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Ein Werbewürfel vor dem Messegelände. Die Art Cologne gilt als wichtigste deutsche Kunstmesse. Sie fällt zeitlich mit dem Gallery Weekend in Berlin zusammen.

© Oliver Berg/dpa

Art Cologne: Kurzauftritt am Rhein

Die Art Cologne ist zeitlich nah an das Gallery Weekend gerückt – das schadet der Kölner Messe. Besonders amerikanische Kunden machen sich rar.

Es ist eine kurze Art Cologne, die auf den Sonntag als Publikumstag verzichtet. Doch dürfte das meiste ohnehin schon nach zwei Tagen gelaufen sein. Bereits am Donnerstag sind viele internationale Sammler bereits zum Gallery Weekend in die Hauptstadt gereist. Die Berliner unter den Galeristen sowieso. Wer bis dahin die Standkosten noch nicht eingespielt hatte, blickte mit Sorge auf den Samstag. Denn auch in Berlin besteht beim Gallery Weekend bekanntlich der Grundstock an Sammlern aus Rheinländern.

Doch mit der ewigen Rivalität zwischen Köln und Berlin soll es jetzt ein Ende haben. Der Schulterschluss zwischen der Art Cologne und den Galeristen, die hinter Gallery Weekend und der Berliner Messe abc stehen, sendet ein deutliches Zeichen. Die Art Cologne nimmt damit vor allem den Fehdehandschuh auf, der ihr aus der Schweiz zugeworfen wurde. Die Art Düsseldorf, aus der unterklassigen Art.Fair in Köln hervorgegangen, wurde zusehends zur Bedrohung, obwohl oder gerade weil ihre Premiere im November erst noch ansteht. In ersten Mitteilungen Ende letzten Jahres war noch von einer Regionalmesse die Rede. Als dann Anfang des Jahres die Muttergesellschaft der Art Basel einen Anteil erwarb, fing man rheinaufwärts an, sich Sorgen zu machen, die wuchsen, als kurz darauf renommierte Galeristen in den Beirat berufen wurden.

Die Installation "Chilean" von Ivan Navarro bei der Art Cologne auf einem Messestand.
Die Installation "Chilean" von Ivan Navarro bei der Art Cologne auf einem Messestand.

© Oliver Berg/dpa

Mit der aktuellen Ausgabe muss die Art Cologne also beweisen, dass sie die Nummer eins ist und bleiben will. Das gelingt ihr, und zwar so gut, dass einige Kritiker ihr Langeweile attestieren. Im Untergeschoss mit der klassischen Moderne und der Nachkriegskunst sorgt weißer Teppich für Gediegenheit. Es fällt allerdings auf, dass die ältere Kunst auf dem Rückzug ist. Werke, die unter die Genehmigungspflicht des Kulturgutschutzgesetzes fallen, scheinen rar in Köln. Nicht, weil der Nachschub fehlte, sondern weil einfach kein Händler das Risiko eingehen möchte, dass seine Ware mit einem Exportverbot belegt wir. Die hier gezeigte Kunst scheint jedoch auf Zuspruch zu stoßen. Die kunsthistorisch abgesicherte Ware findet zuverlässig Käufer.

Das Hauptfeld der Teilnehmer versammelt sich auf der mittleren Ebene in dezentem Grau, auf der es für den Mittelstand langsam eng wird. Denn vor Gagosian haben schon White Cube, Pearl Lam, Hauser & Wirth, Perrotin und Daniel Templon den Weg (zurück) an den Rhein gefunden. Das macht die Messe internationaler, aber das Angebot im Gegenzug erwartbarer. Wäre da nicht der Larry Gagosian, der seinem Galeriekonzern anscheinend ein wenig Street Credibility verpassen möchte. Anders ist kaum zu erklären, warum er sich für Köln entschieden hat. Selbst die mittelpreisige Ware seiner Stars dürfte hier kaum Abnehmer finden. Kunst vom mittleren fünfstelligen bis sechsstelligen Bereich ist aktuell nur schwer zu vermitteln, das gilt nicht nur für Köln.

Spiegelei-Attrappen von Christopher Chiappa bei der Art Cologne am Stand der Galerie Kate Werble.
Spiegelei-Attrappen von Christopher Chiappa bei der Art Cologne am Stand der Galerie Kate Werble.

© Oliver Berg/dpa

Für die junge Kunst im Obergeschoss bietet der nackte Beton das angemessene Pflaster. Hier soll es rauer zugehen. Die Aussteller berichten überwiegend von guten Verkäufen, ihre vergleichsweise niedrigen Preise sehen die Sammler gerne. Eine Analyse des Datendienstleister Artfacts.net zeigt, dass die Art Cologne über die letzten Jahre nicht nur ihren Anteil ausländischer Galerien erhöht hat, auch die Zahl Berliner Galerien hat kontinuierlich zugenommen. Abgenommen hat hingegen die durchschnittliche Zahl der Künstler, die von Galerien präsentiert wird. Köln ist tendenziell also eher eine Messe für vertiefende Präsentationen.

Die Eröffnung schien auch gegen Abend nicht überfüllt, eine aufgeregte Jagd nach dem gerade Angesagten ist ohnehin nicht die Sache deutscher Sammler. Gegen Wochenende waren die Domstädter weitgehend unter sich. In den Gängen schien mehr amerikanisches Englisch gesprochen zu werden als in den Vorjahren. Ein deutscher Galerist ist allerdings etwas enttäuscht: „Es ist nicht so, dass scharenweise amerikanische Sammler auf dem Weg nach Berlin in Köln Halt gemacht hätten.“ Das war die Hoffnung, die sich mit dem nahen Termin zum Gallery Weekend verknüpfte. Tatsächlich ist es aber wohl so, wie Messedirektor Daniel Hug sagt: „Amerikaner reisen nicht mehr gerne.“

Die Erkenntnis ist nicht neu. Spätestens seit den ersten Attentaten in Frankreich machen sich die amerikanischen Kunden rar. Nun rächt sich, was den Besuch in Köln eigentlich immer so angenehm macht: Die berühmt-berüchtigten Art Consultants, die anstelle ihrer Kunden die Messen weltweit abklappern, waren noch nie besonders zahlreich am Rhein.

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