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Sängerin Billie Eilish

© Isabel Infantes/dpa

Billie Eilish und Taylor Swift mit Rekordverkäufen: Nieder mit dem Schallplatten-Patriarchat!

Die Welt des Vinyls war lange eine Männerdomäne. Doch nun erobern junge Frauen mit Schallplattenverkäufen die Charts und drängen an die Plattenkisten.

Häufig assoziiert man mit Vinyl noch immer nerdige, ergraute Männer, die ihre Samstage damit verbringen, in staubigen Plattenläden nach obskuren Erstpressungen der Rolling Stones zu wühlen. Unter den Top Ten der meistverkauften Schallplatten der vergangenen Dekade fanden sich mit Lana Del Rey und Amy Winehouse genau zwei Frauen wieder. Ansonsten Männernostalgie: The Beatles, Pink Floyd, Bob Marley und Michael Jackson. Doch 2021 könnte das Jahr werden, in dem Platten endlich ein junges und weibliches Label aufgeklebt bekommen.

Mittlerweile dürfte es sich herumgesprochen haben: Vinyl ist zurück. Im vergangenen Jahr konnte sich die Musikbranche hierzulande über 4,2 Millionen verkaufte Schallplatten freuen. Ein Plus von beinahe einer Million Exemplare im Vergleich zum Vorjahr. Die Verkaufszahlen haben sich in nur einem Jahrzehnt verzehnfacht. Zugegeben, was beinahe ausgestorben war, das kann mit einem kleinen Hype schon enormes Wachstum verzeichnen. Doch in den USA hat der Umsatz von Schallplatten 2020 erstmals seit 1986 wieder den von CDs überholt.

Pop-Phänomen Billie Eilish erobert derzeit mit ihrem jüngst veröffentlichtem Album „Happier Than Ever“ überall auf der Welt die Charts. Dabei hätte laut Zählung des Dienstes MRC Data allein der Anteil von 73 000 verkauften Schallplatten in den USA für Platz Eins genügt. Noch anachronistischer wirken da bloß die ausgewiesenen 10 000 verkauften Kassetten (Vielleicht bringt Billie Eilish noch die gute, alte Schellackplatte zurück!).

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An Taylor Swift kommt Billie Eilish nicht vorbei

Wie kann das sein? Streaming macht in den USA über 80 Prozent des Musikgeschäfts aus – physische Tonträger nur noch neun Prozent. Mancher Beobachter erklärt Eilishs Vinyl-Erfolg damit, dass die 19-Jährige eine generationenüberspannende Begeisterung ausgelöst habe, vergleichbar mit der Beatlemania.

Dass die Kauffreude aber allein auf die demographisch heterogene Anhängerschaft zurückzuführen ist, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist, dass vor allem junge Musikfans das Geld, das sie pandemiebedingt bei Konzertkarten sparten, in hochwertige Tonträger investiert haben. Bei „Happier Than Ever“ konnten sie bereits drei Monate vor Veröffentlichung zwischen acht Farbvarianten der Schallplatten wählen.

An Taylor Swift und ihrem Album „Evermore“ kam allerdings auch Billie Eilish nicht vorbei. Die 31-jährige US-Sängerin verkaufte in der ersten Woche nach der Vinyl-Veröffentlichung Ende Mai 102 000 Exemplare. Damit stellte sie einen neuen Rekord für den größten Schallplattenverkauf in einer Woche seit Beginn der Aufzeichnung der Verkaufszahlen 1991 auf.

Zum diesjährigen Record Store Day ergab eine Umfrage, dass auch Plattenkäufer:innen jünger und weiblicher werden. Die Musikwelt scheint sich also endlich weiterzudrehen, wenn auch deutlich langsamer als mit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute.

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