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Ausstellung "Sexwork": Vom ältesten Gewerbe der Welt

Voyeuristen kommen nur bedingt auf ihre Kosten. Und für Rotlicht-Atmosphäre haben die Ausstellungsmacher auch nicht gerade gesorgt. Am Samstag beginnt in Berlin die Ausstellung "Sexwork - Kunst, Mythos, Realität".

Berlin - Die Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) läuft in den Räumen in der Oranienstraße und parallel im Haus am Kleistpark und im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Sie beschäftigt sich mit vielen Facetten des Themas Prostitution.

Eine voyeuristische und klischeehafte Annäherung an das komplexe Thema sei bewusst vermieden worden, sagt Ko-Kuratorin Judith Siegmund. Für die Gemeinschaftsschau der drei Ausstellungshäuser wurden Arbeiten von 35 internationalen Künstlern wie dem US-Amerikaner Patrick Angus, der Schweizerin Ursula Biemann und Natalie Kriwy und Beate Passow aus Deutschland zusammengetragen. "Ein Bewusstsein für das Thema gibt es in der Kunstwelt schon länger", erläutert Siegmund. "Gezeigt werden daher nicht allein Auftragsarbeiten von Künstlern, sondern es wurden auch bereits existierende Kunstwerke aus aller Welt zusammengetragen."

Unterschiedliche Teil-Ausstellungen

Im Ausstellungsteil in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst stehen "Selbstverständnis und Respekt" im Zentrum: Prostitution als selbstbewusste Sexarbeit. "Klischees und Wirklichkeit" sind das Thema im Haus am Kleistpark. Hier werden historische und oftmals klischeehafte Darstellungen der Prostitution der Lebenswirklichkeit von Huren, Strichern und transsexuellen Sexarbeiterinnen gegenübergestellt. Im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien hingegen werden aktuelle soziale und politische Fragen des internationalen Sextourismus wie des so genannten "Trafficking", des organisierten Menschenschmuggels und -handels, erörtert.

Dass all diese Bereiche des Themas gleichermaßen ausführlich behandelt werden müssen, stand für die siebenköpfige Kuratorengruppe des NGBK außer Frage. "Ließe man einen Aspekt weg, käme die ganze Ausstellung in eine Schieflage", hebt Siegmund hervor. "Etwa die Zwangsprostitution auszuklammern, würde bedeuten, all den Menschen unrecht zu tun, die dieser modernen Form der Sklavenarbeit ausgesetzt sind. Das Thema Sexarbeit jedoch allein auf Menschenhandel zu reduzieren, würde der langjährigen Arbeit etwa der Hurenbewegung und ihrer Bemühungen um Anerkennung nicht gerecht."

Umfangreiches Rahmenprogramm

Neben den künstlerischen Arbeiten zu den einzelnen Aspekten gibt es in jedem der drei Ausstellungsorte einen Informationsbereich mit Erklärungen zu Begriffen, Daten und Organisationen. Begleitet wird die Ausstellung, die bis 25. Februar läuft, von Künstlergesprächen, Vorträgen, Lesungen und Diskussionsabenden etwa von der Prostituiertenorganisation Hydra e.V. und dem Stricherprojekt Sub/Way Berlin e.V. Ein 120-seitiger Katalog zur Ausstellung erscheint Ende Januar im Kehrer Verlag Heidelberg. (Von Axel Schock, ddp)

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