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Das Bauhaus, Inspiration für Künstler weltweit.

© picture alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Ausstellung in Schöneberg: Bauhaus im Din-A-4-Format

Charmanter Parcours: Die Schöneberger Galerie dr.julius zeigt hundert zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Bauhaus beschäftigt haben.

Die Idee, ja Aufgabenstellung lag eigentlich auf der Hand: zum 100. Geburtstag des Bauhauses genau hundert zeitgenössische Künstler um einen Beitrag zu bitten, der sich mit der Relevanz dieser bedeutendsten Kunstschule der Moderne für das eigene Werk beschäftigt.

„Wer sich professionell mit Kunst, Architektur und Gestaltung befasst, hat sich dabei unweigerlich irgendwann auch mit dem Bauhaus auseinandergesetzt und in den allermeisten Fällen eine Position dazu entwickelt“, war Christiane Bail und Matthias Seidel von der Schöneberger Galerie dr. julius klar. Einzige Bedingung für die Teilnahme: Ein Din-A-4-Format musste als Größe für die Multiples und seriellen Arbeiten reichen. Das passte auch in historischer Hinsicht, denn dieses verbindliche Maß für ein Blatt ist ein Produkt der Weimarer Zeit. 1922 wurde es vom Deutschen Institut für Normung (DIN) festgelegt und gilt seither.

Das Ergebnis ist ein abwechslungsreicher, charmanter Parcours durch die eher kleine Galerie – genau 21 laufende Meter an der Wand entlang, ein Blatt neben dem anderen. Die genaue Länge hatte Seidel vorher berechnet, damit die Werke auch in die vier Räume passen (Leberstr. 60, bis 23.6.; Do bis Sa 15 – 19 Uhr). Die Preise rangieren zwischen 300 und 500 Euro, Einzelstücke können auch 2000 Euro kosten.

Die unterschiedlichsten Beiträge kamen zusammen. Hansjörg Schneider lieferte ein handgeschöpftes Papier mit einem Wasserzeichen, das die Seitenfassade des Meisterhauses von Paul Klee und Wassily Kandinsky zeigt. Die Fotografin Friederike von Rauch prägte auf ihr Blatt die Gleichung „Minus gleich Plus“, womit sie die Bauhaus-Maxime „Weniger ist mehr“ auf eine mathematische Formel runterbrach.

Von den Roten Inseln in die Welt

Die Amerikanerin Emily Hass, die mit Architekturgrundrissen arbeitet, hat ein Nachmoderne-Gebäude samt Garagen aus der Konstanzer Straße getuscht, das auf diese Weise wie eine noble abstrakte Komposition wirkt. Christina Kubisch schrieb unter feministischen Vorzeichen erneut Walter Gropius’ Manifest nieder, mit dem er zum Bau der Zukunft aufrief. Kubisch fügte jeweils die Malerinnen, Bildhauerinnen, Architektinnen hinzu, die beim Bauhaus-Gründer wohlweislich noch keine Erwähnung fanden. Der drängte den Beitrag der Künstlerinnen nur zu gerne in den Hintergrund.

Die Ausstellung Century. idee bauhaus kommt wie eine Fingerübung daher, doch öffnet sie den Horizont, ja will sogar noch mehr. Anschließend soll sie nach China, Australien, Südafrika wandern. Das Din-A-Format sorgt dafür, dass die Werke in einen Koffer passen und bequem reisen können. Von der Roten Insel in die Welt – das hätte Julius Leber gefallen, an den die Galerie mit ihrem Namen erinnert. Als sie vor elf Jahren in dem Ladenlokal eröffnete, gab es noch keinen S-Bahnhof, der namentlich an den Sozialdemokraten und Widerstandskämpfer erinnerte.

Drogenhandel, Kleinkriminalität und Prostitution prägten damals die Gegend. Inzwischen ziehen junge Familien hierher, ein Café nach dem anderen öffnet, seitdem das Gelände um den Gasometer zum EUREF-Campus erklärt worden ist. Während sich andere Galerien in der Stadt auf die Wanderung meist gen Charlottenburg begaben, blieb „dr. julius“ am Ort. Drumherum veränderte es sich dafür. Das gilt auch für das Bauhaus. Die Konstanten – die Grundfarben und -formen, der Minimalismus – gelten nach wie vor, nur interpretiert sie jede Zeit neu.

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