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Gutgelaunter Cast: Die "Queen of the Desert"-Darsteller Damian Lewis, Nicole Kidman und James Franco (v.l.n.r.) mit ihrem Regisseur Werner Herzog beim Photo-Call. Der Film selbst ist eher unfreiwillig komisch.

© Britta Pedersen/dpa

Berlinale-Blog: So wird ein Schuh draus

Eine Wüstenoper enttäuscht, ein Taxiepos begeistert und ein Nachwuchsregisseur lädt Werner Herzog zum Schuhe-Essen ein - der Berlinale-Tag im Blog.

 +++ Junge deutsche Nachwuchsfilmer diskutieren über German Mumblecore +++

Während am Potsdamer Platz die aufwändig produzierten Wettbewerbsfilme gezeigt werden, diskutieren nur ein paar hundert Meter weiter drei Nachwuchsregisseure über viel Improvisation und winzige Budgets: German Mumblecore. Jakob Lass ("Love Steaks"), Hanna Doose ("Staub auf unseren Herzen") und Nico Sommer ("Familienfieber") sind sich einig: Spontaneität und Flow sind gut fürs Kino! Und drehen so auch schon mal einen ganzen Kurzfilm in nur drei Stunden.

+++"Queen of the Desert" von Werner Herzog +++

Der große alte Mann der Regie, zumindest hierzulande, hat seinen Legendenstatus bereits sicher. Doch mit seinem Berlinale-Beitrag enttäuscht Werner Herzog: Bei der heutigen Pressevorführung kam es unter den Journalisten sogar zu unfreiwilligen Lachern. Mit Nicole Kidman wird, nach Juliette Binoche im Eröffnungsfilm "Nobody Wants the Night", die nächste Hollywood-Ikone zur Abenteurerin - doch die Erzählung gerät zur Schmonzette.

+++"Taxi" von Jafar Panahi +++

Er ist bereits eines der Festival-Highlights - allein ob seiner Geschichte: "Taxi" von Jafar Panahi ist der dritte Film des Regisseurs, den die Berlinale einlädt. Der Künstler, der in seiner Heimat zu 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt wurde, arbeitet unverdrossen weiter. Mit Erfolg, wie das jüngste Beispiel zeigt.

+++Was läuft denn so? Die Berlinale im Twitter-Spiegel +++

+++"45 Years": Die Pressekonferenz +++

Kate steckt mitten in den Vorbereitungen zu ihrem 45. Hochzeitstag, als ihr Mann Geoff plötzlich eine Nachricht bekommt, die ihn in die Vergangenheit zurückversetzt. Vor 50 Jahren verunglückte seine damalige Freundin bei einem Unfall in den Schweizer Alpen tödlich. Jetzt erst ist ihr Leichnam gefunden worden, eingefroren im Eis und in der Zeit. In "45 Years" erzählt Andrew Haigh von aufkeimender Eifersucht und einem eingespielten Zusammenleben, das aus dem Takt gerät.

+++Italienischer Regisseur will mit Werner Herzog Schuhe essen +++

Ein Festival wie die Berlinale lebt auch von den kleinen Geschichten am Rand. Zum Beispiel von Martin Alan Tranquilli: Er steht alleine vor dem Grand Hyatt Hotel am Potsdamer Platz. Und sucht Gesellschaft. Der Regisseur und Schauspieler aus Italien, will unbedingt Werner Herzog treffen, den deutschen Regisseur, dessen Film „Queen of the Desert“ heute Berlinale-Premiere hat. Warum? „Ich brauche Herzog für meinen nächsten Film“, erklärt Tranquillini. „Als Schauspieler.“ Warum ausgerechnet Herzog? „Es wird ein Märchenfilm, in dem ein Schäfer vorkommt, den muss unbedingt Herzog spielen. Ich habe die Rolle für ihn geschrieben – fragen Sie mich nicht warum, mehr kann ich nicht verraten.“

Hat die Hoffnung auf Werner Herzogs Gesellschaft noch nicht aufgegeben: Martin Alan Tranquillini, Regisseur und Schauspieler aus Italien.
Hat die Hoffnung auf Werner Herzogs Gesellschaft noch nicht aufgegeben: Martin Alan Tranquillini, Regisseur und Schauspieler aus Italien.

