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Alte Bekannte und junge Talente. Klimaaktivistin Greta Thunberg hat für die britische Popband The 1975 um den Sänger Matt Healy das Intro zu deren vierter Platte eingesprochen. Fotos: Mara Palena

© Mara Palena

Auf welche Album wir uns freuen dürfen: So klingt das Popjahr 2020

The Cure, Einstürzende Neubauten und Alanis Morissette feiern ihre Rückkehr. Auch ansonsten ist das Popjahr 2020 vielversprechend. Ein Ausblick.

Das spontane Abwerfen neuer Alben ist etwas aus der Mode gekommen. Im vergangenen Jahr wählten aus der oberen Star-Riege nur Solange und Ariana Grande diese Strategie, Capital Bra könnte man mit seinem etwas vergurkten Start von „CB6“ auch noch dazuzählen.

Generell geht der Trend allerdings wieder zu einer konventionellen Veröffentlichungspolitik: Das Management oder die Künstlerinnen selber kündigen ein Album an, es gibt Vorab-Singles, Werbung, Interviews. Das bringt dann wohl doch mehr als ein großer Knall, der in den Weiten des Netzes schnell wieder verhallt.

Die Rückkehr zur traditionellen Praxis hat den Vorteil, dass schon einiges über das Popjahr 2020 bekannt ist. Wobei auffällt, dass viel Neues von alten Bekannten kommt.

Gleich am 3. Januar prescht Justin Bieber mit seiner neuen Single vor. „Yummy“ gibt einen Einblick in sein erstes Album seit 2015, sein fünftes insgesamt.

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Schon bei Nummer 14 sind hingegen die Pet Shop Boys angelangt. Sie bringen am 24. Januar „Hotspot“ heraus, das zum Teil im Berliner Hansa Studio aufgenommen wurde. Die britischen Elektropop-Großmeister sind der Stadt seit Langem verbunden, was auch das Video zur ersten Single „Dreamland“ zeigt: Es spielt in einer animierten Version des U-Bahnhofs Alexanderplatz.

Zudem gibt es einen Song, der „Wedding in Berlin“ heißt und die Pet Shop Boys starten sogar ihre Tour in der deutschen Hauptstadt. Am 1. Mai sind sie in der Großarena am Ostbahnhof – mal sehen, wie Fans und Demonstrierende aneinander vorbeikommen.

Die Pet Shop Boys veröffentlichen im Januar „Hotspot“, das zum Teil in Berlin entstanden ist.
Die Pet Shop Boys veröffentlichen im Januar „Hotspot“, das zum Teil in Berlin entstanden ist.

© FKP

Wer zu Hause bleibt, kann sich das an diesem Tag erscheinende Comeback-Album von Alanis Morissette anhören, die acht Jahre nach ihrer letzten Platte „Such Pretty Forks In The Road“ herausbringt. Außerdem geht sie zusammen mit Garbage und Liz Phair auf Tour, um den 25. Geburtstag von „Jagged Little Pill“ zu feiern.

Die Neunziger sind ja schon seit einer Weile zurück. Dazu passt, dass die damals bekannt gewordene US-Punkband Green Day sowie die Hamburger Indierockformation Die Sterne im Februar neue Alben herausbringen. Erstere nennen ihr 13. Werk „Father Of All“, Letztere ihr zwölftes schlicht „Die Sterne“.

Auch sonst haben viele deutsche Künstlerinnen und Gruppen für die erste Jahreshälfte neue Alben angekündigt, darunter Mia., Antilopen Gang, Balbina, Marianne Rosenberg, Wolf Maahn, Turbostaat und Kinderzimmer Productions.

Einstürzende Neubauten touren mit neuem Album

Wann genau die Einstürzenden Neubauten ihr erstes Werk seit zwölf Jahren veröffentlichen, ist noch unklar. Da es den Titel „Year Of The The Rat“ trägt – 2020 ist im Chinesischen Horoskop ein Ratten-Jahr – könnte es um das chinesische Neujahr am 25. Januar herum sein.

Fest stehen hingegen schon die Termine der Tour, die am 19. April mit einer „Chaotischen Generalprobe“ im Waschhaus Potsdam beginnt und einen Tag später im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt weitergeht.

Auf ihrer Website verspricht die Band um Blixa Bargeld: „Album und Tour markieren die Quintessenz ihres Schaffens und es öffnet sich wieder eine unerwartete Tür der mittlerweile 40 Jahre dauernden Klangexperimente“.

