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Architektur-Ausstellung: Aufgeklappt

Das Pergamonmuseum zeigt in der Sonderausstellung "Architektur im Bild" - mal nicht Bauhaus, sondern opulente, bunte Gebäude aus alten Albumblättern aus Indien und Iran. Es gibt viel zu entdecken.

Von Maris Hubschmid

Nein, nicht Bauhaus – auch wenn es anlässlich des Jubiläums in aller Munde ist. Architektur der ganz anderen Art, mit opulenten und farbenprächtigen Verzierungen, gibt es im Museum für Islamische Kunst aus der umfangreichen Buchkunstsammlung zu sehen. Neben bekannten indischen Albumblättern des 16. bis 19. Jahrhunderts werden in der Sonderausstellung „Architektur im Bild“ auch ältere, seltener dargebotene Miniaturen gezeigt, wie sie im frühen 15. Jahrhundert im Iran entstanden sind.

Die breite Zeitspanne lässt Entwicklungen in Komposition und Thematik beobachten: Diente die Architektur anfangs noch als Rahmen und Bühne für die Akteure, so ist sie später wesentlicher Bildbestandteil und Instrument, dreidimensionale Bauten in zweidimensionale Zeichnungen zu übersetzen. Räume werden aufgeklappt, Innen- und Außenansichten stehen nebeneinander. Einen Fluchtpunkt sucht man meist vergebens. Dafür erhält der Betrachter Einsicht in die hintersten Winkel und Schichten komplexer Gebäude. Was durchaus seinen Reiz hat, ist ihm auf diese Weise sogar ein Blick unter die Bettdecke von Humai und Humayuns Hochzeitslager vergönnt. Wie detailreiche Bilderbuchillustrationen muten einige Werke an, und es gibt ähnlich viel zu entdecken: in Sultanspalästen ebenso wie in der „Dorfszene mit Lehmhütten“. Suchbildliebhaber spüren vielleicht das Stoffrollo auf. Das harmoniert zwar sehr gut mit den klaren Geometrien des Bauhausstils, war aber schon im antiken Kaschmir gebräuchlich. Maris Hubschmid

Museum für Islamische Kunst, Pergamonmuseum, Am Kupfergraben 5, bis 15. Oktober; täglich 10–18 Uhr, Donnerstag 10–22 Uhr.

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