© Jens Mühling

Warum aber lädt er seinen Wunschdarsteller auf einen Schuh ins Restaurant ein? Nun, erklärt Tranquillini, das spiele auf eine alte Wette zwischen Herzog und dem amerikanischen Regisseur Errol Morris an. Letzterer hatte in den 70er Jahren Schwierigkeiten, seinen Film „Gates of Heaven“ zu finanzieren. Herzog war pessimistisch: Wenn du das schaffst, sagte er zu Morris, dann fresse ich einen Schuh. Als der Film ein paar Jahre später fertig war, löste Herzog seine Wette ein, und ein dritter Regisseur, Les Blank, dokumentierte das Festmahl mit dem Kurzfilm „Werner Herzog Eats His Shoe“. Das ist inzwischen allerdings 35 Jahre her – Zeit für den nächsten Schuh, findet Martin Tranquillini.

+++"600 Millas": Die Pressekonferenz +++

In "600 Millas" geht es um Waffenschmuggel: Der Film folgt dem jungen Mexikaner Arnulfo Rubio auf seinen Grenztrips zwischen der Heimat und Arizona. Auf der Pressekonferenz geben die Darsteller und Regisseur Gabriel Ripstein Auskunft über die Entstehung, Hauptdarsteller und Hollywoodstar Tim Roth ist leider nicht angereist.

+++"Taxi": Heimlicher Film von heimlichem Regisseur +++

"Queen of the Desert", die Premiere, die heute den meisten Aufruhr verursacht, wurde großteils in den Wüsten Nordafrikas gedreht. Ihr großes Abenteuer startet die Heldin Gertrude Bell damals in Teheran - und wie das Leben in der iranischen Hauptstadt heute ist, zeigt der mit Spannung erwartete, heimlich gedrehte neue Film des regimekritischen Iraners Jafar Panahi („Offside“), der erneut um 16:00 Uhr läuft. In „Taxi“ spielt Panahi einen Taxifahrer, der verschiedene Fahrgäste durch Teheran chauffiert. Die Gespräche des Regisseurs mit den Passagieren werden von einer auf dem Armaturenbrett des Autos befestigten Kamera aufgezeichnet.

„Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann“, sagt Festivalchef Dieter Kosslick. Dieses Jahr bleibt der Stuhl des iranischen Regisseurs erneut leer.
„Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann“, sagt Festivalchef Dieter Kosslick. Dieses Jahr bleibt der Stuhl des iranischen Regisseurs erneut leer.

© Hannibal Hanschke/dpa

Frauen, Männer und ein sehr aufgewecktes kleines Mädchen sprechen sehr offen mit dem Taxifahrer über ihre Probleme und ihr Leben im Iran. Manche der Fahrgäste (er)kennen den im realen Leben mit einem Arbeits- und Ausreiseverbot belegten Panahi als Panahi: ein mit illegalen Filmkopien handelnder Mann, ein alter Nachbar und eine Menschenrechtsanwältin zum Beispiel. Andere sehen ihn als etwas seltsamen Taxifahrer und nehmen bei ihren Äußerungen über Kriminalität und die Todesstrafe kein Blatt vor den Mund.

Panahi hat das Spiel mit den Wahrheiten, in dem es auch um Zensur und Selbstzensur geht, gekonnt doppelbödig inszeniert. „Taxi“ ist ein witziger, subtil politischer Film geworden. Am Ende wird die Kamera aus dem Auto geklaut. Ob die Fahrgäste reale Personen, Laien oder Schauspieler sind, bleibt offen. Panahi war wegen seiner Kritik an der iranischen Regierung im Dezember 2010 zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt worden - das Urteil wurde jedoch nicht vollständig vollstreckt. „Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes als Filme machen“, heißt es in einer im Berlinale-Programm veröffentlichten Erklärung von Panahi.

Regisseur Jafar Panahi in einer Szene seines Films "Taxi".
Regisseur Jafar Panahi in einer Szene seines Films "Taxi".

