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Andrea Palladio wurde, wie hier, immer ernst und nachdenklich dargestellt.

© imago/Leemage

Auflösung des Weihnachtsrätsels 2018: Sie blieben beharrlich auf ihrem Weg - und überzeugten

Architektinnen, Visionäre, Künstlerinnen und Pioniere: Zehn Persönlichkeiten, die die Welt stilsicher bereicherten.

1. Andrea Palladio (1508-1580)

Der Sohn eines Müllers, hieß eigentlich Andrea di Pietro della Gondola, erst sein Gönner, der humanistische Dichter und Sprachgelehrte Gian Giorgio Trissino, gab ihm 1546 den später so berühmten Namen, entlehnt dem der griechischen Göttin Pallas Athene. Der auf ihn zurückgehenden Stilrichtung des Palladianismus werden viele Gebäude in Europa und Nordamerika zugerechnet, so das Weiße Haus in Washington oder Schloss Wörlitz südwestlich von Berlin. Als eines der gelungensten und berühmtesten Gebäude Palladios gilt die Villa Rotonda nahe Venedig. Goethe fand sie als Sommersitz einer vornehmen Familie zu klein.

2. Myra Warhaftig (1930-2008)

Myra Warhaftig
Myra Warhaftig

© Architektursalon-Kassel, Heft 2, Selbstverlag Kassel 2009

Sie konzipierte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin (IBA) ein Mehrfamilienhaus in Kreuzberg. Es war ein Beitrag zur „Realisierung emanzipatorischer Wohnformen“, wie es auf der Gedenktafel für sie in der Dessauer Straße 39 heißt. Jahrelang recherchierte sie, welche jüdischen Architekten Gebäude in Berlin realisiert haben. Ein Mammutprojekt. 2005 erschien ihr dickes Lexikon der „vergessenen“ Baumeister. Myra Warhaftig wurde in Haifa begraben.

3. Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio)

Vitruv (Kupferstich und Radierung, 1823 oder 1847).
Vitruv (Kupferstich und Radierung, 1823 oder 1847).

© The Picture Art Collection / Alamy Stock Photo

Er wurde um 80-70 v. Chr. in Süditalien geboren und absolvierte eine Ausbildung zum Architekten und Bauingenieur. Als solcher konstruierte er Belagerungsmaschinen in den Heeren Cäsars und später des Augustus. Ab 33 v. Chr. konnte er sich dank einer Pension ganz der Architektur und vor allem der Niederschrift seiner „Zehn Bücher über die Architektur“ widmen. Sie wurden in der Renaissance als einziger erhaltener Architekturtraktat der Antike hoch geschätzt, bildeten aber mangels Illustrationen eine stete Herausforderung an die Vorstellungskraft der neuzeitlichen Architekten.

4. Lotte Beese (1903-1988)

Lotte Beese (nach ihrer Heirat Stam-Beese).
Lotte Beese (nach ihrer Heirat Stam-Beese).

© unbekannt, um 1929, Bauhaus Archiv Berlin

Sie war die erste Studentin an der Bauabteilung des Dessauer Bauhauses. Nach einem Jahr hörte sie dort auf, vermutlich wegen der schwierigen Liaison mit dem Bauhausdirektor Hannes Meyer. Sie arbeitete in Brünn und Sibirien und folgte 1935 ihrem holländischen Ehemann Mart Stam nach Amsterdam. Wesentlich trug sie dort zum Aufbau des kriegszerstörten Rotterdam bei - und achtete dabei auch auf autofreie Zonen.

5. Jan Bouman (1706-1776)

Jan Bouman. Vom Meister gab es kein Bild. Alternativ hier sein Werk in Potsdam.
Jan Bouman. Vom Meister gab es kein Bild. Alternativ hier sein Werk in Potsdam.

