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Zeit zum Schmökern. Eine junge Transperson liest.

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Bücher des Jahres: Wir empfehlen die besten Klassiker

Auch von Autoren wie Gustave Flaubert gibt es neu übersetzte Romane. Hier sind unsere acht Lieblingsbücher zum Wiederlesen.

Die Tage werden kürzer, Weihnachten steht vor der Tür und die Pandemie lässt viel Raum für den Literaturgenuss. Wir präsentieren die besten Bücher des Jahres in fünf Kategorien. Dieses Mal: Klassiker, von Joseph Conrad bis Tomi Ungerer.

Gustav Flaubert: Lehrjahre der Männlichkeit

Ähnlich grandios wie „Madame Bovary“, mit grandiosen Settings und einem alles andere als grandiosen Helden. Am grandiosesten aber die Übersetzung, dazu ein langes Nachwort, das mit den anschließenden Anmerkungen noch einmal ein ganz eigenes Flaubert-Buch darstellt (Edl. Hanser, München 2020. 800 Seiten, 42 €). Je häufiger man die „Éducation“ liest, desto besser wird sie. (Gerrit Bartels)

Das Cover von "Lehrjahre der Männlichkeit".
Das Cover von "Lehrjahre der Männlichkeit".

© Hanser

Joseph Conrad: Der Niemand von der „Narcissus“

Black lives matter. Joseph Conrads dritter Roman, 1897 als „Children of the Sea“, dann als „The Nigger of the ,Narcissus’“ erschienen, hat Mirko Bonné neu übersetzt und das N.-Wort, gestützt auf Conrad, ingeniös ersetzt (Mare, Hamburg 2020. 255 Seiten, 32 €). Denn der sterbende Schwarze auf der „Narcissus“ ist: ein Jemand. (Peter von Becker)

Maria Stepanova: Der Körper kehrt wieder

Drei visionäre Langgedichte. Ein Gang über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, zwei Expeditionen zu den Frontlinien des russisch-ukrainischen Konflikts (Suhrkamp, Berlin 2020. 142 S., 22 €). Die Moskauerin, Jahrgang 1972, weiß genau, dass Dichtung nicht Politik ist, Geschichtsbetrachtung durch poetische Wahrnehmungsschärfe aber nur gewinnen kann. (Gregor Dotzauer)

Maria Stepanova bei den Big Book-Awards 2018, Russlands wichtigstem Literaturpreis.
Maria Stepanova bei den Big Book-Awards 2018, Russlands wichtigstem Literaturpreis.

© imago

Axel Schildt: Medien-Intellektuelle in der Bundesrepublik

Das Opus Magnum aus dem Nachlass eines der exzellenten Nachkriegsforscher wird ein Klassiker werden, ein Standardwerk (Wallstein Verlag, Göttingen 2020. Hg. Gabriele Kandzora und Detlef Siegfried. 896 S., 46 €). Schildt erkundet die Rolle der Intellektuellen in den Medien nach 1945, von Adorno, Enzensberger, Kogon oder Eggebrecht. Voll von Entdeckungen und fundierten Deutungen. (Caroline Fetscher)

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Elisabeth Raabe: Der Literaturkalender 2021

Seit 1984 gestaltet Max Bartholl den Literaturkalender, der früher bei Arche erschien (Edition Momente, Zürich und Hamburg 2020. 60 Blätter mit 55 z. T. farbigen Fotos, 22 €). Anderer Verlag, gleichbleibende Qualität: Zu den von Regina Vitali ausgesuchten Fotos generiert dieser Klassiker Woche für Woche erquickende Trouvaillen aus den Federn von Tomas Tranströmer bis Patricia Highsmith. (Katrin Hillgruber)

Cover vom Literaturkalender 2021.
Cover vom Literaturkalender 2021.

© Edition Momente

Anna Kavan: Eis

Frühe Climate Fiction? Oder flüchtiger Einblick in einen drogenzerrütteten Geist? In Kavans Romanklassiker von 1967 (Diaphanes, Zürich 2020. 184 S., 18 €) verfolgt ein Mann eine Frau durch eine unwirtliche, apokalyptische Welt, in der das Wetter verrückt spielt und allerorten zu sinnlosen Kriegen gerüstet wird: surreal, traumlogisch, und vielleicht gerade darum das Buch zur Stunde. (Anja Kümmel)

Tomi Ungerer: Familie Mellops feiert Weihnachten

Familie Schweinchen widmete Tomi Ungerer seine allerersten Bücher, 60 Jahre später bereiten die Mellops noch immer großes Vergnügen (Diogenes Verlag, Zürich 2020; 36 Seiten, 18 €). Statt Trübsal zu blasen wegen des geschrumpften Corona-Weihnachtsfests, feiert man einfach mit ihnen mit. (Susanne Kippenberger)

Tomi Ungerer.
Tomi Ungerer.

© Patrick Seeger/dpa

Georges Manolescu: Fürst Lahovary

Mit seinen Memoiren gelang dem rumänischen Hoteldieb und Heiratsschwindler Georges Manolescu, der sich als Fürst ausgab, 1905 ein Bestseller (Manesse, München 2020. 447 Seiten, 24 €). Skrupel kannte der charmante Plauderer nicht. Die Welt, befand er, schreie danach, betrogen zu werden. (Christian Schröder)

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