© Berlinale/dpa

Und weiter: „Mit Kino drücke ich mich aus, es ist mein Leben. Nichts kann mich am Filmemachen hindern. Denn wenn ich in die äußerste Ecke gedrängt werde, ziehe ich mich in mein Innerstes zurück. Und trotz aller Einschränkungen wird in dieser inneren Abgeschlossenheit die Notwendigkeit, etwas zu erschaffen, zu einem immer größeren Trieb.“ Trotz Berufsverbots drehte Panahi heimlich den Film „Geschlossener Vorhang“, der 2013 bei der Berlinale den Silbernen Bären für das beste Drehbuch erhielt. Der Filmemacher steht zwar mittlerweile nicht mehr unter Hausarrest, am Berufs- und Ausreiseverbot hat sich jedoch nichts geändert. Außerdem ist ihm jeglicher Kontakt zur Presse verboten. Wie „Taxi“ zur Berlinale kam, wollte Festival-Direktor Dieter Kosslick nicht sagen.
Als „stillen filmischen Protest“ bezeichnet er die immer wiederkehrende Einladung an Panahi, der vor vier Jahren Jurymitglied war und nicht ausreisen durfte. „Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann“, so Kosslick. Die Berlinale kämpfe seit ihrer Gründung im Jahr 1951 um die Freiheit von Kunst und Meinungsfreiheit. Drei weitere Filme iranischer Regisseure sind in den Sektionen Panorama, Forum und Generation zu sehen.
Ganz privat sollte es dann im dritten Wettbewerbsbeitrag „45 Years“ des Briten Andrew Haigh werden: Charlotte Rampling steckt als Ehefrau mitten in den Vorbereitungen für ihren 45. Hochzeitstag. Da kommt eine Nachricht, die das Leben mit ihrem Mann plötzlich infrage stellt. (dpa/Tsp)

+++"Queen of the Desert": Die Pressekonferenz +++

Statt Binoche am Nordpol nun Kidman in der Wüste: Mit "Queen of the Desert" hat die Berlinale ihr nächstes, großes, weibliches Biopic. Um 18:45 Uhr wird der Film erneut gezeigt. Die Pressevorführung hatte auch komische Momente, auf der anschließenden Konferenz stehen Star-Regisseur Werner Herzog sowie seine Schauspieler Nicole Kidman, James Franco und Damian Lewis Rede und Antwort.

Nicole Kidman erzählt von den Dreharbeiten in der Wüste: "Als wir ankamen, sah ich nur den Horizont. Ich werde gerne aus meiner Comfort-Zone gestoßen. Werner rief mich an und fragte, ob ich mit ihm in die Wüste gehen würde. Ich fragte nur zurück: Kann ich meine Kinder mitbringen? Er sagte, es würde ein Zelt für meine Kinder geben, und da sagte ich zu. Diese wunderschöne Landschaft war sehr aufregend. Ich habe unter dem Sternenhimmel geschlafen - diesem Sternenhimmel. Das hätte ich sonst nie gemacht. Vielen Dank, Werner."

James Franco über eine im Film vorkommende Zaubertrick-Szene: "Das stand im Drehbuch. Ich habe den Wizard of Oz gespielt und mit einem Zauberer geübt, einem großen Zauberer in Las Vegas. Aber Werner (Herzog, d.Red.) dachte da an einen ganz besonderen Trick. Und ich glaube, es war auch eine tolle Szene, denn dieser Trick, den ich da gemacht habe, war ja auch ein Weg, die beiden Charaktere zusammenzuführen – so, wie das gedreht, so, wie das inszeniert wurde. Für mich war es nicht so schwierig oder kompliziert."

Werner Herzog (unterbricht): "Der Trick kommt von meinem älteren Bruder Rudolf und ich habe ihn von ihm gelernt. Aber der Trick selbst ist ja nicht so wichtig – es geht um die Erotik. Es ist, glaube ich, die erotischste Szene, die ich je gedreht habe."

