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Die Rockband Black Rebel Motorcycle Club 2013 beim Roskilde-Festival

© dpa

Black Rebel Motorcycle Club in Berlin: Sexy Raucher

Was ist bloß aus der Revolution geworden? Und dem coolen Rock? Das Konzert von Black Rebel Motorcycle Club im Berliner Astra.

Von Oliver Bilger

Um den Rock steht es gerade nicht gut. Vor zehn Jahren erlebte das Genre mit blutjungen The-Bands sein letztes Revival. Tausende jubelten in furchtbaren Karo-Vans und falschen Lederjacken den Strokes, Arctic Monkeys, Bloc Party, Kings of Leon und Franz Ferdinand zu, die Musikmagazine rissen sich um gerade einmal volljährige Typen, die plötzlich als Stilikonen und Rockstars gefeiert wurden, aber schließlich auch nur zwei, drei Jahre die Popwelt regierten. Heutzutage existieren viele der Bands immer noch, doch auf die Cover der Magazine schafft es keine mehr, vielleicht noch Kings of Leon. Auch nicht Black Rebel Motorcyle Club, die aber mit ihrem düsteren, bluesigen San-Francisco-Rock am Freitagabend immerhin das Astra ausverkaufen.

Hayes lässt groovige Gitarrensolo vom Stapel - cool mit Kippe im Mund

Fünf Takte von „Beat The Devil's Tattoo“, und der Laden kocht. Der Körper vibriert unter den krachenden Bässen, der letzte Sauerstoff in der Halle ist bereits verbraucht und erste Bierbecher fliegen Richtung Bühne. Nur zu dritt – links Robert Levon Been, rechts Peter Hayes, beide Gitarristen und Sänger, in der Mitte Leah Shapiro hinter ihrem Schlagzeug – erzeugen BRMC einen archaischen Rock-’n’-Roll-Sound. Das Rezept ist simpel: Die satt übersteuerten Gibson-Gitarren hängen tief, der Rhythmus ist treibend, die Melodien sind eingängig und die Texte gesellschaftskritisch: „We're fools in need, fools to believe / We're all fools in need too foolish to believe / What happened to the revolution“.

Aber die drei Musiker beweisen auch Gespür für die richtige Komposition. Nach einigen strammen Powerchord-Höllenritten hängt sich Hayes seine Mundharmonika-Konstruktion um und spielt Stücke vom Blues-Album „Howl“. Und wann war Rauchen das letzte Mal so sexy? Wie Hayes da einen Song lang aus dem Mundwinkel raucht, während er groovige Gitarrensolos vom Stapel lässt, das erinnert schon an Typen wie den jungen Marlon Brando – was passt, die Band ist nach Brandos Motorradgang in dem Outlaw-Klassiker „The Wild One“ benannt.

Nach mehr als zwei Stunden ist Schluss. Man stolpert berauscht an der Partymeute vorbei, die nebenan vor dem Suicide Circus ansteht, und hat das Gefühl, aus einer anderen Welt zu kommen. Rock ’n’ Roll – wer weiß das nicht? – ist eben mehr als Musik: ein Lebensgefühl. Und es ist gut zu wissen, wo man hingehört.

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