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Band Wanda

© Universal

Austropop mit "Wanda": Schweiß, Schnaps, Schmäh

Volle Pulle: Das neue Album "Bussi" in der Tasche und voller Energie kommen die Austrorocker von Wanda nach Berlin. Viele Songs knüpfen an das Debütalbum "Amore" an.

Es geht schon alles sehr schnell. Im Oktober 2014 brachten die fünf Wiener von Wanda ihr Debütalbum „Amore“ heraus, mehr als 100 Konzerte hat die Band seitdem gespielt, inzwischen ist sie immer größer geworden. In Berlin waren es im Februar drei ausverkaufte Shows an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Nur bei Erwähnung des Bandnamens konnte man über Monate nicht anders als singen: „Tante Ceccarelli hat / in Bologna Amore gemacht“ – ein rauer, gieriger Song über das Begehren, prallvoll mit Schmäh und lustvoll ausgespieltem Italo-Charme. Ein Superhit und erbarmungsloser Ohrwurm.

Und jetzt, weniger als ein Jahr nach „Amore“, kommt das zweite Album, Titel: „Bussi“ – wie sonst. Es knüpft nahtlos an, genauso viel Amore, genauso viel Tod, genauso viel Suff. „Da hat sich nix verändert, gar nix. Wir haben uns nicht weiterentwickelt“, sagt Sänger Marco Michael Wanda im Interview. „Es war ganz klar, wir machen einfach so schnell wie möglich eine zweite Platte. Weil’s dringend ist. Das muss raus!“

Diese Energie ist dem neuen Album anzumerken – das Berliner Publikum kann sich am Sonnabend live davon überzeugen. Und sich einen Spaß daraus machen, die vielen Selbstzitate zu entdecken, die „Bussi“ mit dem Debüt verbinden. „Amore“ lautet der Refrain im neuen Sehnsuchtskracher „Alarm!“, ein gedehntes „in der Nacht“ hat Wanda in „Jelinek“ schon gesungen. Stört null, im Gegenteil, zumal wenn die Lieder gewohnt mitreißend und wienerisch großmäulig daherkommen: „Ans, zwa, drei, vier, es ist so schön bei dir“, wie es im Eröffnungssong heißt.

Dazu gibt’s Gitarre, Schlagzeug, Bass und Klavier, die stampfend, rumpelnd, leidenschaftlich Marco Michael Wandas Gesang nach vorn bringen: Röhrend, grölend, bisschen heiser, bisschen besoffen, mal mehr, mal weniger verhallt. „Der Wiener Dialekt hat etwas Geiles“, hat er mal gesagt. Kann man so sagen.

Journalistin Ronja von Rönne ist im Video zu sehen

Im Zusammenhang mit Wanda wird immer wieder Falco genannt, der Exzessive, der Strizzi – und Hausheilige des Sängers. Dann sind da Bilderbuch, Newcomer mit Indie-Discofieber, die als Gegensatzband zu Wanda gelten, reflektierter, kühler, abgehobener. Und Kreisky, auch aus Wien, schroffer, giftiger Alternativerock. Wanda gehören in diese Reihe. Und auch nicht: Sie sind direkt, volle Pulle auf die Zwölf. Die Lederjacke sitzt, die Frisur ganz und gar nicht, und gesungen wird über Sex, Saufen, Sterben, was eben dringlich wird, wenn’s dunkel wird und man auf Temperatur kommt. Die Single „Bussi Baby“ geht gleich in die Vollen: „Du wirst von Sternen high, / ich bin da nicht so frei, / ich brauch schon Schnaps oder irgendwas. / Mama wollte leben in Rom, / Mama träumt sich nach Berlin, / aber Mama, Mama stirbt in Wien“. Im Video dazu liegt die Journalistin Ronja von Rönne in einem großen Bett herum. Weil sie antifeministische Texte schreibt, gab es eine kleinere Debatte darüber, ob Wanda sexistisch seien – geschenkt. It’s only Rock ’n’ Roll, wirklich. Daran ändert auch eine etwas unangenehme Abschlepp-Nummer wie „Nimm sie, wenn du’s brauchst“ nichts.

Durch die Nacht mit Wanda. Fans schwärmen von exzessiven Bühnenshows, von Schweiß und Schnaps und Charisma. Kein Model, dieser Michael Marco Wanda, eh ein Künstlername, eigentlich heißt er Michael Marco Fitzthum, aber wurscht. Bleich und mager ist er, mit Geheimratsecken im Wirrschopf. Bisschen abgerissen, die Kippe im Mundwinkel festgewachsen, dazu dieser Hundeblick, verschlagen und hypnotisch. Hilfsmacho – und geborener Rockstar.

Wer saufen kann, kann auch arbeiten. Auf die Frage, wie die Band es geschafft hat, bei dem ganzen Tour-Stress so schnell ein neues Album aufzunehmen, sagt der Sänger: „Wir haben dem Taxler nach dem Feiern gesagt: Bring uns nicht nach Hause, sondern ins Studio zum Sir Magister Paul Gallister!“ Gallister war als Produzent schon beim ersten Album für den rohen, unprätentiösen Sound verantwortlich. Referenzen: Orchesterarrangements bei „Rise Like A Phoenix“ von Conchita Wurst. Genauso große Gefühle. Genauso große Pose. Und fast genauso große Hits.
„Bussi“ erscheint am 2. Oktober bei Vertigo/Capitol. Am Sonnabend, 26. September, spielen Wanda bei der Berlin Independent Night im Lido.

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