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Frank Castorf im November 2017 bei der Pressekonferenz zu seiner Inszenierung "Les Misérables" am Berliner Ensemble.

© Maurizio Gambarini/dpa

Berliner Volksbühne: Frank Castorf - Die Mär vom Revolutionär

Frank Castorf sucht sein Glück jetzt lieber anderswo. Was mit der Volksbühne passiert ist dem Ex-Intendanten "völlig Mumpe". Ein Kommentar.

Er geht jetzt gerne in Nizza essen, inszeniert in Paris und Epidauros. „Es wäre doch elitär zu sagen, ich bin nur im deutschen Theater richtig“. Das hat Frank Castorf jetzt dem „Spiegel“ gesagt. Was aus der Volksbühne wird, ist ihm dagegen „völlig Mumpe“: „Ich will das Leben genießen.“ Da ist er raus. Sollen die Politiker jetzt doch auslöffeln, was sie sich da eingebrockt haben. „Man hat unser Theater politisch zerschlagen“, dröhnt der Ex-Intendant. „West-Berlin hat unser Theater gehasst.“

Er weiß auch, weshalb: „West-Berlin war die Stadt der Wehrdienstverweigerer, der Leistungsverweigerer, der Geflüchteten.“ Während rund um den Rosa- Luxemburg-Platz lauter Leute lebten, die gerne gedient haben, froh den Fünfjahresplan übererfüllten und nie auf die Idee gekommen wären, rüberzumachen? Oder wie?

Einen Westler hat Castorf besonders gefressen, den „dünnen Herrn Renner“ nämlich, „der aussieht wie Pinocchio“. Klar, dass er dessen Kandidaten keine Inszenierung überlassen konnte: „Das wäre so gewesen, als würde ich einem Schwerversehrten über die Straße helfen“.

Richtig stolz ist Castorf übrigens, dass er neulich im Radio mit Castro verwechselt wurde. Denn genau das wollte er ja immer sein: „ein Revolutionär, umgeben von einem Meer von Feindseligkeit“. Als West-Berliner kommt einem diese Insel-Metapher irgendwie bekannt vor.

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