Werner Herzog über Gertrud Bell: „Es geht um eine Frau, die ein komplexes Innenleben hat, zwei tragische Liebesgeschichten. Es geht um Einsamkeit und um Sehnsucht. Die Rolle, die sie später übernommen hat, nämlich, dass sie „Königin der Wüste“ wurde, das war in ihrer Biographie gar nicht vorgesehen. Es kam einfach so, weil sie die Welt der Beduine so gut verstand, dass es niemand anderen gab, der die Rolle so hätte übernehmen können, wie sie sie übernommen hat. Aber ich glaube nicht, dass sie diese Karriere anstrebte.“

Werner Herzog über weibliche Protagonisten: „Ich hätte sehr viel früher mit Frauen anfangen sollen.“

James Franco über eine Liebesszene mit Nicole Kidman - und einem Geier: „Ich dachte, das wäre ein ausgebildeter Geier. Ich wusste nicht, dass der einfach neben der Straße aufgelesen wurde, während wir filmten. Später habe ich das gehört und dachte, oh my god… Na gut, er war an der Leine. Vielleicht hätte er Nicole erreichen können, wahrscheinlich aber nicht. Rückblickend hat das Nicole und mich natürlich näher gebracht. Und Werner sagte, dass diese Zauberszene die intimste sei, die er je gedreht habe. Ich habe schon echte Sexszenen gedreht, aber das war… ganz anders.“

Nicole Kidman über eine veränderte Sicht auf die Geschichte der Region durch den Film: „Was in diesem Film so schön ist: Dass man einfach nur sieht, wie außerordentlich diese Region ist, die Menschen dort sind. Teil des Szenarios zu sein, bringt natürlich ein gewisses Verständnis mit. Aber für mich war es immer wichtig, an Orte zu fahren und die Geschichte kennenzulernen. Ich habe Werner gebeten, mir eine Geschichtsstunde zu geben, aber er sagte, das würde zu weit gehen.“

Werner Herzog: „Wir können uns heute nur die Frage stellen, ob diese Grenzziehung die beste Lösung war. Aber wir sehen heute eine Alternative, nämlich, dass man ein Kalifat gründet, einschließlich Libanon und Israel. Wir sollten uns nicht paternalistisch ansehen, was vor 100 Jahren passiert ist. Ich würde warnen davor, dass man allzu sehr in die Geschichte eindringt. Wir sind keine Chronisten, sondern Geschichtenerzähler.“

Nicole Kidman darüber, was sie vor dem Film über Gertrude Bell wusste: „Überhaupt nichts. Leider. Das ist auch einer der Gründe, aus denen ich diesen Film machen wollte. Ich wollte, dass sie bekannter wird. Sie ist ein so wichtiger Teil unserer Geschichte! Ich habe danach ihre Bücher gelesen und bin wirklich überrascht, dass wir so wenig über sie wissen. Wir sprechen über Lawrence von Arabien, aber nicht über Gertrude Bell – das muss sich ändern.“

Werner Herzog hat seinen Film "Queen of the Desert" wahrlich nicht als Komödie angelegt. In der Pressevorführung wurde trotzdem häufig gekichert. Einer der humoristischen Höhepunkte war ein Vater, der sein krankes Töchterlein tröstet, das die Tränen nicht zurückhalten kann: "Wenn du weinst, musst du weniger pinkeln."

+++Starauflauf: Queen of the Desert +++

Den größten Starauftrieb dieses Jahr verursacht "Queen of the Desert". Der Film läuft ab 12:00 Uhr, die anschließende Pressekonferenz wird ab 14:20 Uhr live (und im Tagesspiegel-Berlinale-Blog) übertragen. Nicole Kidman spielt die Wüstenabenteurerin Gertrude Bell, James Franco ihren Diplomaten-Lover, Robert Pattinson gibt eine Lawrence-von-Arabien-Variante und Damian "Homeland" Lewis ist auch mit dabei. Während Kidman und Franco sich die Ehre geben, sagte Robert Pattinson seine Teilnahme an der Berlinale kurzfristig ab. Zur Zusammenarbeit mit seinem deutschen Regisseur Werner Herzog sind aber freundliche Worte überliefert: "Der hat 100 Prozent Selbstvertrauen", sagt Pattinson über Herzog, "daher rührt seine Kreativität."

