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Experimentierfreudig. Thomas Dunford.

© E. Sebbag

„Barricades“ von Thomas Dunford: Höfischer Glanz

Eine gelungene Auswahl französisch- barocker Kammermusik: Thomas Dunford entdeckt auf seinem Album „Barricades“ die Erzlaute wieder.

Ästhetisch kann man das Verschwinden der Erzlauten aus der europäischen Instrumentalmusik nur bedauern. Im unteren Teil eine gewöhnliche Laute, setzt sich ihr Hals schwanengleich über den ersten Wirbelkasten hinweg fort und endet ein ganzes Stück darüber in einem weiteren Wirbelkasten. Von hier spannen sich dicke Resonanzsaiten, deren tiefer, voller Klang die Erzlaute zu einem wichtigen Begleitinstrument des Barock avancieren ließen.

Dass dieses Instrument nicht nur Augen, sondern auch Ohren fängt, zeigt der Lautenist Thomas Dunford jetzt auf dem Album „Barricades“ (Warner/Erato). Ungemein elegant zupft er ein Arrangement von Marin Marais’ Gamben-Sonate „Les voix humaines“.

Die Basssaiten lassen die Erzlaute beben, die höheren Register setzt Dunford zart obenauf. Die meisten Stücke bestreitet Dunford mit dem Cembalisten Jean Rondeau. Die beiden spielen seit Langem zusammen, etwa im Trio Jasmin Toccata oder in Dunfords jüngster Gründung, dem Ensemble Jupiter.

Brausender Farbenwirbel

Erzlaute und Cembalo, also ein barockes „Urklavier“, in dem die Saiten nicht angeschlagen, sondern gezupft werden, gehörten im Barock zwar zu den gebräuchlichsten Instrumenten, für beide zusammen gibt es aber kaum eigene Literatur.

Für ihr Album haben Rondeau und Dunford deshalb Kompositionen für andere Besetzungen umarrangiert. Die Komponisten gehören zur Musikprominenz des Versailler Königshofs: Lauten-Ikone de Visée etwa, Marais und Forqueray, die bedeutendsten Gambisten Ludwigs XIV., oder Cembalovirtuose Couperin.

Eine gelungene Auswahl französisch-barocker Kammermusik: Neben bekannte Preziosen, etwa Couperins titelgebende „Les Barricades Mystérieuses“, setzen sie Unbekannteres wie de Visées siebte Suite aus den „Stücken für Theorbe und Laute“ – ein brausender Farbenwirbel, bei dem man die Füße spätestens bei der „Mascarade“ weder still halten kann noch will. Besonders schön gelingt den Arrangements das Ineinanderklingen der bauartbedingt ganz unterschiedlich tönenden Instrumente: Weit und voluminös schwebt die Erzlaute und bietet damit einen wunderbaren Komplementär für das kräftige Zupfen und den strahlenden Klang des Cembalos.

Zum Finale „Je vous revois“ („Ich sehe euch wieder“), eine Arie aus einer Ballettkomödie von Jean-Philippe Rameau. Wiederhören wäre auch recht.

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