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Buchkunst: Deutschlands schönste Bücher

Starke Hülle: Die Kunstbibliothek am Potsdamer Platz zeigt die best gestalteten Bücher des Jahres 2010.

Von Maris Hubschmid

„Ein Buch ist so zu gestalten, dass es in Material und Preis ausgewogen ist und potenzielle Käufer anspricht“, heißt es in den Lehrbüchern angehender Verlagskaufleute. Es mag an einer fragwürdigen Zielgruppendefinition liegen, dass dennoch viele Titel, die zurzeit in den Regalen des deutschen Buchhandels stehen, erstaunlich lieblos aufgemacht erscheinen. Mal schmücken austauschbare Agenturfotos das Buchcover, mal sind Menschen abgebildet, die mit keinem der Protagonisten in Verbindung zu bringen sind. Die Stiftung Buchkunst prämiert jedes Jahr Bücher, die sie in ihrer grafischen Gestaltung, in Konzeption und Verarbeitung vorbildlich findet. Die Kunstbibliothek zeigt nun die knapp zwei Dutzend ausgewählten Bücher des Jahres 2010 (Matthäikirchplatz, bis 10. Juni; täglich 9-20 Uhr). Am meisten überzeugt hat die Jury diesmal die Aufmachung des Buches „Die ganze Zeit“ von Oswald Egger, das bei Suhrkamp erschienen ist. Der rote Leineneinband mit dunkelgrüner Prägung wirkt schlicht und doch raffiniert. Deutlich offensiver, dynamisch und dramatisch präsentieren sich Doris Freigofhas’ Illustrationen des Märchens „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“. Die an der Kunsthochschule entstandene Arbeit wurde mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Einige der ausgewählten Bücher überraschen vor allem im Zusammenspiel von Buchdeckel und -umschlag. Ganz ohne jede Druckerfarbe kommt der von Rafael Horzons „Das weisse Buch“ (ebenfalls Suhrkamp) aus: Er gewinnt seine Konturen allein aus kleinen Löchern. Spätestens hier bedauert der Besucher, dass sämtliche Bücher fest in Vitrinen verschlossen sind. Wie gut, dass diese Kunst ein Massenprodukt ist – und „preislich ausgewogen“.

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