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Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt dürfen aktuell nur 25 Prozent der Plätze besetzt werden.

© Martin Redlinger

Berlins Kultur in der Coronakrise: Mehr Geld vom Senat, aber die Abstandsregeln bleiben streng

Im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses gibt Senator Klaus Lederer neue Hilfsmaßnahmen bekannt, warnt aber auch vor weiteren Lockerungen.

Bei der Sitzung des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus hat Senator Klaus Lederer am Montag weitere Hilfsgelder für die hauptstädtische Kulturszene in Höhe von fast 53 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

30 Millionen sollen an privatwirtschaftlich geführte Kulturbetriebe gehen. Die im Rahmen der „Soforthilfe IV“ zur Verfügung gestellte Summe ist zur weiteren Unterstützung von Akteuren wie Kinos, Clubs, Privattheatern, Entertainment-Veranstaltern und freien Ensembles für die Monate September bis November gedacht. Eine Verlängerung für den Zeitraum Dezember bis Februar ist geplant.

18 Millionen schüttet die Kulturverwaltung mittels eines neuen Stipendienprogramms aus. 2000 Antragsteller werden jeweils ein halbes Jahr lang 1500 Euro monatlich erhalten, um Projekte realisieren zu können. Das Programm soll im Herbst starten.

Als dritte Maßnahme fördert Lederers Behörde Kunstaktionen, Konzerte und Schauspiel unter freiem Himmel. Für die so genannte „Draußenstadt“, die der Rat für die Künste initiiert hat, stehen zwei Millionen Euro zur Verfügung, ein „Urbane Praxis“ betitelter Projektfonds wird mit 2,5 Millionen Euro ausgestattet und die Berlinische Galerie erhält 300 000 Euro für Ausstellungen im öffentlichen Raum.

Chöre können wieder proben

Während Klaus Lederer eine Lockerung beim Singen in geschlossenen Räumen bekanntgeben konnte – Proben für Profi- wie Laienchöre sind unter strengen Auflagen wieder möglich, ebenso der Gesang in Gottesdiensten – gibt es in Sachen Abstandsregel keine Änderung. Auch in der jetzt veröffentlichten Version 2.3 des Hygienekonzeptes bleiben 1,5 Meter vorgeschrieben, die zwischen allen Besuchern einzuhalten sind. Dadurch können Konzertsäle und Theater nur rund 25 Prozent ihrer Plätze belegen, mit gravierenden finanziellen Auswirkungen.

Die Vorschriften präzisieren allerdings nicht, wie die 1,5 Meter gemessen werden. Aktuell wird in Berliner Institutionen von Schulter zu Schulter der Besucher gerechnet In Österreich dagegen gilt jeweils die Körpermitte als Berechnungsgrundlage. Bei den Salzburger Festspielen kann darum jeder zweite Platz im Saal verkauft werden. Beim Young Euro Classic Festival, das am Montag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu ende ging, blieben dagegen jeweils 3 Stühle frei zwischen den Zuhörern.

Kinos als mögliches Experimentierfeld

Klaus Lederer kündigte an, in den nächsten Tagen darüber zu entscheiden, ob man den Mindestabstand für die Kinos versuchsweise lockern könne, wenn die Besucher gleichzeitig dazu verpflichtet werden, durchgängig während der Filmvorführung den Mund-Nase-Schutz zu tragen. Sollte dieses Experiment positiv verlaufen, könne er sich eine Übertragung der Lockerung auch auf andere Einrichtungen vorstellen, sagte der Senator.

Hoffnung besteht für die Deutsche Oper, die am 27. September im Rahmen ihrer Neuinszenierung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ die Premiere der „Walküre“ herausbringen will. Das Werk dauert vier Stunden. Derzeit sind zwar nur 90 Minuten als Aufführungsdauer erlaubt, das neue Hygienekonzept aber enthält die Formulierung, dass die maximale Aufenthaltsdauer des Publikums individuell in Absprache mit technischen und medizinischen Experten festgelegt werden kann. Davon könnten auch weitere Bühnen profitieren.

Wie kann Freiluftkultur ermöglich werden?

Intensiv diskutierten die Abgeordneten die Frage, wie die Berliner Bezirke dazu gebracht werden können, unbürokratisch kulturelle Freiluftveranstaltungen zu genehmigen. Fraktionsübergreifend war man sich einig, dass die zuständigen Stellen bislang häufig zu langsam und zögerlich handelten. Es wurden außerdem verschiedene Beispiele angeführt, bei denen Ordnungskräfte nach Bürgerbeschwerden Open-Air-Musikdarbietungen ohne Verstärkung unterbunden haben.

Der Kultursenator ermunterte die Parlamentarier daraufhin, mit ihren Parteikolleginnen und -kollegen in den Bezirksverordnetenversammlungen direkt Kontakt aufzunehmen. Seine Wahrnehmung sei im übrigen, dass in Sachen Freiluftkultur „im Kleinen“ schon so einiges passiere.

Klaus Lederer dankte ausdrücklich allen Mitarbeitern seiner Verwaltung, die den ganzen Sommer durchgearbeitet hätten, sowie allen Expertinnen und Experten, die ihnen für die Bewältigung der Coronakrise beratend zur Seite stehen. Dem Dank schlossen sich die Mitglieder des Kulturausschusses an.

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