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Der Saal steht. Daniel Barenboim dirigiert die ukrainische Nationalhymne zu Beginn des Konzerts für den Frieden in der Staatsoper.

© Peter Adamik

Barenboim dirigiert Konzert für den Frieden: Innehalten in Zeiten des Krieges

Schweigeminute und ukrainische Hymne: Daniel Barenboim dirigiert ein Konzert für den Frieden in der Staatsoper. Auch Olaf Scholz hört zu.

Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, trägt blau-gelb, etliche Zuhörer:innen in der Staatsoper haben sich Schleifen in den ukrainischen Farben angesteckt. Was hier für Europa steht, was für das überfallene Land, lässt sich beim Konzert für den Frieden zugunsten humanitärer Hilfe für die Ukraine nicht trennen. Neben Lagarde sind auch Olaf Scholz, Christian Lindner und Christine Lambrecht gekommen, um am Sonntagvormittag Daniel Barenboim und die Staatskapelle zu hören. Doch zunächst erhebt sich der Saal in Gedenken an jene, über die das Leid des Krieges gekommen ist, zu einer Schweigeminute. Dann erklingt die Nationalhymne, vom Staatsopernchor als eine slawische Vision von Brüderlichkeit beschworen, deren Verse „Unsere Seelen und Körper werden wir für unsere Freiheit niederlegen“ angesichts zerstörter Städte schmerzen.

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Daniel Barenboim hat seine Rekonvaleszenz nach einer Rückenoperation nicht nur abgekürzt, um hier zu dirigieren. Er hält eine eindringliche Rede, die bei seinen Großeltern beginnt, die vor Pogromen aus Belarus und der Ukraine nach Argentinien fliehen mussten. Barenboim hofft, dass die „heroische“ Ukraine die Solidarität mit ihr spüre, fordert Dialog statt Schüssen und warnt zugleich vor einem Boykott russischer Kultur. „Wir müssen mit Kontrasten und Unterschieden leben können“, die Musik könne da den Weg weisen. Auf den Pulten der Staatskapelle liegen die „Unvollendete“ von Schubert und Beethovens „Eroica“. Ein großer Bogen von Melancholie, Trauer und Selbstvergewisserung. Im Halbdunkel huschen Taschentücher über Masken. Barenboim, der sichtlich noch nicht wieder voll hergestellt ist, lässt sein Orchester mit kräftigem Strich musizieren – und ist so geistesgegenwärtig, hier kein vorgezogenes Staatsbegräbnis zu zelebrieren. Musik, die uns innehalten lässt, trägt all unsere Hoffnungen in sich.

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