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Weiter kein Publikum. Die Staatsoper bleibt während des Dezembers leer.

© Marcus Ebner

Arte zeigt „Lohengrin“: Premiere mit Rettungsring

Lange hatte man an der Staatsoper gehofft, dass die nächste große Produktion live stattfinden kann. Nun wird der „Lohengrin“ am 13. Dezember auf Arte gezeigt.

Mein lieber Schwan, das war eine Hängepartie! Wochenlang hatten sie an der Staatsoper darauf gehofft, dass der Kultur-Lockdown nicht über den 30. November hinaus verlängert wird, sodass ihre nächste große Produktion vor Publikum stattfinden kann.

Doch nun wird es doch nichts mit Live-Applaus am 13. Dezember für Richard Wagners „Lohengrin“, inszeniert vom Ex-Bürgerschreck Calixto Bieito. Lediglich Kameras werden das Geschehen vom Saal aus beobachten, denn der Fernsehsender Arte zeichnet die Aufführung auf und sendet sie ab 22.20 Uhr im analogen Fernsehen. Außerdem soll es einen Livestream auf der Website der Staatsoper geben.

Das Aufführungskonzept wird in jeder Hinsicht coronakompatibel sein: Matthias Pintscher beispielsweise wird die Staatskapelle nicht in der großen Wagner-Besetzung dirigieren, wie sie Unter den Linden üblich ist. Stattdessen spielt ein deutlich kleineres Orchester mit lediglich 45 Musikerinnen und Musikern.

Mehr Instrumentalisten saßen allerdings auch 1850 bei der Uraufführung des „Lohengrin“ am Hoftheater vom Weimar nicht im Graben. Doch selbst in dieser historisch legitimierten Schrumpfversion müssen sich die Staatskapellen-Mitglieder bis in die Proszeniumslogen verteilen, damit die aktuell vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden können.

Reduziert und dazu szenisch fixiert tritt auch der Chor auf. Bis zu 120 Stimmen sind an der Staatsoper für das Stück normal, jetzt können es gerade einmal 74 sein – und das auch nur dank der luxuriösen neuen Bühnentechnik, die die Skandal-Sanierung dem Haus beschert hat.

Schauspielerische Aktionen sind so nicht möglich

Weil es Hubpodien bis auf die Hinterbühne gibt, können sich die Sängerinnen und Sänger regelkonform verteilen, und zwar höhenmäßig so gestaffelt, dass der Dirigent alle noch sehen kann. Schauspielerische Aktionen sind in dieser Konstellation allerdings nicht möglich.

Darstellendes Spiel bleibt den Protagonisten überlassen, Robert Alagna als Lohengrin, der sich damit an seiner erste Wagner-Rolle überhaupt wagt, Vida Mikneviciute als Elsa, Ekaterina Gubanova als Ortrud, Martin Günther als Telramund und René Pape als Heinrich der Vogler.

Regisseur Calixto Bieito verlegt die Handlung der Oper im ersten und dritten Akt in den Verhandlungssaal eines modernen Hochsicherheitsgefängnisses, der zweite soll mit viel Lichteffekten eine surreale, märchenhafte Atmosphäre erhalten. Und Videoeinspielungen gibt es natürlich auch (weitere Infos auf www.arte.de).

Für Januar sind noch fünf „Lohengrin“-Aufführungen Unter den Linden angesetzt. Ob die dann mit Publikum stattfinden können, wird sich frühestens bei der nächsten Corona-Runde der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin am 20. Dezember entscheiden.

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