zum Hauptinhalt
Und tschüss. Szenenbild aus dem Perspektive-Eröffnungsfilm Film "Rückenwind von vorn"

© Von Oma gefördert / Berlinale

Berlinale 2018: Die Perspektive-Filme im Überblick

Das Leben und die Liebe wagen. Die Berlinale-Sektion Perspektive Deutsches Kino zeigt starke Mädels und sanfte Jungs auf der Suche nach Identität.

Was will ich und wenn ja wie viele? Das ist im Falle der Festivalsektion, die 2002 für den deutschen Filmnachwuchs gegründet wurde, Programm. Junge Menschen auf der Suche nach Identität, Zweisamkeit und einem Platz im Leben, das ist das Thema der vielfach Familien- und Beziehungsgeschichten erzählenden 14 Filme des Jahrgangs 2018.

Ganz stark ist dieses Motiv auch im Eröffnungsfilm "Rückenwind von vorn". Philipp Eichholtz erzählt in seinem warmherzigen, das Lebensgefühl der Endzwanziger gut treffenden Berlin-Film von der Lehrerin Charlie. Die sträubt sich unausgesprochen gegen den Kinderwunsch ihres Freundes und kümmert sich lieber um die kranke Oma, statt durchs ersehnte Korea zu reisen. „Ich mag es hier“, sagt sie, als sie eine Wohnmobiltour ins Blaue ablehnt. Dass Heimat auch Fremde sein kann, erzählt Felix Hassenfratz in seinem Drama "Verlorene"– und zwar in Dialekt. Hier verbirgt der Zusammenhalt in einer Zimmermannsfamilie auf der schwäbischen Alb einen Missbrauch.

Einfach mal in den Tag hineinleben

Schwache Jungs und starke Mädels, die Übergänge sind fließend. Da sind die mutige Jägerin Linn in Sophie Böschs atmosphärischem Dreißigminüter "Rå" und die Taxifahrerin "Luz", die sich im gleichnamigen Horrorthriller von Tilman Singer gegen einen Dämon zur Wehr setzt. Da sind der sanfte Bräutigam Kian, der in Susan Gordanshekans deutsch-iranischer Liebesgeschichte "Die defekte Katze" eine Frau vermittelt bekommt, und der freundliche Drifter Paul in "Whatever happens next". Darin spielt Regisseur Julian Pörksen die Entschleunigungsfantasie durch, ohne Terminterror einfach mal nur in den Tag hineinzuleben.

Darauf verstehen sich auch die souveränen Obdachlosen in der Doku "Draußen". Besonders die Dokumentarfilme "Impreza" über ein Familienfest in Polen, "Überall, wo wir sind" über den Krebstod eines 29 Jahre alten Berliner Tanzlehrers und "The best thing you can do with your life" über einen Ordensbruder sind – in kalten politischen Zeiten – von einer Sehnsucht nach Intimität geprägt, die sich auch in Kameraarbeit und subjektiver Erzählperspektive spiegeln. Zita Erffa erzählt in der Befragung ihres Bruders, warum er den katholischen "Legionären Christi" beigetreten ist, genauso viel von der eigenen Ratlosigkeit wie vom neuen Leben des Bruders. Auch ein beliebtes selbstrefenzielles Motto: Warum wollen die anderen nie dasselbe wie ich?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false