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Rechter Winkel mit Botanik. Eine Aufnahme des jungen New Yorker Fotografen Ben Zank bei KINDL.

© Ben Zank

Berlin Art Week: Hoch die Ineffizienz! - Fünf Ausstellungstipps

Berührend, augenblicklich, absurd, historisch, jung: Vier Kritikerinnen und ein Kritiker geben ihre Empfehlungen für die Berlin Art Week.

Die beiden kommen nicht zueinander, ist das Verlangen auch noch so groß. Das Kätzchen schmiegt sich an die Scheibe, reckt und streckt sich genießerisch, als wäre die Berührung durch die Hand real. Durch das Glas bleiben Mensch und Tier jedoch getrennt. Der Betrachter des kleinen Films von Florian Meisenberg meint es in den eigenen Fingern zu spüren, die Scheibe, das Fell, doch er ist eine weitere Dimension entfernt. Touch lautet der Titel der Ausstellung in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (Oranienstr. 25, Eröffng. 28.9., 19 Uhr), die genau dieser Kluft zwischen realer Berührung und virtuellem Kontakt, zwischen Nähe und Distanz im Zeitalter sensorischer Touch-Oberflächen nachgehen will. 15 Künstlerinnen und Künstler finden Bilder für ein Begehren, das jedoch in Ausstellungen nur in Ausnahmefällen seine Erfüllung findet. NK

Der Moment ist alles – vom Jetzt aus lässt sich Ewigkeit behaupten. Die neue Schau im Me Collectors Room (Auguststr. 68, bis 1. 4.) mit 300 Werken und dem paradoxen Titel The Moment is Eternity umkreist das Medium Fotografie. In kurzen Augenblicken geschossen, sind die Bilder von Diane Arbus, Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, Larry Clark, Jitka Hanzlová, Zoe Leonard, Robert Mapplethorpe, August Sander, Cindy Sherman, Juergen Teller oder Wolfgang Tillmans doch von bleibendem Wert. Aber auch einige Wunderkammer-Objekte und Gemälde sind zu sehen, im spannenden Dialog mit Fotokunst aller Epochen. hin

Seine besten Arbeiten seien in der Nähe der Wohnung seiner Eltern entstanden, so Ben Zank. Vertrautes Terrain ermöglicht es dem New Yorker Fotografen die Eigenheiten der Umgebung zu erfassen und für prägnante visuelle Aussagen zu nutzen. Geometrie spielt darin eine Rolle in unerwarteter Form: Hosenbeine legen sich um Säulen, ein Mann steckt im Abwasserrohr. Niemals im Bild: die Gesichter der Porträtierten. Zanks Aufnahmen sind neben den Bildern neun weiterer Künstler in der Schau Absurde Routinen im KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst zu sehen (Am Sudhaus 3, Eröffng. 29.9., 17 Uhr). Alltägliches wird darin neu betrachtet und die Effizienz der leistungsorientierten Gesellschaft ad absurdum geführt. Ein Hoch auf die Ineffizienz! rieg

Die nächste Generation

Berlin muss aufpassen. Die Künstler, die vor 40, 50 Jahren die Einheit von Kunst, Musik, Essen und Leben erprobten, ordnen jetzt ihre Archive. In Berlin aber, wo der Import von Fluxus und Happening höchst fruchtbare Folgen hatte, scheint in den Sammlungen kaum Platz dafür. Deshalb kommt die Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein (Chausseestr. 128/129, Eröffng. 26. 9., 18 Uhr) gerade recht: Sie stellt Projektraum A 37 90 80 vor, der ab 1969 in Antwerpen als eine Anlaufstelle der Bewegung wirkte, mit Arbeiten etwa von Tomas Schmit, La Monte Young, Henning Christiansen und Chris Reinecke. Dazu finden Zeitzeugengespräche statt, eine Filmreihe im Kino Arsenal und eine zweite Ausstellung im Projektraum After the Butcher. CWA

Voilà, hier kommt die nächste Generation: In der Talentschau auf dem Areal des Malers Jonas Burgert (Lehderstr. 35, bis 7. 10.) stellen neun junge Künstlerinnen und Künstler aus, die ihr Studium jüngst abgeschlossen haben und für den Berlin Masters Award (10 000 €) nominiert waren. Gewonnen hat ihn Andi Fischer (Jahrgang 1987) mit seinen extrem kindlichen und dabei sehr raffinierten Motiven, die der ehemalige Kfz-Mechaniker mit Fotos kombiniert. meix

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