Eine andere Berliner Kultband wird ebenfalls nach langer Stille wieder für Aufsehen sorgen: Die Ärzte gehen auf Tour. Als Einladung brachten sie schon im vergangen Frühjahr den Song „Rückkehr“ heraus, in dem es heißt: „Kommt und seht es, bevor es zu spät ist/ Da geht noch etwas mehr/ Wir sind noch immer populär/ vielleicht sogar besser noch als vorher/ Und ich erklär hier mal ganz autoritär: Das wird spektakulär – es ist schon viel zu lange her“.

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Die Tickets für die im November beginnende „In The Ä Tonight“- Tournee, die es nur auf der Website der Band gab, waren innerhalb einer Minute ausverkauft. Wer leer ausging, kann immer noch auf ein Album von Farin Urlaub, Bela B und Rod González hoffen. Noch sind keine Details bekannt, aber die „beste Band der Welt“ war offenbar im Studio.

Gleiches gilt für eine andere Achtziger-Legende: The Cure wollen zwölf Jahre nach „4:13 Dream“ wieder eine Platte herausbringen. Sänger Robert Smith sprach in einem Interview mit der „Los Angeles Times“ von einer düsteren Angelegenheit.

„Ich habe vor Kurzem meine Mutter, meinen Vater und meinen Bruder verloren, was sich offensichtlich auf mich ausgewirkt hat“, sagte er und versprach unter anderem Soundscapes wie auf dem „Desintegration“-Album (1989).

Als Arbeitstitel hat die vom 50. Mondlandungsjubiläum faszinierte Band „Live From The Moon“ ausgesucht – ein Jahr später wahrscheinlich nicht mehr erste Wahl.

Tame Impala und Grimes

Von Indie-Fans schon lange herbeigesehnt wird das neue Tame Impala-Album. Nun ist es endlich so weit: Mastermind Kevin Parker hat „The Slow Rush“ für den 14. Februar versprochen. Die drei daraus bereits veröffentlichten Singles gehen in eine ähnlich psychedelisch-verspulte Richtung wie das erfolgreiche Vorgänger-Werk „Currents“ aus dem Jahr 2015.

Vor allem das von einer schönen Supertramp-Orgel und sirenenartig aufheulenden E-Gitarren angetriebene „It Might Be Time“ macht Hoffnung.

Die kanadische Produzentin Claire Boucher alias Grimes hat ebenfalls seit fünf Jahren – damals erschien das großartige „Art Angels" – keine Platte mehr gemacht. Sie war mit Gastauftritten beschäftigt und vielleicht auch mit ihrem Lover, dem Tesla-Gründer Elon Musk.

Drei Singles zum Jahresende kündigten ihr fünftes Album „Miss Anthropocene“ an, das ab dem 21. Februar erhältlich sein wird und wieder auf einen experimentell-elektronischen Sound setzt.

Die kanadische Elektromusikerin Grimes folgt im Februar mit „Miss Anthropocene“.
Die kanadische Elektromusikerin Grimes folgt im Februar mit „Miss Anthropocene“.

© 4AD

Größere Aufmerksamkeit wird an diesem Tag allerdings die Veröffentlichung von „Notes On A Conditional Form“ der absurd populären britischen Popband The 1975 bekommen. Zu deren Fans gehört offenbar auch Greta Thunberg, jedenfalls hat sie sich von dem Quartett um Sänger Matt Healy für das gesprochene Intro der Platte engagieren lassen. Zu tröpfelnden Klavierklängen und esoterischen Synthies hält die Klimaaktivistin mit ruhiger Stimme eine Rede, die so beginnt: „We are right now in the beginning of a climate and ecological crisis. And we need to call it what it is. An emergency.“

Der gesamte Erlös des Stücks geht auf Wunsch der Schwedin an die Organisation Extinction Rebellion. Derweil versprechen The 1975, ihr Album möglichst klimafreundlich zu produzieren und auf Plastikhüllen für die CDs zu verzichten.

Auch beim Nachwuchs sieht es gut aus

Und wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Ganz munter. Schon im Januar bringt etwa die Chemnitzer Band Blond ihr Debütalbum „Sprite Martini“ heraus. Sie spielt eine Mischung aus Indie-Pop und Dance-Punk, die Texte handeln von Mansplaining, Regelschmerzen und Onlinedating – ziemlich kurzweilig und beiläufig feministisch. Sollte man im Auge behalten.

Dasselbe gilt für die Nominierten der jährlichen BBC-Umfrage zum Sound des Jahres. Unter den zehn Acts sind Talente wie der Emo-Rocker Yungblud, die Elektropopperin Georgia und die tolle Soul-Sängerin Celeste. Sie wurde bereits mit Amy Winehouse verglichen – ihre Stimme wird dieses Jahr eine Rolle spielen.

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