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Nur echt mit Holzfällerjacke: Bob Mould.

© Merge Records

Bob Mould in Berlin: Grunge-Gedenken

Berühmt wurde er mit Hüsker Dü, inzwischen lebt er in Berlin: Bob Mould spielt "Sunshine Rock" im Columbia Theater.

Der etwas ältere Herr mit Brille und Glatze ist Bob Mould – eine Punkrocklegende. Man sieht ihm diesen Status wirklich nicht an, rein optisch würde man eher auf Erdkundelehrer tippen. Doch dann legt er los im ziemlich gut gefüllten Columbia Theater, und für seine 58 Jahre macht Mould immer noch eine gute Figur als Rocker.

Für den Gitarristen und Sänger ist dieses Konzert ein Heimspiel. Vor ein paar Jahren ist er nach Schöneberg gezogen, nun pendelt er zwischen San Francisco und Berlin. So richtig war es nur ein paar Eingeweihten bekannt, dass Mould nun hier lebt. Erst jetzt, als er sein neues Album mit dem Titel „Sunshine Rock“ veröffentlicht hat, berichtet er überall davon, wie wohl er sich hier fühle, auch als schwuler Mann.

Zwischen Schöneberg und San Francisco

Die Berliner lieben es ja, wenn sich Rockmusiker für ihre Stadt aussprechen. David Bowie, Iggy Pop und Nick Cave werden sie auf ewig in Ehren halten. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sie so zahlreich zu Moulds Konzert gekommen sind. Vielleicht hätten sie gerne noch ein paar warme Worte vom Amerikaner gehört, doch der ist mit anderem beschäftigt. Kaum ist ein Song zu Ende gespielt, kommt schon der nächste. Keine Pausen, keine Ansagen, schnell immer weiter im Programm.

Mould bleibt dem Erbe treu, das er heute mitverwaltet, dem Schaffen seiner ehemaligen Band Hüsker Dü. Die war in den Achtzigern berühmt für die Geschwindigkeit, in der sie ihre Songs runterprügelte. Rasant waren diese, aber auch melodiös, womit der Hardcore, für den Hüsker Dü standen, zur Blaupause wurde für Grunge und den Alternative-Rock der frühen Neunzigerjahre. Ohne die Pionierleistung von Bob Mould und seinen damaligen Bandkollegen hätte es Nirvana vielleicht nie gegeben.

Keine Ansagen, sparsame Soli

Aber die Zeit mit Hüsker Dü ist lange her, die Band hat die Achtziger nicht überlebt, und seitdem versucht Mould es mit anderen Bandprojekten und solo. Wie Hüsker Dü ist auch seine aktuelle Band wieder ein Trio aus Schlagzeuger, Bassist und ihm an der Gitarre. Und wie damals bei seiner berühmten Band wird der Gesang gerne gedoppelt. Mould singt tief, sein Bassist gerne in höherer Stimmlage dazu. So entsteht die Art von Rockmusik, die bestens zu dem Holzfäller- und Grunge-Gedächtnis-Hemd passt, das Bob Mould auf der Bühne trägt.

Klassischen Alternative-Rock gibt es zu hören, schnörkellos vorgetragen. Nur hin und wieder leistet sich der Amerikaner ein Gitarrensolo, das beweist, wie sehr er sich von seinen Wurzeln im Hardcore inzwischen emanzipiert hat. Auf Dauer ist das etwas eindimensional, und man würde sich wünschen, dass ein Song vielleicht doch einmal anders klingen würde als der davor. Oder dass Bob Mould endlich auf der Bühne sagt, wie toll er Berlin findet.

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