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Ai Weiwei ist der bekannteste chinesische Gegenwartskünstler - seine Werke verkaufen sich für Unmengen, in den westlichen Kunstmetropolen wird er wie ein Superstar gefeiert, seine Ausstellungen sind Publikumsmagneten.

© dpa

Ausstellung in Berlin: Ai Weiwei bleibt sich treu

In der Galerie Neugerriemschneider sind neue Werke von Ai Weiwei zu sehen. Diese spiegeln die Biografie des chinesischen Künstlers wieder und beruhen auf der alten fernöstlichen Handwerkstradition.

Kein Künstler aus China ist im Westen bekannter als Ai Weiwei. 2013 hat der Martin-Gropius-Bau dem Regimekritiker in Berlin eine große Ausstellung mit vor allem politisch motivierten Arbeiten gewidmet, in denen er seine 81-tägige Haft verarbeitete. Die zweite Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Neugerriemschneider zeigt 44 Bilderrahmen aus dunklem Holz, die nichts fassen außer der nackten Wand.

Die Abmessungen sind gleich, doch die Rahmen weisen unterschiedliche Profile auf. Würde man die Ränder auf Papier nachzeichnen und die Zeichnungen richtig zusammensetzen, hätte man die Grenzlinie der Volksrepublik China, einschließlich der von ihr territorial beanspruchten Gebiete. „Frames“ (2013) weckt vielfältige Assoziationen: an die Chinesische Mauer, die Bedeutung von Grenzen im Allgemeinen und für Ai Weiwei im Besonderen – als Einschränkung der persönlichen Freiheit, wenn man wie er seinen Pass entzogen bekommt. Auch die vier aus Marmor gefertigten Lampions der Arbeit „Lantern“ (2014) liefern ein assoziationsreiches Spiel. Traditionell sind die roten Laternen aus Papier ein Sinnbild für Glück und Freude. 17 Stück davon hatte Ai Weiwei unter den vom staatlichen Sicherheitsdienst in seinem Atelier installierten Überwachungskameras angebracht, ein Kommentar zur amtlichen Repression. In Marmor gemeißelt, entwickeln sie gleich in mehrfacher Hinsicht Gewicht.

Damit bleibt Ai Weiwei seinen künstlerischen Verfahren treu, die stets in seiner Biografie wurzeln und außerdem in Material und Verarbeitung auf alte chinesische Handwerkstraditionen zurückgreifen. Die Bilderrahmen sind aus Huali-Holz, das für kostbare Möbel wie auch den Bau von Tempelanlagen verwendet wurde. Die Laternen aus Marmor und die Porzellanskulptur „Wave Plate“ (2014) sind wie viele Arbeiten Ai Weiweis in einer der ältesten Porzellanmanufakturen Jingdezhens entstanden.

Galerie Neugerriemschneider, Linienstr. 155; bis 1. 11., Di–Sa 11–18 Uhr

Angela Hohmann

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