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Im Kreise seiner Lieben: Simon Rattle bei der Pressekonferenz am 3. Mai 2017 mit Intendant Martin Hoffmann (rechts) sowie den Musikern Ulrich Knörzer und Olaf Maninger.

© dpa/Jörg Carstensen

Berliner Philharmoniker: Spiel's noch einmal, Simon

In seiner letzten Saison als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker nimmt sich Simon Rattle 2017/18 lauter Lieblingsstücke vor.

Time to say goodbye: Im Januar 2013 hat Simon Rattle bekanntgegeben, dass er die Berliner Philharmonikern nicht über den Sommer 2018 hinaus leiten werde. Und immer, wenn er seitdem gefragt wurde, wie sich dieser angekündigte Abschied denn anfühle, habe er geantwortet: Das sei doch noch sehr lange hin. „Jetzt aber sitze ich hier“, sagt der Dirigent am Mittwoch mit jener Art von gespieltem Erstaunen, die er so virtuos beherrscht, „und stelle Ihnen tatsächlich meine letzte Spielzeit vor.“ Noch mehr als in den vergangenen 16 Jahren, fährt er mit charmanter Koketterie fort, habe er darum bei der Programmplanung das Lustprinzip in den Mittelpunkt gestellt.
Neben den mehreren kurzen Uraufführungen, die er „Tapas“ nennt, gönnt sich Sir Simon 2017/18 also lauter Lieblingsstücke. Werke, die er unbedingt noch einmal im grandiosen Sound der Philharmoniker erleben möchte. Joseph Haydns „Schöpfung“ zum Beispiel, seine Partitur für die einsame Insel, oder auch Leonard Bernsteins „The Age of Anxiety“, Zoltan Kodalys „Hary Janos“ oder Rachmaninows 3.Sinfonie. Ein weiteres Mal noch will er für Schumanns krudes Oratorium „Das Paradies und die Peri“ werben, Peter Sellars soll Leos Janaceks „Schlaues Füchslein“ im Scharoun- Saal inszenieren, und mit Mahlers Sechste interpretiert Rattle jene Sinfonie, die auch 1987 bei seinem Debüt mit den Philharmonikern auf den Notenpulten lag.

Nur zwei Debütanten - und viele Stars

Außerdem hat er viele alte Kumpels eingeladen, Daniel Barenboim, der Bartoks 1. Klavierkonzert spielen wird, Bernard Haitink für Mahlers Neunte, Herbert Blomstedt für Bruckners Dritte. Seiji Ozawa wiederum, der nach langer Krankheit so mirakulös genesene japanische Maestro, hat sich Ravels Oper „L’enfant et les sortilèges“ gewünscht.
Ein Programm betreut Rattles Nachfolger Kirill Petrenko im April 2018, die Dirigentin Susanna Mälkki hatte Glück, dass für Anfang September der eigentlich eingeladene Robin Ticciati absagte, weil er kurz darauf seinen Job als DSO-Chef antritt. Die Frage, warum in 133 Auftritten der Philharmoniker 2017/18 neben den vielen Stars von Mehta über Jansons, Pappano und Gatti bis Thielemann, lediglich zwei Debütanten den Taktstock heben dürfen – nämlich Alain Altinoglu und Dima Slobodeniuk – pariert Rattle mit dem Satz: "This is a hard orchestra to conduct“, wobei sich „hard“ wahlweise mit anspruchsvoll oder anstrengend übersetzen lässt. Darum, findet er, täten Nachwuchsmaestri gut daran, nicht allzu früh vor diese heikle Truppe zu treten.
Rattle selber behält zwar auch nach dem finalen Waldbühnenkonzert am 24. Juni 2018 seinen Berliner Wohnsitz und will die Philharmoniker regelmäßig als Gast leiten, hauptberuflich aber geht er dahin, wo’s weh tut: nach Großbritannien, zum London Symphony Orchestra. Den Brexit bezeichnet er offen als "catastrophy": „Zumindest im Kulturbereich wird dadurch nichts besser oder einfacher.“

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