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Nach der Preisverleihung. Bill Murray amüsiert sich mit dem Silbernen Bären, den er stellvertretend für Wes Anderson entgegennahm.

© John MacDougall/AFP

Berlinale 2018: Wie der Hund zu seinem Bären kam

Dank Bill Murray war die Abschlussgala der Berlinale dann doch noch recht amüsant.

„Menschen in Schock – guter Schock.“ Ja, da hat Anke Engelke wohl recht, doch nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Es ist eben ratsam, wenn man sich einem Wettbewerb stellt, bei der Preisverleihung zumindest den Ansatz einer kleinen Rede der Freude in der Tasche parat zu haben, nur so für alle Fälle. Hätte Adina Pintilie bei den Dankesworten für den Goldenen Bären sicher geholfen.

Macht es auch fürs Publikum einfacher, denn nicht jeder ringt so rührend unbeholfen, immer wieder abwechselnd um Atem und Worte wie Regisseurin Ines Moldavsky, der gerade für „The Men behind the Wall“ der Goldene Bär für den besten Kurzfilm zugesprochen wurde. Eine zu Herzen gehende Danksagung, löst geradezu Mitleid in den Reihen des Berlinale Palasts aus, bis ein Aufrauschen von Beifall der armen Preisträgerin jedes weitere Wort erspart. Aber auch das ist die in diesen Tagen so oft beschworene Empathie, um die es in den Filmen doch immer irgendwie geht.

Das war es also. Die Preisgala als Abschluss von zehn tollen Tagen, in denen Anke Engelke 43 Filme gesehen haben will, während Dieter Kosslick 60 rote Teppiche betreten hat, die Leute stets glücklich, freundlich, friedlich vorfand, wie er schwärmt, „ich könnte noch eine Woche hier stehen“. Der vorletzte Tag des Festivals, das ähnlich endet wie es begonnen hat: mit einer Überfülle an Filmpersonal. Erst ein zu kleines Podium bei der Pressekonferenz zu „Isle of Dogs“, nun eine Bühne, die schier überquillt vor gefeierten und sich feiernden Filmschaffenden: die personalstarke Siegermannschaft von „Touch Me Not“, alle anderen Preisträger des Abends – und die Jury um Tom Tykwer ist ja auch noch da. Hoffnungslos, die alle auf ein Foto bekommen zu wollen. Hat vielleicht einer ein Spezialobjektiv dabei, so ein Fischauge?

Aber Silberner Bär hin, Goldener Bär her: Der eigentliche Star des Abends ist Bill Murray, übrig geblieben vom Eröffnungsabend mit „Isle of Dogs“, in dem er den Hund Boss synchronisiert hat. Vor der Zeremonie, draußen am roten Teppich, hat er so ziemlich jede Hand geschüttelt, die sich ihm entgegenstreckte oder auch nicht – ein unübersehbares Knautschgesicht unter grauer Berlinale- Mütze. Drinnen, bevor es an die Preise geht, lässt er sich von Anke Engelke auf die Bühne bitten – „I don’t want to but I will“, geht auch auf ihre kleine Witzelei über das Rauchen in Filmen ein – ein komisches Talent, geradezu erholsam an diesem nicht immer unterhaltsamen Abend. Und nun steht er auch noch auf der Bühne, in der Hand eine Silbernen Bären, vertretungsweise für Regisseur Wes Anderson. Ein überaus würdiger Vertreter:  Als Hund sei er zur Arbeit gekommen, und mit einem Bären gehe er wieder davon. Natürlich verliert er noch ein paar warme Worte über Stadt und Festival, all die „exciting filmmakers“, die er getroffen habe. Und er verabschiedet sich mit einem seiner Rolle angemessenem Bonmot, an dem sich künftige amerikanische Präsidenten – so sie denn nach Berlin kommen – messen lassen müssen: „Ich bin ein Berliner Hund.“

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