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Die neue dtv-Verlegerin Barbara Laugwitz, 49.

© Thorsten Wulff/dtv

Barbara Laugwitz geht von Ullstein zu dtv: Traumjob in München?

Nach kaum anderthalb Jahren als Verlegerin der Berliner Ullstein-Gruppe wechselt Barbara Laugwitz zum Deutschen Taschenbuchverlag nach München.

Dass in der Buchbranche an der Spitze der Verlage seit einigen Jahren ein reges Kommen und Gehen herrscht, wie in der Fußball-Bundesliga auf den Trainerposten, daran ist man inzwischen gewöhnt, Generationswechsel und eine immer schwieriger gewordene Marktsituation sind die Ursachen dafür.

Diese Personalie ist aber doch eine sehr überraschende, Aufsehen erregende und auch seltsame: Barbara Laugwitz, die erst im März des vergangenen Jahres Verlegerin der in Berlin ansässigen Ullstein-Gruppe geworden war und hier nicht zuletzt den ebenfalls nur kurz amtierenden Gunnar Cynybulk verdrängt hatte, wird neue verlegerische Geschäftsführerin des Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv) in München.

Sie habe, so lässt sich Laugwitz in einer Mitteilung aus München zitieren, „den dtv seit langem bewundert als einen traditionsreichen unabhängigen Verlag, der sich immer wieder behutsam modernisiert und so mit der Zeit erfolgreich Schritt gehalten hat. Auch als einen Verlag, der seit vielen Jahren bei Lesern, Buchhändlern und Autoren nichts als Sympathien auslöst“.

Traumjob dtv-Verlegerin also? Ausgerechnet ein Job, der auf den ersten Blick nicht unbedingt der glamouröseste in der Verlagsbranche ist, aber sicher ein solides Arbeiten gewährleistet.

Laugwitz war 2018 bei Rowohlt sehr ruppig entlassen worden

Oder ist was schief gelaufen bei Ullstein? Konnte Laugwitz ihre Vorstellungen bei der zum schwedischen Medienkonzern Bonnier gehörenden Ullstein-Gruppe nicht so umsetzen?

Zumal man bei Bonnier anscheinend ebenfalls überrascht wurde, da wiederum Christian Schumacher-Gebler, der Geschäftsführer von Bonnier Media Deutschland in einer Medien-Mitteilung sein Bedauern zum Ausdruck bringt, „dass Barbara Laugwitz die Ullstein Buchverlage nun wieder verlässt, da ich mir gewünscht hätte, dass sie den Verlag und seine MitarbeiterInnen langfristig begleitet.“

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Unfreiwillig über die Branche hinaus bekannt geworden war die 1971 in Berlin geborene Laugwitz, nachdem sie im Herbst 2018 bei Rowohlt auf eine sehr ruppige Art hinausgeworfen worden war. Nicht weil sie schlechte Arbeit geleistet hätte, sondern vor allem, weil der Journalist, Kunstmagazingründer, Kunstauktionshausbetreiber und erfolgreiche Buchautor Florian Illies als Verleger inthronisiert werden sollte.

Und was gab es doch für eine Häme, als Illies Anfang dieses Jahres diesen Rowohlt-Verlegerjob nach dieser kurzen Zeit hinschmiss, weil er sich überlegt hatte, wieder mehr selbst schreiben zu wollen.

Laugwitz steht ihm nun in ihrem Job-Hopping kaum nach, warum soll eine Frau nicht machen, was Männer auch dauernd machen?, aber diese Rowohlt-Geschichte scheint eine unheilvolle gewesen zu sein.

Leidtragende sind die Autoren und Autorinnen

Wie schon bei Rowohlt, wo damals viele Autoren und Autorinnen gegen den Laugwitz-Rauswurf protestiert hatten, dürften diese abermals die Leidtragenden sein. Denn ganz sicher hat Laugwitz zu Beginn ihrer Ullstein-Amtszeit versucht, das ist so üblich, neue Autoren und Autorinnen zu gewinnen, sie von anderen Verlagen abzuwerben.

Aber auch ein Verlag wie Ullstein nimmt Schaden durch diese gleich zwei Wechsel innerhalb von nur drei Jahren an der Verlagsspitze, nachdem dort bis 2017 die jetzige S-Fischer-Verlagsleiterin Siv Bublitz immerhin zehn Jahre die Geschäfte geführt hatte. Es herrscht also weiterhin viel Unruhe in den Verlagen, und man muss kein Prophet sein, um sehen zu können, dass sich daran in den nächsten Jahren nicht viel ändern wird.

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