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Körperfreude. Ein Stangentanz, konzipiert von den Hamburger Künstlern Heike Mutter und Ulrich Genth.

© Thomas Grabka

Bauhaus-Schau in Berlin: Träume und Tänze

„Bewegung als Traum“: Unter diesem Namen erkundet das Mies van der Rohe Haus das Bauhaus-Jubiläum.

Das Bauhaus ist hundert geworden, aber wofür steht das Bauhaus? Vielmehr: Wofür steht die (kurze) Epoche, die 1919 begann und 1933 abgewürgt wurde?

Das Mies van der Rohe Haus in Weißensee hat sich für den Begriff der Bewegung entschieden. In der Ausstellung „Bewegung als Traum“ rufen zumindest zwei der drei Installationen in den Räumen des einstigen „Landhauses“ mitten in der Großstadt Träume auf.

Ilya und Emilia Kabakov, die derzeit mit grafischen Arbeiten zu ihren berühmten Projekten im Museum für Architekturzeichnung zu sehen sind, zeigen ein Modell des Bühnenraumes, den sie vor Jahren als eigenes Theater planten und ansatzweise für die Jahrhunderthalle Bochum realisieren konnten. Eine schräg gestellte Kuppel wirkt wie ein Kaleidoskop, das wechselnde Farben und Formen in den Zuschauerraum strahlen lässt.

Die Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth greifen das Thema des „Stangentanzes“ auf. Sie holen ihn aus seiner Schmuddelecke als Requisit von Nachtbars heraus und heben die Freude an der Bewegung des Körpers hervor – was im tageslichthellen Ambiente des Kulturhauses gelingt.

Der Architekt Sergej Tchoban schließlich, dessen Stiftung das Museum für Architekturzeichnung betreibt, bespielt den nur durch eine Glaswand vom Garten abgetrennten, zentralen Raumes des Mies-Bungalows. Die quadratisch gerahmten Fensterflächen wiederholt er auf seiner großen Kohlezeichnung, die exakt den Maßen der Fensterwand folgt.

Das Bild stellt eine Stadtansicht dar, in der sich unschwer Motive seiner Heimatstadt Sankt Petersburg erkennen lassen. Doch die werden überlagert von gläsernen Architekturen, die sich über Häuser und Dächer hinwegziehen und denen am anderen Ufer eines trennenden Flusses weitere Glasbauten antworten.

Vom Garten aus überlagern sich die tatsächlichen Fensterrahmen mit der Quadratteilung der wandfüllenden Zeichnung: Der Betrachter schaut nicht mehr in einen Innenraum, sondern auf eine ferne und durchaus fremde Stadt.

Allen Künstlern sind im Ausstellungskatalog Fragen zu ihrem Verhältnis zum Bauhaus gestellt. Alle drei Künstler und Künstlerpaare entziehen sich einer Antwort. Emilia Kabakov bringt es am charmantesten auf den Punkt: „Künstler schreiben gerne Manifeste, besonders wenn es bereits eine Bewegung gibt“, und sie fügt hinzu: „Meistens bleiben solche Fantasien unerfüllte Träume.“

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