© Jan Bouman Museum

Er absolvierte eine Ausbildung zum Zimmerermeister. 1732 besuchte König Friedrich Wilhelm I. die Niederlande und lernte dort den tüchtigen Baumeister Bouman kennen. Er holte ihn nach Potsdam, wo er das Holländische Viertel bauen sollte. Zudem ernannte er ihn zum Schlosskastellan. 1748 berief ihn Friedrich II. zum Oberbaudirektor. Weil ihm die Wasserspiele für Sanssouci misslangen, wurde er abberufen und 1755 zum Oberbaudirektor in Berlin ernannt.

6.César Manrique (1919-1992)

César Manrique, bedeutendster Sohn der Kanareninsel Lanzarote.
César Manrique, bedeutendster Sohn der Kanareninsel Lanzarote.

© akg-images / Album / sfgp

Er erkannte früh die Gefahren des Massentourismus. Seine geliebte Insel Lanzarote wollte er davor bewahren. Was der Architekt baute, fügte sich wunderbar in die Vulkanlandschaft. Vieles war und ist spektakulär, wie etwa die Jameos de Aqua, ein Konzertsaal in einer Lavahöhle. Nach Manriques Tod, er starb bei einem Verkehrsunfall, wurden leider auch auf Lanzarote Bausünden begangen.

7. Julia Morgan (1872-1957)

Julia Morgan, einzige Frau in ihrer Ingenieursklasse in Kalifornien.
Julia Morgan, einzige Frau in ihrer Ingenieursklasse in Kalifornien.

© Walter Oleksy / Alamy Stock Photo

Sie hat 700 Bauten entworfen. Berühmt ist sie bis heute aber vor allem für eins: das überbordende Traumschloss, das sie sich für den amerikanischen Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst ausdachte. Morgan, die in Paris studiert hat, war die erste Frau, die in Kalifornien eine Zulassung als Architektin bekam.

8. Ernst L. Freud (1892-1970)

Ernst L. Freud. Die Aufnahme entstand um 1920.
Ernst L. Freud. Die Aufnahme entstand um 1920.

© Freud Museum London

Er lebte bis 1933 in Berlin, bevor er mit seiner Familie nach London emigrierte. L. steht übrigens nach Aussage seines Sohnes Stephen nicht für Ludwig, sondern für seine Frau Lucie. Oberhalb des Schwielowsees entwarf er für den Bankier Frank eine Villa. Ernst L. Freud ist der Sohn des Psychoanalytikers Sigmund Freud und Vater des Malers Lucian Freud, der Queen Elizabeth II. porträtierte.

9. Emilie Winkelmann (1875-1951)

Emilie Winkelmann, als 20-Jährige.
Emilie Winkelmann, als 20-Jährige.

© Richard Knoth, um 1855

Sie bewarb sich fürs Studium bei der TH Hannover, indem sie ihren Vornamen mit E. abkürzte. So konnte sie sich immatrikulieren, wurde aber 1906 nicht zum Staatsexamen zugelassen. Sie ließ sich nicht beirren und eröffnete als erste selbstständige Architektin Deutschlands ihr eigenes Büro. In Berlin-Charlottenburg wurde von 1909 bis1910 nach ihren Plänen das Leistikowhaus errichtet. Sie baute viele Landhäuser um, das Wasserschloss Mellenthin etwa oder Schloss Grüntal bei Bernau. Ihre letzte Ruhe fand sie in Aken, ihrem Geburtsort.

10. Ernst Paulus (1868-1935)

Ernst Paulus, Aufnahme aus den 1920er Jahren.
Ernst Paulus, Aufnahme aus den 1920er Jahren.

© Privatarchiv Paulus

Er begann seine Laufbahn in Berlin im Büro des Architekten Hans Grisebach und machte sich 1899 selbstständig. Sein bedeutendstes Bauwerk ist die expressionistische Kreuzkirche am Hohenzollerndamm, er hat die Künstlerkolonie am Südwestkorso entworfen und viele Villen in Dahlem gebaut. Im mecklenburgischen Resort „Flesensee“ ist das 1912 von Paulus errichtete Schloss heute der Mittelpunkt.

Das Weihnachtsrätsel 2018 finden Sie hier.

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