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Donka Miteva dirigiert das Collegium Musicum in der Philharmonie.

© Collegium Musicum

Collegium Musicum in der Philharmonie: Alle Hände voll

Kleinod universitärer Kulturarbeit: Das Collegium Musicum, bestehend aus rund 300 Berliner Studierenden, in der Philharmonie.

Ja, es ist eine Freude zuzusehen, wenn rund 300 Studierende auf dem Podium des großen Saals der Philharmonie zusammen musizieren. Sie sind konzentriert, aufgeregt, ehrgeizig, begeistert. In ihrer Freizeit widmen sich die Ensembles des Collegium Musicum von Freier und Technischer Universität der Erarbeitung hochkomplexer, herausfordernder Werke, in Registerproben angeleitet von Musikern professioneller Berliner Orchester. Jeweils zum Semesterabschluss stellen sie ihre Ergebnisse vor großem Publikum vor. Schon das allein ist ein wunderbares Kleinod universitärer Kulturarbeit und obendrein ein Steinbruch für die Publikumsakquise der Berliner Klangkörper, sind doch die akademischen Laien zugleich auch dankbare Zuhörer.

Nun sind Studentenchöre oder Liebhaberorchester naturgemäß dem Wandel der Fluktuation unterworfen; dass sie sich stets verjüngen, ist ein Vor- und ein Nachteil zugleich. Einerseits klingen die jungen Stimmen frisch und unverbraucht, andererseits müssen sie ihre Homogenität jedes Mal neu finden, und den Orchestermusikern fehlt es an Erfahrung und technischer Finesse. Umso ehrenvoller ist es da, dass Dirigentin Donka Miteva mit großem Ehrgeiz immer wieder hochambitionierte Konzertprogramme einstudiert und damit die Freizeitmusiker an ihre Grenzen führt, bisweilen auch darüber hinaus.

Berückend schöne Soli

Was bei Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre noch mit großem Präzisionswillen gut geht, führt bei der Tondichtung „Don Juan“ schon in manche Sackgasse des Machbaren. Richard Strauss nahm selbstredend keine Rücksichten auf die Fertigkeiten der Musiker, er setzte sie voraus. Da ist es nicht verwunderlich, dass es an einigen Ecken knirscht und wackelt, aber die oberste Universitätsmusikerin hält trotzdem bewunderungswürdig ihr Orchester zusammen, hat eine Idee vom Stück und vermittelt diese bis ans hinterste Pult und in den Saal. Wenn diese Art Wille mit der Begeisterung der Musiker zusammenfällt, ist die Aufführung in sich schlüssig. Gerade in den Hölzern hört man berückend schöne Soli, die irrwitzig geforderten Hörner machen ihre Sache alles andere als verzagt.

Den Höhepunkt hebt sich Donka Miteva indes bis zur Pause auf: Sergej Rachmaninows „Glocken“ brauchen enorm viel Aufmerksamkeit und Probenarbeit, die Stimmen des Großen Chores sind gut vorbereitet, wenngleich etwas intonationsschwach, und besonders Uta Krause als Sopransolistin beeindruckt mit ihrem weichen Timbre in müheloser Höhe. Donka Miteva gelingt es zwar nicht lückenlos, die höchst unterschiedlich konzipierten Sätze auch klanglich zu differenzieren, aber sie hat auch alle Hände voll mit der Organisation zu tun. Dieser großen Aufgabe ist sie gewachsen, und so wird es ein würdiger, umjubelter Abend. Die Semesterferien können beginnen.

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