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Husch, husch ins Kino. Drinnen sind alle Sorgen vergessen.

© Abbildung aus dem Buch

Bilderbuch für alle Generationen: Das Leben ist ein Film

Seite für Seite schönste Poesie: Der Taiwanese Jimmy Liao hat eine Liebeserklärung fürs Kino gezeichnet und ein Kunstwerk zum Blättern geschaffen

Es gibt viele Gründe, ins Kino zu gehen. Man kann dort Abenteuer erleben, sich in Horrorfilmen gruseln oder angesichts von Science-Fiction-Streifen durch das Universum düsen. Der Alltag ist weit weg, nur das Geschehen auf der Leinwand zählt. Doch die Zuschauer bringen ja ihre Lebensgeschichte(n) mit in den Saal des Lichtspielhauses. Der taiwanesische Zeichner Jimmy Liao verbindet beide Welten auf wunderbar poetische Weise. In seinem neuen Buch „Das Kino des Lebens“ stellt er uns ein kleines Mädchen vor, das seine Mutter verloren hat. Weil die immer so gern Filme angeschaut hat, geht nun auch die Tochter oft ins Kino. Vielleicht, so hofft sie, trifft sie die Mutter ja dort wieder. Am Anfang kommt der Vater mit und erwartungsvoll versinken die beiden nebeneinander in den Plüschsesseln. „Nach der Vorstellung blieben wir gern noch eine Weile sitzen“, erzählt das Mädchen und so sieht man sie allein im großen Saal, wo zuvor jeder Platz besetzt war. Jeder Zuschauer ist bei Jimmy Liao zu einer Type geworden: Einer mit Bürstenhaarschnitt grinst breit, ein anderer verschränkt die Arme hinter seinem Kopf, ein rothaariges Mädchen stellt den Kopf ganz schräg und ein Blonder mit Stirnband nuckelt an seiner Limonade.

Im Kinosaal trifft sie die große Liebe

Das Mädchen wird älter, verliebt sich mehrmals. An die Namen der Jungs kann sie sich bald nicht mehr erinnern, nur an die gemeinsam angeschauten Filme. Jene, die sie berührten und traurig machten, und die anderen, über die sie so herzhaft lachen konnte. Einmal sieht man sie in einem leeren Fastfood-Restaurant sitzen und gebannt auf eine improvisierte Leinwand starren. Wie ein guter Film, so ziehen die mit Liebe zum Detail gemalten Szenen die Betrachter dieses Buches in den Bann. Seite für Seite ein Kunstwerk.

Nach dem Kinobesuch ist der Kopf voller Bilder.
Nach dem Kinobesuch ist der Kopf voller Bilder.

© Cover Jimmy Liao

Natürlich trifft das Mädchen, nun eine erwachsene Frau, im Kinosaal ihre große Liebe. Bald bekommt sie ein Kind. Ihr Mann, der wie sie Filme über alles liebt, will selbst einen drehen. Tag und Nacht arbeitet er daran. Doch der Streifen floppt. Die Leute, so ereifert sich der Regisseur, verstünden seinen Film nicht. Das lässt ihn verbittert zurück, er gleitet in eine Depression, aus der ihn seine Frau nicht herausholen kann. Ihn verliert sie, doch ihre Liebe zum Kino bleibt.

Mit seinem Buch verneigt sich Jimmy Liao vor dem Kino. In manchen Momenten seines Lebens sei ein Lichtspielhaus ein Zufluchtsort gewesen, der Kraft gespendet habe. Nun hat er seine Liebe illustriert. Zum Glück für uns.

Jimmy Liao: Das Kino des Lebens. Ins Deutsche übersetzt von Marc Hermann, Chinabooks 2019, 168 Seiten, 23,90 €, für jedes Alter

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