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Cat Stevens alias Yusuf Islam wird an diesem Samstag 70.

© Tracey Nearmy/AAP/dpa

Cat Stevens zum 70.: Der Folkpop-Meister und streitbare Konvertit wird 70

Im Sommer of Love hatte er einen Riesenerfolg. Später konvertierte Cat Stevens und nannte sich Yusuf Islam. Heute verbindet er seine beiden Lebenswelten. Ein Geburtstagsgruß.

Ein einsamer Wanderer in der Nacht. Auf der Flucht und ohne Hoffnung. Auch um sich herum sieht er nur Schmerz und Leid, einen Kindersoldaten mit dunklen Augen, ein weinendes Mädchen ohne Eltern. „Blackness Of The Night“ ist ein einfacher, ausgesprochen finsterer Folksong. Aufgenommen im Oktober 1967 nach dem Summer of Love, der für den Musiker mit seiner ersten fast rauschhaften Erfolgsphase zusammenfiel. Unter dem Namen Cat Stevens hatte er zu jahresbeginn sein mit Hit-Singles vollgepacktes Debütalbum „Matthew & Son“ herausgebracht. Der im Herbst veröffentlichte Nachfolger „New Masters“ konnte da nicht mithalten, er wurde ein Flop.

Und doch kehrt Cat Stevens 50 Jahre später noch einmal zu dieser Platte zurück, nimmt vier Stücke neu auf. Auch „Blackness Of The Night“, das er sogar an den Anfang seines Albums „Laughing Apple“ stellt. Das Arrangement der neuen, langsameren Version ist deutlich reduzierter, wodurch man noch mehr auf den Text achtet. Das war wohl auch die Idee, denn der Sänger sieht darin eine Verbindung zu den Flüchtlingsschicksalen der Gegenwart. In Interviews nennt er das Stück seinen „ersten Protestsong“.

Dabei war der 1948 in London als Sohn einer schwedischen Mutter und eines griechisch-zypriotischen Vaters geborene Musiker das ja nie: ein Protestsänger. Seine Stärke lag bei poppigen und dann vor allem bei sanft-gefühligen Liedern. Wovon nicht nur seine glücksbesoffene Hippie-Hymne „Peace Train“ zeugt, sondern auch zahlreiche seiner klassischen Balladen von „Wild World“, „Morning Has Broken“ bis „Father And Son“ sowie die Hits, die er für andere schrieb, etwa „The First Cut Is The Deepest“.

Als Yusuf Islam ging er eine arrangierte Ehe ein

Sie alle entstanden in seiner kreativen Hochphase Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre – im Anschluss an eine schwere Krise. Denn im März 1968 wurde bei Cat Stevens, der mit dem Namen Steven Demetre Georgiou zur Welt kam, Tuberkulose diagnostiziert. Er verbrachte drei Monate im Krankenhaus und brauchte ein Jahr, um sich ganz zu erholen. Er nutzte die Zeit, um Lieder zu schreiben und seinen Singer-Songwriger-Stil zu entwickeln, der auf Alben wie „Tea For The Tillerman“ (1970) und „Teaser and the Firecat“ (1971) zu voller Blüte kam.

1978 dann der nächste große Einschnitt. Cat Stevens hat zu Allah gefunden, nennt sich fortan Yusuf Islam und erklärt seinen Abschied von der Popmusik. Er versteigert seine Gitarren, geht eine arrangierte Ehe ein, wird Vater von fünf Kindern und gründet drei islamische Schulen. Es wird still um ihn, bis er sich 1989 zustimmend zur Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie äußert. Yusuf Islam redet sich damit heraus, falsch verstanden worden zu sein, betont jedoch stets, dass der Koran harte Strafen für Blasphemie vorsieht. Viele Radiostationen nehmen seine Songs aus dem Programm, Medien, Kolleginnen und Kollegen kritisieren ihn.

Cat Stevens geht wieder mit den alten Liedern auf Tour

Seit Mitte der nuller Jahre ist eine Wiederannäherung von Yusuf Islam an die Branche im Gange. So nimmt er 2006 mit „An Other Cup“ wieder ein Folkpop-Album auf, wird 2014 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und spielt bei seiner Einführung einige Cat-Stevens- Songs. Er geht auch wieder mit den alten Liedern auf Tour – und benutzt für „The Laughing Apple“ den Namen Yusuf/Cat Stevens. Offenbar glückt ihm die Verbindung seiner beiden Lebenswelten – er wohnt in London und Dubai – im Alter besser. Und vielleicht gelingt ihm ja auch noch mal ein feiner Protestsong.

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