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Matthias Schulz (l), und Daniel Barenboim im September 2017 bei einem Pressetermin im Apollosaal der Staatsoper.

© dpa

Barenboim und die Berliner Staatsoper: Ohne Worte

Bitte keine Nachfragen. Die Berliner Staatsoper präsentiert ihre Saisonvorschau nicht wie gewohnt vor der Presse - sondern stellt sie nur ins Netz

Hat es das seit 1992 Unter den Linden schon mal gegeben? Ganz ohne Daniel Barenboim wird am 25. März die nächste Saison der Berliner Staatsoper präsentiert. Intendant Matthias Schulz fehlt dann ebenfalls – denn es gibt gar keine Pressekonferenz. Im wahrsten Wortsinn sang- und klanglos werden die Pläne für 2019/20 veröffentlicht, ab 11 Uhr auf der Website des Hauses. Auch wenn die Liste der Neuinszenierungen vielleicht selbsterklärend ist, drängt sich der Verdacht auf, dass die Leitungsebene einer Diskussion mit den Medienvertretern vielleicht ausweichen möchte –bei der es gewiss auch um die aktuelle Arbeitsatmosphäre Unter den Linden gehen würde und um programmatisch-personelle Zukunftsperspektiven. Das Haus selber behauptet, man wolle nur mal "ein anderes Format" ausprobieren, als Experiment.

Seit im Klassik-Onlinemagazin „Van“, im Bayerischen Rundfunk und in der „Welt“ ehemalige Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen Daniel Barenboims Führungsstil erhoben haben, wird in der Lindenoper Öffentlichkeitsarbeit à la Lohengrin betrieben: „Nie sollst du mich befragen...“. Dabei wäre die traditionelle Präsentation der druckfrischen Spielzeitvorschau für alle Beteiligten der perfekte Moment gewesen, um coram publico jene hausinterne Harmonie zu zeigen, wie sie in den vergangenen Wochen in dürren Pressemitteilungen behauptet wurde.
Vielleicht hätte man sogar den Vorstand der Staatskapelle einmal mit aufs Podium gebeten, so wie es bei anderen Sinfonieorchestern der Stadt längst üblich ist. Damit die jetzigen Musiker auf die Kritik der Ehemaligen reagieren können – und klar und deutlich sagen, dass sie auch über 2022 hinaus mit Daniel Barenboim zusammenarbeiten wollen. Stattdessen verschanzt sich die Lindenoper in kollektivem Schweigen. Was für eine vertane Chance.

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