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Baustelle. Intendant Bernd Scherer im Haus der Kultur der Welt.

© dpa

Bauarbeiten im Haus der Kulturen: Die Kultur der Fakten

Seit Mai wird das Haus der Kulturen der Welt in Berlin renoviert. Jetzt sagt Intendant Bernd Scherer: Das Haus eröffnet am 2. Februar wieder. .

Das Haus ist eine Baustelle, zur Zeit kein Kulturbetrieb. Oder nur hinter den Kulissen. Was da seit Mai alles erneuert worden ist, das werden die Besucher kaum sehen können, wenn am 2. Februar 2017 das Haus der Kulturen der Welt (HKW) wiedereröffnet. Es handelt sich um eine technische Generalüberholung der ehemaligen Kongresshalle: Ähnliches (und Schlimmeres) kennt man von der sogar einige Jahre jüngeren Neuen Nationalgalerie. Aber Intendant Bernd Scherer glaubt fest an den Zeitplan. Dazu gehört die Einweihung einer neuen, kleinen Ausstellungshalle.

Millionensegen vom Bund

Finanziell steht sein HKW so gut da wie noch nie. Bis 2021 sind insgesamt 16 Millionen Euro Bundesmittel zusätzlich bewilligt. Man könne jetzt langfristig planen, sagt Scherer, und müsse auch nicht ständig bei der Kulturstiftung des Bundes oder beim Hauptstadtkulturfonds Mittel einwerben.

Tatsächlich ist hier ja fast alles über Jahre gedacht und angelegt. „100 Jahre Gegenwart“, das ist – nach dem „Anthropozän“ – derzeit die große Parole. Also beschäftigt sich das Haus mit Themen wie „1948 – Die Entfesselung der Technosphäre“ oder, gleich im Januar, mit „Utopischen Realitäten. 100 Jahre Russische Revolution. Dazu gibt es eine Performancereihe, die im Hebbel am Ufer stattfindet. Das HKW versteht sich als Welterklärungsmaschine. Immer gehe es dabei, sagt Scherer, um die Entwicklung neuer Formen des Wissens. Ein Themenwochenende im März fragt, was nach den Nationalstaaten kommt, sollten sie tatsächlich als Modell ausgedient haben, wie es im Mittleren Osten den Anschein hat: „Die Jetztzeit der Monster“. Die Ausstellung „2 oder 3 Tiger“ analysiert die Ikonografie der großen gestreiften Katzen im politisch-historischen Kontext.

Welterklärungsmaschine Kongresshalle

Das ist ein Lieblingswort am HKW: Kontext. Kultur dient der Forschung und Aufklärung, die Grenzen zur Wissenschaft sind fließend. Scherer steht wie ein DJ mit Laptop im HKW-Café und zappt durch das kommende Jahresprogramm. Draußen auf dem eiskalten Wasser ziehen Schiffe vorbei, nebenan liegt der Dampfer Kanzleramt. Scherer hat auch die Ruhe weg, trotz all der bedrohlichen Themen, die sein Team generiert, die diese Welt den Kuratoren aufdrückt. Hier zählen noch Fakten.

Rüdiger Schaper

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