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Jetzt auch Romanautor mit "Düsternbrook": Der Schauspieler Axel Milberg.

© Lino Mirgeler/dpa

Axel Milberg ist jetzt auch Schriftsteller: Immer mit Geschichten am Dealen

Ob Franka Potente oder Andrea Sawatzki, ob Joachim Meyerhoff oder ganz aktuell Axel Milberg: Der Trend geht zum Roman von Schauspielerinnen. Warum bloß?

Selbst wer inzwischen arg „Tatort“-müde geworden ist, schaut zumindest noch die Folgen, die in Kiel spielen: Axel Milberg zuzuschauen macht Spaß, wie er als Klaus Borowski vor sich hin grummelt, kauzt und sein „Ich höre“ ins Smartphone bellt. Worauf man nicht so viel Lust hat: einen so genannten Roman von Milberg zu lesen. Der ist gerade veröffentlicht worden mit dem Titel „Düsternbrook“, hat einen Helden, der Axel heißt, und handelt von Milbergs Kindheit in Kiels Villenviertel Düsternbrook.

Natürlich könnte dieses Buch brillant sein, Milberg sich als wahres Schreibtalent erweisen, das nur zufällig ein guter Schauspieler geworden ist. Doch scheint sich auch Milberg zunächst nur trendgerecht zu verhalten. Kaum Schauspieler und Schauspielerinnen, die nicht schreiben, nicht nur Autobiografien, sondern auch Romane, vermeintlich Fiktives. Ihre Namen sind Legion. Kaum noch ein Frühjahrs- oder Herbstverlagsprogramm, in dem nicht eine vor allem aus dem Fernsehen, weniger aus Film und Theater bekannte Schauspielerin mit einem Buch auftaucht, angefangen vor Jahren mit Franka Potente („Neun“, „Allmählich wird es Tag“) über Andrea Sawatzki, die Krimis und Familienromane verfasst, bis zu Sawatzkis Ehemann Christian Berkel, der 2018 sein Romandebüt „Der Apfelbaum“ veröffentlicht hat; oder von Matthias Brandt über Burkhart Klaußner, Josef Mitterer und Joachim Meyerhoff bis hin zu einem weiteren „Tatort“-Kommissar, der Krimis schreibt, Miroslav Nemec.

Alle Verlage suchen den neuen Joachim Meyerhoff oder den neuen Sven Regener

Woher kommt dieser Trend? Klar, eine Neigung zum Schreiben muss es geben. So wie es Milberg der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt hat: „Jetzt machst du’ selber mal“, man sei als Schauspieler schließlich immer „mit Geschichten am Dealen“. Und doch wird der eine oder die andere auch zum Jagen, also Schreiben getragen, geschubst, von Agenturen oder Verlagen. Denn es ist ein leichtes, solche Bücher zu vermarkten. Durch das Fernsehen haben diese Autoren ein Millionenpublikum, sie brauchen kaum vermarktet zu werden. Zu einem Milberg-Roman greifen Gelegenheitsbuchkäufer schneller als, nur ein Beispiel!, zu einem neuen Roman von Alina Bronsky, selbst wenn auf diesem groß der Button „Spiegel-Bestsellerautorin“ prangt. Und sicher ist da immer die Hoffnung, einen weiteren Meyerhoff zu finden, der mit seiner autobiografischen Saga enorm erfolgreich ist.

Verlage sind halt primär beinharte Unternehmen. Bücher von Schauspielerinnen und Popmusikern (gesucht: ein zweiter Sven Regener) gehören für sie genauso zum Geschäft wie die schnellen Veröffentlichungen über Trump oder von den Thunbergs. Gerade grasen die Trendscouts der Verlage auch verstärkt die sozialen Medien ab. Je mehr Abonnenten bei Instagram oder Follower bei Twitter, desto besser, lukrativer (und so mancher Tweet schreit ja förmlich danach: „Ich will mal ein Buch schreiben!“). Und wenn es denn der wahren Literatur hilft, die nicht so viel Geld einspielt, soll das ruhig so sein. Dann sorgt ein Milberg eben dafür, dass weitere Bücher aus dem Nachlass von, sagen wir: Roberto Bolaño veröffentlicht werden.

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