Hobbes in Bill Wattersons „Calvin & Hobbes“.

Snoopy liegt am liebsten auf dem Dach seiner Hundehütte und träumt seine außergewöhnlichen Karrieren: ob als Flieger-Ass, Baseballstar oder Pfadfinder, ob als „Joe Cool“, Eistanztrainer oder „weltberühmter Supermarktkassierer“. Im Hauptberuf ist er aber einfach nur verfressen.

Es gibt aber noch mehr heimliche Helden bei den „Peanuts“; eigentlich alle, könnte man sagen. Nachbar Linus - der mit der Kuscheldecke (im US-Original: Sicherheitsdecke), ist der kleine Bruder der mal garstigen, mal gnadenlosen Lucy. Er harrt Jahr für Jahr zu Halloween in einem großen Kürbisfeld aus und erwartet die Ankunft des „Großen Kürbis“, der die guten Kinder reich mit Geschenken belohnt.

Ein Fernkurs in komischem Zeichnen

Schröder, der Beethoven-Liebhaber mit seinem tragbaren Kinderflügel, der erfolglos von Lucy angeschwärmt wird. Pig Pen, der ewig schmutzige Nachbarsjunge, dem die Flöhe und Insekten nur so aus den Kleidern springen. Die altklug-bebrillte Marcie, die ebenso unglücklich in Charlie Brown verliebt ist wie die selbstbewusste, aber schulschwache Peppermint Patty, die Schulz nach dem Vorbild seiner Lieblingscousine gestaltete.

Snoopys Zwillingsbruder Spike, der normalerweise zusammen mit einem Kaktus in der kalifornischen Wüste lebt. Seine Hobo-Attitüde bringt er später auch folgenreich in die Hausgemeinschaft ein. Und natürlich Woodstock, der kleine Vogelfreund und Sekretär von Snoopy, der auf der Maschine schreiben und stenografieren kann. Zum Dank darf er in Snoopys Pfadfindergruppe mitmachen.

Finale: Der letzte "Peanuts"-Strip erschien am 13. Februar 2000.
Finale: Der letzte "Peanuts"-Strip erschien am 13. Februar 2000.

© Schulz/UFS/Promo

Mehr als 17.000 Comicstrips hat Charles M. Schulz geschaffen, allesamt von A bis Z in Alleinarbeit. Bereits mit 14 Jahren, 1937, hatte er seine erste Veröffentlichung; parallel zur High School belegte er einen Fernkurs in komischem Zeichnen. Nach dem Krieg, Ende der 40er Jahre, stieg Schulz dann mit kleinen Aufträgen ins Comic-Geschäft ein. Im Oktober 1950 erschien die erste Folge der „Peanuts“ - ein Titel, den ihm sein Arbeitgeber aufpfropfte und den er selbst nie gewählt hätte.

Der Erfolg war durchschlagend. Immer mehr Zeitungsverlage wollten Charlie Brown und seine Mannschaft. 1975 erreichte Schulz in rund 1600 Zeitungen etwa 90 Millionen Leser; die Zahl der Titel sollte bis Mitte der 80er Jahre noch auf 2000 Titel steigen. Zwischen 1969 und 1980 kamen mehrere Filme in die Kinos. Allein der Marketing-Erlös von „Peanuts“-Produkten hatte bis Anfang der 70er Jahre schon 150 Millionen Dollar erreicht.

Seit den 60er Jahren ließ Schulz auch immer häufiger die Tagespolitik Einzug bei den „Peanuts“ halten. Das Schulgebet in den USA wurde thematisiert - und der Krieg. Erst lieferte sich Snoopy als Fliegerheld des Ersten Weltkriegs imaginäre Luftschlachten mit dem „Roten Baron“; dann stellten nachdenkliche Kinder Anfragen an den Vietnam-Krieg. 1983 folgte der preisgekrönte TV-Film „Was haben wir gelernt, Charlie Brown?“, der kindgerecht die US-Invasion 1944 in der Normandie erklärte. Ab 1993 zeichnete Schulz alljährlich zum „D-Day“ (6. Juni) ein patriotisches Bild von Snoopy im Kontext des Zweiten Weltkriegs.

Im September 1999 erklärte er mit fast 77 Jahren das Ende seiner Zeichentätigkeit. Er hatte Darmkrebs - dem 1943 bereits seine Mutter erlegen war. Am 12. Februar 2000 starb Charles M. Schulz. Tags darauf erschien sein letzter „Peanuts“-Strip. (KNA)

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