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Luxus-Museumsbau in Paris.

© dpa

Berliner Museumsplanung geht nicht voran: Museum in den Wolken

Was macht Berlin falsch? Während man neidisch auf Paris schaut, das ein neues Millionen-Museum am Stadtrand bekommt, will die hauptstädtische Museumsplanung einfach nicht vorangehen.

Museen bergen Gegenwart, Vergangenheit und schauen gleichsam rückwärts in die Zukunft. Was Menschen geschaffen haben, zerfällt. Was erhalten werden kann, hat Botschaften für jede Zeit. Museen sind Räume der ausgedehnten Konzentration, der Ruhe und der Reise. Sie halten die Uhr an. In Berlin gilt das auch für die Gehäuse selbst. Ob Pergamon, Neue Nationalgalerie oder, weniger dramatisch, Berlinische Galerie – sie müssen wegen Renovierung schließen. Für lange Jahre.
Aber das ist nicht das Einzige, was traurig macht in dieser Hauptstadt. Und wütend. Die Berliner Museumsplanung will nicht vorankommen. Momentan konzentriert sich der Streit auf das Kulturforum und die Frage der Erweiterung der Neuen Nationalgalerie. Bekommt der herrliche Glastempel von Mies van der Rohe eine Dependance im Hinterland oder entscheidet man sich für einen Neubau vorn an der Potsdamer Straße, um dem Kulturforum, das seinen Namen nicht verdient, eine letzte Chance zu geben?

Warum nicht etwas Neues versuchen?

Im Gespräch ist für den Bau die Variante einer Public-Private-Partnership. Eine mäzenatische Lösung also. Das neue Museumsgebäude wird von einem privaten Konsortium errichtet und für die Präsentation der Sammlung später von den Staatlichen Museen gemietet oder eines Tages auch gekauft. Spricht etwas dagegen? Warum nicht in der verfahrenen Berliner Situation etwas Neues versuchen? Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preuißischer Kulturbesitz, hat sich im Tagesspiegel dafür ausgesprochen, Kulturstaatsministerin Monika Grütters arbeitet in diese Richtung. Die Baukosten für ein neues Museum der Moderne sollen bei 200 Millionen Euro liegen. Mit Museumsinsel, Humboldtforum, Staatsoper Unter den Linden, Neuer Nationalgalerie ist die öffentliche Hand reichlich beschäftigt, wenn nicht überfordert. Ach ja, da war auch noch ein Flughafen. Vielleicht kann man in Schönefeld die Klassiker des 20. Jahrhunderts zeigen, die Surrealisten. Da hätte man es nicht mit ganz so vielen Besuchern zu tun. Und der Lärmschutz wäre auch kein Problem. Denn Bilder sind stille Dulder.

Paris bekommt ein neues Museum für Millionen. Was macht Berlin falsch?

Da schaut man neidisch nach Paris. Ein neues Museum für Millionen Euro wird am Stadtrand eröffnet. Frank Gehry hat es für die Stiftung Louis Vuitton entworfen, eine 11 000 Quadratmeter große „Glaswolke“, wie der Architekt seinen Wurf beschreibt und die ein wenig an das ikonische Museum in Bilbao erinnert. Die Struktur schwebe und sei leicht wie der Wind, sagte der 85-Jährige bei der Präsentation.

Staatspräsident François Hollande wird die Wolke am Montag einweihen. In ihrem Innern sind Teile der Sammlung von Bernard Arnault untergebracht, des Milliardärs und Chefs des französischen Luxushauses LVHM. Es handelt sich um Kunst des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Werke. Ach ja. Die Baukosten lagen bei 100 Millionen Euro. Nur 100 Millionen, muss man sagen. Armes Berlin! Was machen wir falsch? Kleiner Trost: Das Gehry-Wolkenheim im Bois de Boulogne hat auch zehn Jahre auf sich warten lassen.

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