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Ausstellung "Tehran 50": Leitfarbe Türkisblau

Die Ausstellung "Tehran 50" im Museum für Islamische Kunst zeigt die Arbeit deutscher Archäologen im Iran.

Schwere Zeiten für das Verhältnis des Iran zum Westen. Mit Spannung schaut man daher auf die Ausstellung „Tehran 50 – ein halbes Jahrhundert deutsche Archäologen in Iran“, die das Deutsche Archäologische Institut (DAI) in Zusammenarbeit mit dem Museum für Islamische Kunst dort zeigt. So horcht man aktuell besonders – und beruhigt – auf, wenn Barbara Helwing, Leiterin der Außenstelle des DAI in Teheran erklärt, dass das Kulturerbe für alle Iraner von großer Bedeutung sei und die gemeinsame Arbeit mit den Universitäten reibungslos verlaufe. Die iranische Antikenverwaltung allerdings habe sich in den letzten drei Jahren total verändert, und manchmal sei es ein Problem, sich immer wieder neu darauf einzustellen.

Die Geschichte der deutschen Archäologie beginnt allerdings schon im frühen 20. Jahrhundert, als der Berliner Archäologe Ernst Herzfeld mit dem späteren Direktor der islamischen Abteilung des Kaiser-Friedrich-Museums Berlin, Friedrich Sarre, zu einer gemeinsamen Expedition in das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris aufbrach und in Samarra eine gemeinsame Grabung unternahm. Hiermit wurde der Grundstein für die Sammlung islamischer Kunst und jener Mesopotamiens gelegt, sagt Ute Franke, die stellvertretende Direktorin des Museums.

So ist es nur konsequent, dass das DAI seine Jubiläumsausstellung in die Dauerausstellung des Museums für Islamische Kunst integriert, erkennbar an der in islamischen Ländern bedeutenden Leitfarbe Türkisblau. Die Schau beginnt vor einer Gebetsnische aus Konya in eben dieser magischen Farbe mit einem Rund von offenen türkisblauen Koffern, in denen Briefe, Zeichnungen und Fotos von Ernst Herzfeld zu sehen sind. Archäologie hieß früher auch beschwerliches Reisen.

Archäologen sind auch nicht nur mit Schaufel, Pinzette und Pinsel bei der Ausgrabung am Werk, das zeigt die nächste Station zum Arbeitsplatz des Archäologen in den wunderbaren alten Vitrinen von Sarre. Skizzen von Funden, Briefe, Fotos lassen sich aus den Schubladen ziehen und studieren. Diese gekonnte Inszenierung vermittelt eine Aura von Gelehrtenstube, Abenteuer und Sehnsucht nach der fernen Welt. Herzfeld hat in Persien lange Bedeutendes geforscht, ohne auch nur einen Spatenstich getan zu haben, sagt DAI-Kuratorin Karemipour. So habe er die Bedeutung von Persepolis erkannt, die Bauwerke untersucht und vermessen, konnte aber wegen des Grabungsmonopols der Franzosen nicht tätig werden. Der Traum von einer eigenen Abteilung in Teheran ließ sich in der Weimarer Republik nicht verwirklichen.

Mit einer kleinen Nierentischgruppe mit Yellow Press aus der Zeit leitet die Ausstellung von den deutschen Klischeevorstellungen der fünfziger Jahre zum Visionär Ernst Boehringer über. Ihm gelang es schließlich, 1961 eine Abteilung in Teheran durchzusetzen. Bis zur Iranischen Revolution 1979 unternahm das DAI verschiedene Grabungen, bei denen auch zunehmend die Naturwissenschaften integriert wurden. Im Jahr 2000 konnte das DAI erstmals wieder in Iran graben, was auch dem Einsatz von Hermann Parzinger zu verdanken war. Auch die wachsende iranische Bautätigkeit macht es aus iranischer Sicht erforderlich, durch Notgrabungen das kulturelle Erbe zu retten. Auch die Iraner gehen neue Wege, wie eine 3-D-Computersimulation vom Leben im Palast von Persepolis zeigt, die auf Untersuchungen des DAI beruht. Eine bemerkenswerte Ausstellung: Sie betont den Dialog der Kulturen und verliert die jeweiligen politischen Umstände nicht aus den Augen.

„Tehran 50“, Museum für Islamische Kunst, bis 4. März 2012

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