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Wandgemälde von Bob Marley in Lissabon.

© Patricia de Melo Moreira/AFP

Bob Marleys Sohn im Interview: „Er konnte die Menschen besser machen“

Zum 75. Geburtstag seines Vaters spricht der Musiker Ziggy Marley über seine Kindheit als Sohn einer Reggae-Legende und das Vermächtnis eines Revolutionärs.

Ziggy Marley ist jamaikanischer Reggaemusiker und das zweite Kind von Bob und Rita Marley. Zusammen mit seinen Geschwistern Cedella, Sharon und Stephen spielt er in der Band Ziggy Marley and the Melody Makers.

Herr Marley, vor 75 Jahren wurde Ihr Vater geboren, als er starb, waren Sie erst zwölf. Was hat er Ihnen mitgegeben?
Arbeite hart und mit Disziplin. Das hat er immer ausgestrahlt, wenn er an seiner Musik gefeilt oder geprobt hat.

War er auch ein strenger Vater?
Wenn es sein musste, war er durchaus streng, aber nicht übertrieben. Mein Vater konnte strikt sein, wenn es um respektvolles Verhalten gegenüber Älteren oder unser öffentliches Auftreten ging. Ich wurde aber die meiste Zeit von meiner Großtante erzogen. Schließlich waren meine Eltern viel unterwegs.

Haben Sie darunter gelitten, dass Vater und Mutter ständig auf Tour waren?
Nein, wir Kinder kannten es ja gar nicht anders. Es gab keinen Vergleich für uns. Das war unser Leben und wir haben das so akzeptiert. Aber wir hatten eine gute Kindheit mit einer Gemeinschaft um uns herum, die für uns sorgte. Sie haben uns in guten Händen gelassen.

Bob Marley 1979 in Kingston, Jamaika.
Bob Marley 1979 in Kingston, Jamaika.

© Adrian Boot/Fifty-Six Hope Road Music Ltd./Reuters

Ihr Vater war schon zu Lebzeiten eine Ikone. War Ihnen das bewusst?
Wir bekamen früh mit, dass er eine wichtige Figur war. Zu Hause wurde viel über revolutionäre Ideen gesprochen. Ich spürte, dass etwas Wichtiges um uns herum geschah. Auch wenn man das als Kind nicht alles verstand.

Hat ihr Vater Sie zu einem politischen Menschen erzogen?
Er hat mit uns selten darüber geredet. Worte sind Schall und Rauch. Wir haben ihn beim Handeln beobachtet. Auch als wir das Armenviertel Trenchtown verlassen haben, wo ich geboren wurde, sind wir dorthin immer wieder zurückgekehrt. Das hat mich gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme. Und keinen Wert auf materielle Dinge zu legen.

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Und wenn es um Ihre musikalische Erziehung ging?
Auch unsere musikalischen Fähigkeiten erlangten wir, weil wir ihm zuschauten. Weniger durch Unterricht. Das war nicht so sein Ding. Er spielte uns oft Songs vor, bevor er sie aufnahm. Oder während er sie komponierte.

Gab es einen Unterschied zwischen dem Bob Marley in der Öffentlichkeit und dem Familienmensch?
Er war privat sensibler und verletzlicher. Aber er lachte viel und alberte gerne herum, war selten sehr ernsthaft. In der Öffentlichkeit wirkte er seriöser und unnachgiebiger. Auch weil er dort unter Beobachtung stand.

Setzt es Sie unter Druck, dass Sie oft auf die Rolle als Sohn eines berühmten Vaters reduziert werden?
Ich bin nun mal Bob Marleys Sohn und das ist großartig. Aber ich bin ja auch ein Sohn Gottes. Und das ist etwas noch viel Größeres, als der Sohn von Bob Marley zu sein. Denn wer ist größer als Gott? Stellen Sie sich mal den Druck vor, was es bedeutet, ein Sohn Gottes zu sein?

In großen Fußstapfen. Auch Ziggy Marley ist erfolgreicher Reggae-Musiker.
In großen Fußstapfen. Auch Ziggy Marley ist erfolgreicher Reggae-Musiker.

© imago/ZUMA Press

Würden Sie sagen, dass Sie sein Erbe angetreten haben?
Ich habe es nicht angetreten, aber wir sind ein Teil davon. Alle in meiner Familie sind Menschen wie mein Vater. Wir sind mit diesem Vermächtnis aufgewachsen. Das ist in unserem Blut, in unserem Geist. Es ist nichts, worüber wir entscheiden könnten, es ist etwas, was wir sind. Mein Vater ist ein großartiges Beispiel für uns alle. Er lebte eine Philosophie. Die Lehre von Jesus Christus. Ein biblisches Leben in Bescheidenheit.

Vermissen Sie ihn?
Ja, manchmal. Jetzt, wo ich 51 Jahre alt bin, ist es herzzerreißend, dass er schon mit 36 Jahren gestorben ist. Aus heutiger Sicht war er noch ein Baby, als er ging – viel zu jung.

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Und wenn er heute noch lebte?
Ich glaube, die Welt wäre eine andere, eine bessere. Millionen hätten eine Inspiration. Er konnte Menschen zu besseren, zu liebenderen Menschen machen. Durch seine Musik, durch seine Reden. Sein Geschenk an die Welt war der Anstoß für Gerechtigkeit aufzustehen und für Rechte.

Ist die Welt nach seinem Tod eine gerechtere geworden?
Die Welt wird von Regierungen und Politikern gestaltet. Und die hören meistens nicht die Musik von Bob Marley. Er richtete sich an die Menschen in den Gemeinden. Jetzt liegt es in ihren Händen, das politische System zu verändern. Das geschieht von unten.

Angenommen, Sie könnten einen Song mit Ihrem Vater zusammen spielen, welcher wäre das?
„Redemption Song“. Es ist ein sehr tiefgehendes Lied und trägt viel Emotionen in sich. Es hatte eine große Bedeutung für meinen Vater. Er drückt darin aus, dass die Leute sich nicht vom politischen System irreführen lassen sollten. Wir könnten diese Welt so viel positiver gestalten, wenn die Menschen endlich aufwachen würden.

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