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Der israelische Regisseur Menahem Golan dreht 1980 das bizarre Science-Fiction-Musical "The Apple".

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Berlin-Filme im Zeughauskino: Mit Iron Man im ICC aufwachen

Die Reihe "Berlin International" im Zeughauskino zeigt die Stadt aus der Perspektive ausländischer Filmemacher in den vergangenen 100 Jahren.

Im Superheldenfilm „The First Avenger: Civil War“ wacht Iron Man Tony Stark in seinem Hightech-Apartment auf und blickt aus dem Fenster auf eine futuristische Skyline. Als er vor die Tür tritt, steht er plötzlich vor dem ICC. Auch nach über 40 Jahren beflügelt die Architektur der West-Berliner Nachkriegsmoderne noch Zukunftsversprechen – alles eine Frage des richtigen Bildausschnitts.

Jenseits der Einstellung kommt die ikonische Kongresshalle am Messegelände schnell wieder in der Gegenwart an. Die Marvel-Macher waren jedoch nicht die ersten, die in den Metallkaskaden der ICC-Außenhaut die Zukunft sahen. 1980 drehte der israelische Produzent und Regisseur Menahem Golan in den Berliner Kulissen ein Science-Fiction-Musical, das schnell Kultstatus erlangte.

„The Apple“ ist der perfekte Auftakt für die von Jan Gympel kuratierte Filmreihe „Berlin International“, die bis zum 19. November im Zeughauskino zu sehen ist. Gympel, ein Chronist des Berlin-Films, geht es diesmal um den Blick auf die Stadt aus der Perspektive internationaler Filmemacher. Seine Auswahl unterscheidet sich deutlich von der Sorte Förderkino, das heutzutage Produzenten aus Steuergründen nach Berlin lockt.

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Die futuristische Moderne West-Berlins

„The Apple“ ist das bizarrste Exemplar eine Berlin-Films, es zeigt Golan, der sich in Deutschland damals schon mit der „Eis am Stiel“-Reihe einen Namen gemacht hat, als äußerst kreativen und vor allem ökonomischen Kopf, dem nur wenige Locations genügten, um die Mauerstadt in eine nicht näher bezeichnete, nahe Zukunft (1994) zu katapultieren.

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Berüchtigt ist „The Apple“ unter Trash-Connaisseuren vor allem wegen seiner Gesang- und Tanzeinlagen, die ihm den Ruf einer „Rocky Horror Picture Show für Arme“ einbrachte. Wer dachte, dass Olivia Newton-Johns Fantasy-Musical „Xanadu“, das im selben Jahr entstand, den Tiefpunkt des Genres darstellt, hat noch nicht Golans glorioses Machwerk, um ein kanadisches Gesangswunder gesehen, die einem diabolischen Musikmanager (der tatsächlich aus der Hölle operiert) ihre Seele verkauft.

Neben dem ICC haben der Bierpinsel, das Märkische Viertel, die Preußische Versuchsanstalt für Wasser und der Mäusebunker prominente Auftritte – damit hatte sich die futuristische Moderne West-Berlins aber auch schon erschöpft. Die Massentanzszene an der Autobahnüberbauung in der Schlangenbader Straße hat 40 Jahre später vermutlich Damien Chazelle in „La La Land“ inspiriert.

Es gibt natürlich auch seriösere Beiträge in „Berlin International“, etwa Sohrab Shahid Saless’ Migrantenporträt „In der Fremde“, Godards „Deutschland im Jahr Null“, den Agentenfilm „Das Quiller-Memorandum“ und Dieters Meiers New-Wave-Film „Jetzt oder Alles“. Manche der Locations sind kaum noch wiederzuerkennen, viele Filme zeigen auch Ecken im geteilten Berlin, die heute kaum noch im Kino zu sehen sind.
„The Apple“ am 1./4. 10 im Zeughauskino, die Reihe läuft bis zum 19.11.

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