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Dirigent Santtu-Matias Rouvali ist Jahrgang 1985.

© Kaapo Kamu

Berliner Philharmoniker: Der hippe Finne

Trumpf aus skandinavischer Dirigentenschmiede Finnlands: Der junge Dirigent Santtu-Matias Rouvali überzeugt in der Philharmonie.

Lemminkäinen findet den Tod und wird wiedererweckt von seiner Mutter, die ihm ein Wiegenlied singt. Tief in den Brunnen der heidnischen Frühzeit Finnlands lenkt der Dirigent Santtu-Matias Rouvali den Blick, da er in sein Debütprogramm bei den Berliner Philharmonikern ein Stück finnischer Identität einbringt.

Der Held aus dem Nationalepos „Kalevala“ wird nicht nur von Jean Sibelius in einer Suite besungen, sondern auch von dessen jüngerem Zeitgenossen Uumo Klami. Langsam und sanft intonieren die Philharmoniker Klamis „Wiegenlied für Lemminkäinen“, den vierten Satz seiner Kalevala-Suite, die im fünften das Werden des Glück verheißenden Sampo thematisiert.

Paukengestützt schwillt der Klang, um sich im Pathos auszusingen. Zumal das wiederholungsreich farbige Wiegenlied Klamis mit seinem Dunkelglanz dafür steht, dass der Mythos lebt. Das Publikum honoriert Rouvalis Einstand und zugleich eine Musik, die in der Philharmonie zum ersten Mal erklingt, mit Zuneigung.

Nach Leif Segerstam, Sarastre und Salonen ist Santtu-Matias Rouvali, 34 Jahre alt, ein weiterer Trumpf aus der Dirigentenschmiede Finnlands. Bescheidenheit und Selbstbewusstsein sind in seinem Auftritt, der ein wenig an die Reverenz eines Tanzmeisters erinnert.

Die Gestik hat fein gezeichnetes Format

Auch die Gestik seines Dirigierens hat fein zeichnendes Format. Und er kann zuhören. Etwa der leisen Intensität des Klarinettensolos von Wenzel Fuchs zu Beginn der ersten Symphonie von Sibelius. Elegante Beschleunigungen treten aus dem Schatten, romantischer Schmelz in der Andante-Melodie. Die Steigerungen werden im Detail deutlich artikuliert, der Scherzo-Charakter grell betont. Sehnend und bezwingend spielen die Streicher.

Die Finnen favorisieren französische Musik. Daher fügt sich Ravels Klavierkonzert G-Dur stimmig ins Programm, in anmutiger Klarheit gespielt von Alice Sara Ott. Die deutsch-japanische Pianistin fügt dem ausgesparten Stil der Partitur aus dem Geist Mozarts und des Jazz ihre anmutige Virtuosität ein, während das Orchester ebenso virtuos begleitet.

Wie von tausend Sternen glänzt das Kleid der Pianistin, ihren Blumenstrauß reicht sie weiter an Dominik Wollenweber, den Meister des Englischhorns unter den exzellenten Bläsern.

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