+++Härte: Die Pressekonferenz +++

Ein Schwerpunkt der Panorama-Sektion liegt auf queeren Themen. Am Vormittag findet die Pressekonferenz zu Rosa von Praunheims "Härte" statt. Der Regisseur wagt sich daran an ein Tabuthema: Sexueller Missbrauch von Kindern durch ihre Mütter. In einer Mischung aus Spielszenen und Interviews erzählt der 72-Jährige die Lebensgeschichte des früheren Kampfsportlers und inhaftierten Zuhälters Andreas Marquardt (Darsteller: Hanno Koffler), der sich nach einer Therapie inzwischen selbst gegen Kindesmissbrauch engagiert. Katy Karrenbauer (52) spielt sehr mutig die Mutter, die ihr eigenes Kind über Jahre zum Opfer macht. Dokumentarfilmer Praunheim („Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“) arbeitete erstmals intensiv mit Profischauspielern. (Tsp/dpa)

+++Jafar Panahi mit "Taxi" +++

Um 09:00 Uhr ist der mit Spannung erwartete heimlich gedrehte neue Film des regimekritischen Iraners Jafar Panahi („Offside“) gezeigt worden. In einer ersten Pressevorführung wurde er mit Applaus aufgenommen. In „Taxi“ spielt Panahi einen Taxifahrer, der verschiedene Fahrgäste durch Teheran chauffiert. Die Gespräche des Regisseurs mit den Passagieren werden von einer auf dem Armaturenbrett des Autos befestigten Kamera aufgezeichnet. Die Frauen, Männer und Kinder sprechen sehr offen mit dem Taxifahrer über ihre Probleme und ihr Leben im Iran. Es geht um Kriminalität, die Todesstrafe, Zensur und Selbstzensur, aber auch um Alltäglichkeiten. Ob die Fahrgäste reale Personen oder Schauspieler sind, bleibt offen.
Panahi war wegen seiner Kritik an der iranischen Regierung im Dezember 2010 zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt worden - das Urteil wurde jedoch nicht vollständig vollstreckt. „Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes als Filme machen“, heißt es in einer im Berlinale-Programm veröffentlichten Erklärung von Panahi. Und weiter: „Mit Kino drücke ich mich aus, es ist mein Leben. Nichts kann mich am Filmemachen hindern.“ (dpa/Tsp)

+++Der Morgen nach der Gala +++

Stars auf dem roten Teppich, ein intensiver Eröffnungsfilm und eine bestens aufgelegte Moderatorin: Hier gibt´s den gestrigen Abend noch einmal zum nachlesen. Mit "Nobody Wants the Night" sorgte Isabel Coixet für einen vieldiskutierten Auftaktstreifen - die hitzigen Diskussionen über den eisgekühlten Startschuss hallen noch nach (das Tagesspiegel-Urteil: Großartige Juliette Binoche und ein bisschen viel Mystik). Die diesjährige Berlinale steht schließlich auch im Zeichen von ProQuote Regie, der Initiative, die mehr Frauen auf dem Regiestuhl fordert. Da ist ein Eröffnungsfilm, in dem der dramatische Höhepunkt die Geburt eines Kindes ist, zumindest diskutabel - und sicher keine Sternstunde weiblicher Ästhetik. Auch die Twitter-Gemeinde diskutiert divers über den Film:

Zweites großes Thema: Juliette Binoches Kleid - zerrissen oder nicht? Und was mag die Binoche Anke Engelke bei der Gala ins Ohr geflüstert haben?

Diese Schauspiel- und Showbusinessgrößen ließen sich auf dem roten Teppich sehen:

Was waren eigentlich die ersten Reaktionen nach dem Eröffnungsfilm? Gefiel er, gefiel er nicht? Das Echo war geteilt. Manche fanden Coixets Drama nicht glaubwürdig oder verkniffen sich einen Kommentar. Andere waren angetan, so wie das Schauspielerpaar Christian Berkel und Andrea Sawatzki. Berkel fand den Film „ganz stark“. Sawatzki sagte: „Ich bin noch ganz ergriffen.“ Auch der Intendantin des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, gefiel der Film, der „ein bisschen bedrückend“ gewesen sei. Unsere Filmrezension finden Sie hier.

