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Denkt schon mal ans Aufhören: Tote-Hosen-Sänger Campino v

© Britta Pedersen/dpa

Campino und die Rente: Der Frontmann der Toten Hosen denkt übers Aufhören nach

Sollte der Frontmann der Toten Hosen aufhören? Nein, so lange es nicht peinlich wird, muss das nicht sein. Die Stones und Neil Young machen es vor.

Natürlich ist Campino von den Toten Hosen mit seinen 57 Jahren viel zu jung, um sich Gedanken über das Aufhören und die Rente zu machen. Der Pop der Gegenwart hat mit Jugendkultur lange nichts mehr zu tun, er ist etwas für die ganze Familie geworden, inklusive Großeltern.

Es können noch so viele junge, in den neunziger Jahren geborene Deutschrapper die Charts bevölkern – wenn ein neues Grönemeyer-Album herauskommt, (Grönemeyer ist 63), eins von Rammstein (Sänger Till Lindemann ist 56) oder eben eins der Hosen, landen die sofort auf Platz eins, und die jeweiligen Touren dazu gehen mindestens durch die Stadien der Republik.

Die Stones sind der Prototyp des Pop-Rentenmodells

So hat Campino nun anlässlich der Veröffentlichung des neuen, rein akustischen Hosen-Albums „Alles Ohne Strom“ auch gesagt, dass man sich den Ball in Ruhe hin– und herschieben könne beim Stand von 3: 1 zehn Minuten vor Schluss, von wegen eines baldigen Karriere-Endes. Man würde aber schon gern von Freunden hören, hat er angefügt, und das ehrt ihn, „wann es langsam peinlich wird“.

Denn darum geht es hauptsächlich im Pop von heute: unpeinlich zu sein, in Würde zu altern, sich nicht ewig jung zu gebären.
Die Rolling Stones, alle in ihren frühen, mittleren Siebzigern, sind der Prototyp des alterlosen Pop- und Rock- Modells (oder des Pop-Rentenmodells, je nach dem). Wer in den vergangenen Jahren ein Stones-Konzert besucht hat, kann nicht behaupten, dass es peinlich gewesen wäre. Nicht gerade frisch, klar, immer diese ewigen Songs „Satisfaction“ oder „Jumpin’ Jack Flash“, aber schon auch okay.

Natürlich ist so mancher Auftritt alternder Pop- und Rockstars eine Gewöhnungssache, vielleicht viel mehr noch bei einst dynamischen Punkbands als bei, sagen wir: einstigen New-Wave-Helden wie Jim Kerr (Simple Minds), Tony Hadley (Spandau Ballett) oder Phil Oakey (Human League).

Doch was ist mit Neil Young? Oder Mudhoney

Aber dann wieder weg von den Stones oder Campino: Neil Young, der gerade ein neues Album mit seiner Stammband Crazy Horse veröffentlicht hat, "Colorado", zeigt ebenfalls wie man unpeinlich älter wird; Johnny Cash hat das seinerzeit mit seinem Spätwerk bewiesen.

Und wer zuletzt einmal Mark Arm von der Grungeband Mudhoney auf der Bühne gesehen hat, konnte da überhaupt keinen Unterschied zu den großen Mudhoney-Zeiten in den Neunzigern ausmachen.

Doch nicht nur der Pop kennt das mit der Alterswürde und dem richtigen Zeitpunkt, Schluss zu machen.

Gerade hat der Rowohlt Verlag verkündet, dass es Mitte November ein neues Buch von dem 92 Jahre alten Schriftsteller Martin Walser gibt, „Mädchenleben oder Die Heiligsprechung“. Bei allem Respekt, selbst vor dem mitunter reichlich erratischen Spätwerk Walsers: Ein bisschen fürchten tut man sich schon davor.

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