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Im "Garten der irdischen Freuden" zeigt der Gropius Bau Videos, wie "Homo sapiens sapiens" von Pippilotti Rist.

© Pipilotti Rist, Hauser & Wirth und Luhring Augustine

Berlin Art Week: Fünf Schauen, die Sie nicht verpassen dürfen

Geschnürte Körper, Gärten der Freude und Zauber-Künstler: Tagesspiegel-Kritikerinnen und Kritiker geben ihre Empfehlungen für die Berliner Kunstwoche.

VERSCHNÜRT: Sie malte verknappt in Korsagen und Kleiderstoffe geschnürte Torsi: Christina Ramberg (1946 – 1995) gehörte zu einer Generation Künstler, die am Art Institute of Chicago studierte und an der menschlichen Figur festhielt. Ramberg betrachtete den Körper als Ort, der eng mit seiner Umgebung verflochten ist, den Kleidung, Frisur und Verhaltensdiktate formen.

Die Kunst-Werke (Auguststr. 69, 14. 9. bis 5. 1.) zeigen eine Auswahl von Rambergs Malereien und Zeichnungen. Ihre zwischen Erotik und Gewalt changierenden Arbeiten werden flankiert von Arbeiten von Alexandra Bircken, Sara Deraedt, Frieda Toranzo Jaeger, Ghislaine Leung und Senga Nengudi. Jens Hinrichsen

VERBLÜHT: Von allen Ausstellungen, die jetzt Pflanzen thematisieren – in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst, der Klosterruine, am Kulturforum, bei Savvy Contemporary – hat Garten der irdischen Freuden im Gropius Bau (Niederkirchnerstr. 7, bis 1. 12.) die höchste Aufenthaltsqualität – nicht nur wegen der Matten und Kissen, die das Betrachten von Filmen erleichtern.

Die Beiträge verhandeln Gärten als Orte der Freude und Plätze, an denen Artensterben und Klimakrise sichtbar werden. Nebenbei lässt sich viel lernen, etwa bei Uriel Orlow: Die Geranie, diese vermeintlich urbayerische Balkonblume, ist eigentlich eine Pelargonie und kam erst auf Handelsschiffen der Kolonialmächte nach Europa. Claudia Wahjudi

VERZOCKT: Seit 15 Jahren sammelt die in Vancouver geborene Künstlerin Larissa Fassler Material zu umkämpften urbanen Zonen, wie dem Gare du Nord in Paris, dem Columbus Circle in New York oder dem Taksim Platz in Istanbul. Für ihre neue Arbeit hat sie sich den Moritzplatz vorgenommen, seine von Traumata geprägte Geschichte.

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg kam die Teilung durch die Berliner Mauer und heute die Gentrifizierung. Fassler malt für die Ausstellung Forms of Brutality historische Karten ab und kombiniert diese mit aktuellen Quadratmeterpreisen und Protestslogans. Mit dieser Arbeit wurde sie für den „Berlin Art Prize“ nominiert. Zu sehen im Projektraum SMAC (Linienstr. 57, bis 27. 9.). Birgit Rieger

Reingezoomt. Zur Art Week macht Kwadrat Berlin einen Neustart in einer Kreuzberger Remise.
Reingezoomt. Zur Art Week macht Kwadrat Berlin einen Neustart in einer Kreuzberger Remise.

© Markus Georg

VERGLAST: Tunnelblick heißt die Eröffnungsschau von Tobias Dostal bei Kwadrat (Reichenberger Str. 125, 13. 9. bis 31. 10.). Den Besucher zieht es wie in einen Tunnel hinein, die verdunkelte schmale Remise mit erleuchteten Gläsern rechts und links an der Wand saugt förmlich an. Dostal, der im Nebenberuf Zauberer ist, kennt die Tricks. Von seiner Doppelbegabung zeugt auch die erste institutionelle Einzelausstellung im Haus am Lützowplatz (12.9. bis 17. 11).

Zu Kwadrat passt die zugkräftige Inszenierung mit 190 Gläsern, in die Dostal kleine Szenen gravierte. In seiner vorherigen Location unterhielt Martin Kwade eine Bar, deren Attraktion eine belichtete Theke aus Acryl war. Wer sich tief in die Remise wagt, entdeckt sie en miniature am Ende des Tunnels wieder. Nicola Kuhn

VERDICHTET: Horst Kuhnert begann als Maler, aber seine Leidenschaft galt der plastischen Form. Wie er ab den 70ern in die räumliche Dimension ging und reliefhafte Objekte schuf, zeigt das Auktionshaus Ketterer (Fasanenstr. 70, bis 15. 9.) zu seinem 80. Geburtstag. Kuhnert experimentierte als einer der Ersten mit Polyester, das ihm starke Farben und ungewöhnliche Formen ermöglichte. Später kehrte der Stuttgarter auch zurück zum Tafelbild, um seine Erfahrungen mit Volumen in flächigen Kompositionen zu verdichten. Christiane Meixner

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