Nach der glanzvollen Eröffnung der Berlinale geht es brisant weiter. Zuerst steht heute der iranische Film „Taxi“ auf dem Programm. Gedreht von Jafar Panahi, einem Regisseur, der aus politischen Gründen keiner mehr sein darf und der inzwischen in Teheran als Taxifahrer arbeitet. Dabei interviewt er einfach mit der Kamera seine Fahrgäste – und zeigt damit, was die Menschen im Iran nach der gescheiterten Revolution denken. Heute feiert der Film im Berlinale-Palast seine Weltpremiere.

Schon vor vier Jahren hatte er trotz seiner Wahl zum Jury-Mitglied nicht nach Berlin kommen dürfen. „Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann“, sagte Festivalchef Dieter Kosslick der dpa im Vorfeld.

+++Der Ticket-Notfallplan +++

Sollten Sie noch kein Ticket haben, hier der Notfallplan: Natürlich haben sich die Berlinale-Fans längst die Tickets für die bisher verfügbaren Vorstellungen gesichert, online ist zumindest für den iranischen Film "Taxi" nichts mehr zu bekommen. Aber, kleiner Tipp vom Berlinale-erfahrenen Berlin-Newsticker, ein paar letzte Tickets gibt es immer an den Tageskassen der jeweiligen Kinos. Einen Haken hat diese Sache natürlich auch: Jedes Kino hat dafür eine andere Öffnungszeit.

Wer also die vom offiziellen Iran heftig kritisierte Premiere von „Taxi“ heute um 16 Uhr im Berlinale-Palast sehen möchte, kann sich ab 14.30 Uhr (im nahen Bluemax Theater am Potsdamer Platz) noch die letzten Karten anstellen. Und auch am morgigen Sonnabend wird der Film noch drei Mal gezeigt; dort hat man wohl noch im Haus der Berliner Festspiele eine Chance - der Film beginnt um 12.30 Uhr, die Tickets gibt es eine Stunde vorher. Jedenfalls ungefähr und vielleicht. Falls Sie das mit dem Berlinale-Ticketverkauf jetzt immer noch nicht ganz verstanden haben (wie eigentlich fast alle Berliner), dann kommen hier noch einmal die wichtigsten Tipps.

+++Weltpremiere mit Franco und Kidman +++

Und heute Abend, da kommen gleich zwei Hollywoodstars zum Potsdamer Platz: Nicole Kidman und Berlinale- Dauergast James Franco werden gegen 18.30 Uhr über den roten Teppich laufen. Gemeinsam mit dem bayerischen Regisseur Werner Herzog, in dessen Film "Queen of the Desert" sie mitspielen. Dem ersten deutschen Film im Rennen um die Bären. Nicole Kidman spielt in dem Wüstendrama die britische Geheimdienstlerin
Gertrude Bell, die in den 1920er Jahren an der politischen Neuordnung im Nahen Osten beteiligt war. Ihre Partner sind James Franco und Robert Pattinson. Der Twilight-Darsteller hat sein Kommen allerdings kurzfristig abgesagt.

Rund zwei Stunden früher sind dann noch der britische Regisseur Andrew Haigh und seine beiden Protagonisten aus dem Wettbewerbsfilm „45 Years“ dran: Charlotte Rampling und Tom Courtenay in einem Ehedrama. Insgesamt konkurrieren bei dem elftägigen Festival 19 Filme miteinander im Wettbewerb.

Zur Eröffnung des Panorama Special-Programms um 21.30 Uhr im Zoo Palast mit dem Drama „Härte“ kommt Regisseur Rosa von Praunheim, der von den Darstellern Luise Heyer und Hanno Koffler begleitet wird. Auch Andreas Marquardt, auf dessen Autobiografie der Film basiert, ist dabei. Alle weiteren Artikel, Fotostrecken und Videos finden Sie auf unserer Berlinale-Themenseite. (mit dpa)

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