zum Hauptinhalt

„Collection Night“: Berlins Privatsammlungen öffnen am Freitag bis Mitternacht

Von Charlottenburg bis Neukölln: Bei der „Collection Night“ zeigen Berliner Sammler ihre Kunstschätze.

Die Ausweitung der Kunstzone beginnt an diesem Freitag um 18 Uhr - und endet erst um Mitternacht. Sechs Stunden geschenkte Öffnungszeit für alle, denen der Tag zu kurz ist, um sich Malerei, Videos oder Installationen anzuschauen wie das rekonstruierte New Yorker Atelier der Künstlerin Joyce Pensato, die sich ihr Material auf Flohmärkten zusammensuchte.

Aber halt! Findet die „Lange Nacht der Museen Berlin“ nicht erst Ende August statt? Es geht hier gar nicht um die kollektive Nachtwanderung zu den Highlights der Kulturstadt. Berlins Sammler - jedenfalls ein gutes Dutzend von ihnen - schalten sich mit der „Collection Night“ nun vor die Museumsnacht und bitten zum abendlichen Rundmarsch: Privatkunst von Mitte über Charlottenburg und Neukölln, die man sonst nur zu bestimmten Zeiten oder nach Anmeldung sehen kann.

Stolz spielt natürlich eine Rolle, wenn Privatleute zeigen, welche Kunst ihnen gehört und sogar ihr Zuhause öffnen. Aber auch das ewige Lamento, in Berlin gäbe es keine Sammler, das immer aufkommt, wenn es um den schwächelnden hiesigen Kunstmarkt geht. Barbara und Axel Haubrok, Christian Boros, Julia Stoschek, Jochen Kienzle oder Heiner Wemhöner können das nicht mehr hören und treten mit der „Collection Night“ den Gegenbeweis an. Wemhöner, der vor Jahren mal temporäre Ausstellungsräume hatte, stellt seinen neuen Standort vor, bevor das einstige Neuköllner Tanzlokal umgebaut und 2021 eröffnet wird.

Die Zahl der engagierten Kunstsammler wächst also noch. Und statt zu fragen, ob sie ihre Kunst nicht wie frühere Generationen einfach in Museen geben könnten, statt sich private Ruhmeshallen zu errichten, sollte man sich über diese dezentrale Fülle freuen. Reine Mäzene waren auch die Herrschaften von damals nicht. Manche versprachen Dauerleihgaben und zogen die Werke zurück, nachdem ihr Aufenthalt im Museum wertsteigernd gewirkt hatte. Andere verbanden ihre Schenkungen mit unerfüllbaren Auflagen, wollten die Kunst aus persönlicher Eitelkeit in Gänze und Ewigkeit ausgestellt wissen.

Dabei unterscheiden sich Museen und private Sammlungen gravierend. Die einen bewahren, die anderen kaufen, was ihnen jetzt gefällt. Längst nicht alles wird die Zukunft überdauern, es zeigt aber den state of art sehr unmittelbar. Museen bilden Epochen ab, private Kollektionen verraten viel über ihre Besitzer. So gesehen ist die „Collection Night“ ein Trip in die Seelen der Sammler. Und was würde besser dazu passen als eine nächtliche Einladung?

Zur Startseite