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Scherenschnitt von Henri Matisse.

© bpk / Nationalgalerie, SMB, Museum Berggruen

Ausstellung "Sideways" im Museum Berggruen: Matisse und Dufy unter Palmen

Filicia Rappe, die neue Kuratorin des Museum Berggruen, will mit einer Ausstellungsreihe auf selten gezeigte Werke der Sammlung aufmerksam machen. Als Premiere kombiniert sie Henri Matisse und Raoul Dufy miteinander.

Während draußen das Herbstlaub fällt, wachsen im Museum Berggruen Palmen. Sie sind zwar nur eine Handspanne groß, aber sie recken ihre schlanken Stämme wie ihre großen Artgenossen und spannen ihre zierlichen Blattfächer am Rand einer Miniaturbrunnenarchitektur aus. Fragil und eigensinnig balanciert das Kunstwerk aus bemalter Keramik auf einem hochbeinigen Bronzetischchen. Der französische Künstler Raoul Dufy hat es 1927 zusammen mit dem katalanischen Landschaftsarchitekten Nicolau Rubio und dem Meisterkeramiker Llorens Artigas ersonnen. Eine ganze Serie solcher „Jardins de Salons“ schufen die drei, angeregt von einer Marokkoreise Dufys.

Wer das Kunstwerk betrachtet, fühlt sich in südliche Gefilde versetzt. Es tummeln sich sogar badende Nymphen am Grunde des Beckens, von Dufy mit raschem Pinsel in blauen Strichen skizziert. Im Wohnzimmer der Berggruens schwappte früher echtes Wasser darin, wie Kalkränder verraten. Der Sammler erwarb das bepflanzbare Kunstwerk 1957 und ließ sich von Diego Giacometti, dem Bruder des Bildhauers, dafür das passende Tischchen entwerfen. Kongenial rückt das schlanke Gestell die Werk in die rechte Blickhöhe, fast schwebend wie eine imaginäre Insel im Raum.

Matisse und Dufy frönen einem Hang zum Ornamentalen

Kuratorin Filicia Rappe hat das Stück aus dem Depot geholt und als Zentrum einer Kabinettausstellung frisch bepflanzt. Von hier aus ergeben sich neue Blicke auf die vertrauten, berühmten Werke von Matisse, die nun rundum hängen. So verspielt, wie Dufy in seinem orientalisch angehauchten Zimmerbrunnen Reales und Träumerisches mischt, so leichthändig schiebt Matisse in seinen Scherenschnitten florale und freie Formen übers Papier. Beide frönen einem Hang zum Ornamentalen, kennen keine Hierarchie zwischen hoher und angewandter Kunst.

Palmen und Wasser, Mediterranes und Maritimes begegnen einem in den Arbeiten immer wieder. Auf Matisses Interieurs öffnet sich der Blick aufs türkisfarbene Mittelmeer. Auch Dufy hat Südfrankreich geliebt, wie eine schimmernde Hafenlandschaft von 1908 aus seiner Fauve-Phase zeigt. Er bewunderte den etwas älteren Matisse. Enger befreundet waren die beiden Künstler jedoch nicht. Keine persönlichen Beziehungen, sondern assoziative Bezüge halten die Schau zusammen: locker und leicht wie die Wellen, die sich auf Dufys Werken kräuseln. Die Schau eröffnet eine Ausstellungsfolge, die unter dem Motto „Sideways“ Randbereiche der Sammlung Berggruen in den Blick rückt. Auf Dufy folgt Alexander Calder im Dialog mit Paul Klee, danach Bildhauer Henri Laurens mit Picasso. Allesamt Künstler, von denen das Haus nur ein einziges Werk besitzt.

Museum Berggruen, Schlossstr. 1, bis 22. 2.; Di–Fr 10–18 Uhr, Sa / So 11–18 Uhr.

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