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Ausstellung in der DAM Gallery: Peter Vogel: Pionier der Klangkunst

Dem 2017 verstorbenen Künstler Peter Vogel ging es um entgrenzte Wahrnehmung, die Verbindung von Licht, Klang, Bewegung. Die DAM Gallery würdigt sein Werk mit einer Ausstellung.

Kinetisch war Peter Vogel viel zu wenig. Skulpturen oder Bilder mit dem Ziel wechselnder Ansichten in Bewegung versetzen, begriff er nach einigen Experimenten als pure Addition. Damit hatte der Freiburger Künstler nichts zu tun.

Ihm ging es um eine Synästhesie aus Licht, Klang und Bewegung. Um entgrenzte Wahrnehmung, gern auch mit Tanz. Das wird im Nachlass zwar kaum noch sichtbar. Doch Fotografien von der Musikbiennale in Zagreb 1977 oder aus Leipzig, wo die Giaconna-Tanzgruppe 2003 vor einer Klangwand Vogels improvisiert, machen klar, wie komplex dieser Pionier der Klangkunst seine technisch hochpräzisen Wand- und Raumobjekte angelegt hat. Sie geben Töne von sich oder repitieren klangliche Muster, die sich wiederholen und überlagern. Für eine Zufallsmusik, die ihren Zuhörer lange im Unklaren über Wirkung und Ursache lässt.

Um eine Ahnung von den kybernetischen Eigenschaften dieser Arbeiten zu bekommen, genügt es schon, zwischen ihnen zu wandeln. Gelegenheit dazu gibt die DAM Gallery, die Vogels erste größere Ausstellung in Berlin ermöglicht. Der Künstler hatte Projekte von Zürich bis Tokyo, bloß an der Spree blieben sie rar – ausgenommen die Treptowers der Allianz-Versicherung, wo mehrere Licht- und Bewegungsobjekte installiert sind. Die jetzige Schau „Gestalten + Zufall“ ist allerdings zu Vogels Vermächtnis geworden: Der 1937 Geborene starb während der ersten Vorbereitungen im vergangenen Frühjahr.

Alles verdrahten

In der DAM Gallery versammeln sich die letzten verkäuflichen Objekte (Preise: 9900–34 000 Euro, „Rythme d’ombre“ auf Anfrage). Zum Beispiel „Fire & Water“, eine turmhohe, fragile Installation von 2015, die mit Lichtzeichen auf Schallimpulse antwortet. Dass ihre dynamischen Muster unmittelbar mit der Lautstärke der akustischen Signale im Raum – Schritten, Gesprächen und anderen Geräuschen – zusammenhängen, offenbart sich ähnlich sukzessive wie der Grund, aus dem „Trommel“ (2000) unvermittelt ihre Klöppel schwingt: Ein Schattenwurf des Besuchers genügt, um die Mechanik zum Leben zu erwecken.

Tatsächlich wirken Arbeiten wie „Blauer Kreis“, „Rekurs“ oder „Hommage à Panamarenko“ belebt – obgleich Vogel ihre Konstruktion aus elektronischen Bauteilen bewusst offenlegt. Es gehört zu den ästhetischen Prinzipien des studierten Physikers, alles sichtbar miteinander zu verdrahten: Kondensatoren, Widerstände, Leuchtdioden und Lautsprecher. Die Galerie ist voller elektronischer Körper, durch die Strom fließt. Dennoch entsteht im interaktiven Dialog der Eindruck, man habe es mit autonomen Wesen zu tun. Mit abstrakten Figuren oder architektonischen Gebilden, die ihr Gegenüber zum Mitspieler machen. An die Stelle des abgeklärten Betrachters rückt bei Vogel der neugierige Entdecker, der in Zeit und Bewegung künstlerische Komponenten erkennt.

DAM Gallery, Seydelstr. 30; bis 26.5., Mi–Fr 13–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr

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