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Die Pretenders-Chefin Chrissie Hynde.

© Matt Holyoak/BMG

Chrissie Hynde wird 70: Das Herz und die Stimme der Pretenders

Chrissie Hynde zog Ende der Siebziger von den USA nach London und gründete die Pretenders. Jetzt wird die Rockusikerin mit dem feinen Pop-Gespür 70 Jahre alt.

Als Bob Dylan im März des vergangenen Jahres seinen epischen Song „Murder Most Foul“ herausbrachte und damit vielen Menschen während der ersten schlimmen Covid-Welle ein wenig Ablenkung verschaffte, gehörte auch Chrissie Hynde zu seinen begeisterten Hörer*innen.

„Ich wurde sofort aus dieser mürrischen Stimmung herausgerissen, in der ich mich befand“, erinnerte sie sich später im „Rolling Stone Magazine“. Und nicht nur die Laune der Musikerin stieg, sie war derart inspiriert, dass sie ihren Pretenders-Bandkollegen James Walbourne anrief und sagte: „Lass uns ein paar Dylan-Cover machen“.

„Brass In Pocket“ stieg an die UK-Chartspitze

So entstand – größtenteils per hin- und hergeschickter Smartphone-Nachrichten – ein ganzes Album mit dem Titel „Standing In The Doorway: Chrissie Hynde Sings Bob Dylan“, das zum 80. Geburtstag des Nobelpreis-Grummlers im Mai dieses Jahres herauskam. Ein feines Geschenk, das neun weniger bekannte Songs aus Dylans riesigem Fundus versammelt – zurückgenommen arrangiert, aber mit viel Gefühl interpretiert. Kein Werk, das das Dylan-Adaptionswesen neu erfindet, aber sicher eines, das die Fans von Chrissie Hynde erfreut hat.

Die Gitarristin und Sängerin hat ja ein Händchen für Coverversionen, was sie gleich zu Beginn ihrer Karriere mit ihrer Band Pretenders bewies: Die erste Single des von Hynde in London gegründeten Quartetts war eine zackige Version des Kinks-Songs „Stop Your Sobbing“, die es Anfang 1979 in die Top 40 schaffte.

Mit den eigenen Songs „Kid“ und vor allem dem locker-poppigen „Brass In Pocket“, das bis an die Spitze der UK-Charts stieg, etablierten sich die Pretenders als spannende Impulsgeber der New Wave- und Post Punk-Zeit. Das 1980 veröffentlichte Debütalbum fand auch in Chrissie Hyndes US-amerikanischer Heimat Beachtung.

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Geboren 1951 in Akron, Ohio, war sie schon als Kind begeistert von der Musik der British Invasion und ging Anfang der Siebziger nach London. Kurzzeitig schrieb sie für den „NME“, arbeitete in der „Sex“-Boutique von Vivienne Westwood und Malcolm McLaren. Sie war mitten im Epizentrum des britischen Punk, doch mit einer eigenen Band wollte es erstmal nicht klappen, bis sie mit Gitarrist James Honeyman-Scott, Bassist Pete Farndon, und Drummer Martin Chambers endlich die erste Pretenders-Besetzung zusammenhatte.

Allerdings brachten sie nur zwei Alben heraus, dann zerstörten Drogen die Gruppe: Farndon wurde von Hynde 1982 wegen seiner Sucht gefeuert, wenige Tage später starb Honeyman-Scott an einer Überdosis.

Seither ist Chrissie Hynde das einzige feste Pretenders-Mitglied. Das Cover des vierten Albums „Get Close“ (1986) zeigt die Musikerin, deren Augen immer halb von Ponyfransen verdeckt sind, dann auch erstmals allein. Mit dem von ihr geschriebenen „Don’t Get Me Wrong“ ist darauf einer der größten Hits der Gruppe, bei dem sie ein weiteres Mal ihre Pop-Sensibilität ausspielte.

Ab Mitte der Neunziger wurde es etwas ruhiger um die Pretenders, Chrissie Hynde hatte mittlerweile zwei Ehen mit Rockstars (Ray Davies und Jim Kerr) hinter sich und war auch als Tierschutzaktivistin bekannt geworden.

Ihr erstes Soloalbum hat sie 2014 veröffentlicht. „Stockholm“, benannt nach dem Aufnahmeort, klingt natürlich wie eine Pretenders-Platte. Songs wie „Dark Sunglasses“ und „Down The Wrong Way“ sind klasse Gitarren-Pop. Sie würden sich gut auf einem Album mit Pretenders-Covern machen. Wäre doch ein schönes Geschenk zum 70. Geburtstag, den Chrissie Hynde am Dienstag feiert. Mister Dylan, wie wär’s?

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