zum Hauptinhalt
Preisgekrönte Architektenbrüder: Laurids und Manfred Ortner. 

© Schnepp Renou/O&O

Architekturbüro Ortner & Ortner ausgezeichnet: Ihre Baukunst prägt Berlin

Die Schauspielschule in Berlin-Mitte oder das „Alexa“: Für ihre „Baukunst vom Tag“ wurden die Brüder Laurids und Manfred Ortner nun gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet. 

Wenn schon Auszeichnung, dann gleich doppelt. Erst wurde dem Architekturbüro Ortner & Ortner Baukunst mit Dependancen in Wien, Köln und Berlin der Große Österreichische Staatspreis zuerkannt, dann folgte gleich hinterher der Deutsche Hochschulbaupreis 2020. 

Während der seit 1950 zum 16. Mal verliehene Staatspreis einem Lebenswerk gilt, so steht der alle zwei Jahre ausgelobte Hochschulbaupreis für ein einzelnes Gebäude, in diesem Fall der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin-Mitte.

Die Brüder Laurids und Manfred Ortner, 1941 respektive 1943 in Linz geboren, haben einen langen Anlauf zur Architektur und zu ihrem heutigen Erfolg genommen. 

[Die Coronavirus-Krise ist auch für die Politik eine historische Herausforderung. Jeden Morgen informieren wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer Morgenlage über die politischen Entscheidungen, Nachrichten und Hintergründe. Zur kostenlosen Anmeldung geht es hier.]

Die Startbahn war die 1967 gegründete „Architekten-Künstlergemeinschaft Haus-Rucker-Co“, die bei der documenta V von 1972 mit der wie eine Blase aus dem Kasseler Fridericianum hervortretenden „Oase Nr. 7“ Furore machte; bei der folgenden documenta 1977 kam der – heute noch bestehende – „Rahmenbau“ als Landschaftsausblick hinzu.

1987 gründeten die Brüder ihr eigenes Architekturbüro, das 1990 den heutigen Namen erhielt und neben dem Wiener Stammsitz mit der 1994 geschaffenen Berliner Dependance hervorgetreten ist. 

Die Typologie der Bauten ist denkbar weit gespannt; es dominieren Gewerbebauten, nicht zuletzt Einkaufszentren wie an der Steglitzer Schloßstraße oder das wegen seiner rosaroten Farbe heftig kritisierte „Alexa“, das jetzt erst, nach Jahren, mit dem 150 Meter hohen Wohnturm an der Straßenecke seine vollständige Gestalt erreichen wird.

Der Neubau am neuen Gebäudekomplex der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“.
Der Neubau am neuen Gebäudekomplex der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Ortner und Ortner sprechen von ihrer Architektur gern als „Baukunst vom Tag“, womit sie das Alltägliche des Gebauten meinen, das sich eben im Alltag zeigen und bewähren muss. 

Zahlreiche Projekte zeugen davon, Bauten wie der Hotel-Bürokomplex am S-Bahnhof Tiergarten oder der City-Tower in Wien-Mitte. Stets haben sie dabei die städtebauliche Situation im Auge; und bereits 1987 konnten sie im Bonner Vorort Brüser Berg ein ganzes „Stadtteilzentrum“ komponieren.

Immer wieder hat sich Manfred Ortner, der viele Jahre lang in Potsdam Architektur lehrte, in die Berliner Diskussion eingeschaltet, insbesondere um das Kulturforum. 

Nicht verschwiegen sei dabei, dass die Büropartner zu jenem erlauchten Kreis von Architekten zählten, mit denen der langjährige Senatsbaudirektor Hans Stimmann seine Pläne zu entwickeln pflegte, wenngleich bisweilen, wie eben am Kulturforum, ohne Erfolg.

Umbauten wie der des hinter der Chausseestraße halb versteckten Staatsoperndepots zum Domizil der Schauspielschule sind eher die Ausnahme im Œuvre des Büros. 

Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek

Gerade die Schauspielschule mit ihrem eng begrenzten Budget zeigt, dass die Ortners mit vorhandener und eher ruppiger Substanz umgehen können; allein der neu hinzugefügte Turmbau mit zwei übereinanderliegenden Probebühnen, außen ablesbar an der Stabholz-Verkleidung, gibt dem Ensemble eine zeichenhafte Wirkung.

Bei einem anderen Kulturbau, der 2002 eröffneten Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek, gingen die Ortners in die Tiefe. Bis auf zwei schmale, parallele Riegel liegt die Masse des Komplexes unterhalb des Bodenniveaus, und man steigt in den mittigen, von Oberlicht erhellten Lesesaal hinab.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das bekannteste Projekt der Ortners ist allerdings das Wiener Museumsquartier, das nach langwierigen politischen Debatten und mehrfachen Umplanungen 2001 mit dem Museum moderner Kunst und dem Leopold Museum als Neubauten inmitten der historischen Hofstallungen eröffnet wurde. 

Derzeit erhält das „MQ“ sein Tüpfelchen auf dem i in Gestalt des „Libelle“ genannten Café-Aufbaus auf dem Dach des Leopold Museums – dreißig Jahre, nachdem Ortner & Ortner mit ihrem ersten Entwurf den Wettbewerb zum MQ gewonnen hatten. 

Architekten brauchen einen langen Atem. Rüstig in den Siebzigern, stehen Laurids und Manfred Ortner im Zenit ihrer Berufslaufbahn.

Zur Startseite