zum Hauptinhalt

Archäologie: Auf den Spuren Wallensteins

Auf dem Gelände der historischen Schlacht von Lützen im Jahre 1632 haben Ausgrabungen begonnen. Die archäologischen Arbeiten erfassen die Schützengräben des kaiserlichen Heerführers im Dreißigjährigen Krieg, Wallenstein.

Lützen - Noch fehlen beachtenswerte Funde. Doch das könnte sich bald ändern. Auf dem Gelände der Schlacht von Lützen zwischen den Schweden und kaiserlichen Truppen im Jahre 1632 wird nach Zeugnissen der Vergangenheit gegraben. Die archäologischen Arbeiten erfassen die Gräben entlang der früheren Straße von Lützen nach Leipzig, die heute ein Feldweg ist. Dort soll der kaiserliche Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, Albrecht von Wallenstein (1583-1634), vor der Schlacht die Gräben zu Schützengräben ausgebaut haben. 1000 Musketenschützen habe der Heerführer damals in vorderster Verteidigungslinie postiert, sagt Archäologe André Schürger.

Bis Mitte April wird nun die Frontlinie an ein oder zwei Stellen untersucht. Noch ist offen, was dabei die Archäologen und Grabungshelfer ans Tageslicht fördern werden. Waffen oder gar Geschütze werden es nicht sein. Schürger schließt aber nicht aus, dass die Gräben als Bestattungsplätze genutzt wurden. Sie hätten sich für die rasche Beisetzung der Toten - 9000 Soldaten soll in der Schlacht gefallen sein - angeboten, um Seuchen zu verhindern. Dann könnten während der Grabungen auch Totenschädel und Skelette freigelegt werden.

Historische Funde neben "modernem Schrott"

Doch mit leeren Händen stehen die Archäologen bereits jetzt schon nicht mehr da. Vor den Grabungen wurde auf einem Teil des Schlachtfeldes mit Metallsonden gesucht. Etwa 2700 Metallgegenstände wurden dabei entdeckt. Eva-Carmen Szabo breitet auf einem kleinen Tisch am Rande der Grabungen die in Tütchen archivierten Funde aus. Musketenkugeln sind dabei, aber auch kleinere Pistolenkugeln sowie Kupfer- und Bronzebeschläge vom Zaumzeug der Pferde. Den zahlenmäßig größten Fund stellen 582 Bleikugeln dar. Trotz manch gefundenen "modernen Schrotts", wie Szabo Drehverschlüsse und neuzeitliche Münzen nennt, sind sich die Fachleute sicher: Die Kugeln und Beschläge stammen aus der Schlacht von 1632.

Alles wird genau festgehalten und kartiert. Bei der Suche nach Spuren der Vergangenheit bedienen sich die Archäologen neuester technischer Errungenschaften. Jeder auf dem Feld mit der Sonde entdeckte anscheinend wertvolle Gegenstand wurde über das Satellitensystem GPS festgehalten. Entstanden ist so eine Karte mit eng nebeneinander liegenden blauen und roten Punkten, die symbolisch für die unterschiedlichen Kugeln stehen.

Königlicher Glanz in Lützen

Die Stadt Lützen, in der sich die Gedenkstätte für den gefallenen Schwedenkönig Gustav II. Adolf befindet, bereite zurzeit eine Ausstellung zum 375. Todestages des schwedischen Königs vor, die vom 1. September im Schlossmuseum der Stadt zu sehen sein werde, sagt Bürgermeister Maik Reichel (SPD). Dann sollen nicht nur die ersten Ergebnisse dieser Untersuchungen des Schlachtfeldes präsentiert werden. Für die dreimonatige Ausstellung kehren auch ein Hemd, die Strümpfe und der Degen des gefallenen Königs von Schweden nach Lützen zurück. Zum Todestag am 6. November könnte dann auch wieder königlicher Glanz in Lützen einziehen. Die Chancen stünden nicht schlecht, dass das schwedische Königspaar komme, sagt Reichel. (Von Norbert Claus, ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false