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Der palästinensische Sänger und Oud-Virtuose Moneim Adwan im Pierre Boulez Saal.

© Pierre Boulez Saal

Arab Music Days in Berlin: Barfuß am Bass

Vielfalt der Kultur: Die Arab Music Days im Boulez Saal wollen mit Musik, Kunst und Poesie eine Brücke von der arabischen Welt nach Deutschland schlagen.

Dem Gesang kommt in der Musik der islamisch geprägten Welt große Bedeutung zu, passend also, dass der palästinensische Sänger und Oud-Virtuose Moneim Adwan im Pierre Boulez Saal die zweiten Arab Music Days eröffnete. Passend ist es auch, dass die Veranstaltung am Internationalen Tag des Friedens der Vereinten Nationen beginnt. Der irakische Oud-Meister und Kurator der Veranstaltung Naseer Shamma sagt zum Auftakt: „Die Tage sollen eine Brücke nach Deutschland schlagen, wir öffnen ein Fenster der Kreativität mit Musik, Kunst und Poesie und zeigen, dass die arabische Kultur mehr zu bieten hat, als die Nachrichten zeigen.“

Zu Beginn trägt der Dichter Adel Khozan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sein Gedicht „Ich, Du, der Osten und der Westen“ vor, ein wenig zu lang, aber dennoch gut zur Einstimmung auf den Klang der arabischen Sprache. Adwan und sein Quartett folgen mit der Vertonung eines Gedichtes des persischen Sufi-Mystikers Dschalal ad-Din Rumi „Auch wenn du nicht nach mir strebst“. Cello (Yassir Bousselam) und Violine (Zied Zouari) geben getragen dunkel die Stimmungslage vor, Adwan stimmt mit gepresster Stimme sein klagendes Lied an, die Streicher antworten, Yousef Zayed nimmt den Rhythmus mit seiner Trichtertrommel Darbouka auf und Leila Soldevila zupft barfuß den Bass. Und so geht es rasch weiter. Beim nächsten Stück „Derwisch“ sieht man dank der virtuosen musikalischen Interaktion der Musiker vor dem geistigen Auge den trunken wirbelnden Tanz der Derwische.

Fröhliche Folklore

Aber Moneim Adwan vertont nicht nur sufische Gedichte sondern auch Texte des großen palästinensischen Dichters Mahmud Darwisch (1941-2008). In „Ich bin er“ geben ein klagendes Cello, getragener Gesang und ein schleppendes Tambourin die Befindlichkeiten der Region wieder. Darwisch gilt als die Stimme seines Volkes. Dem widmet sich Adwan auch in Improvisationen zu folkloristischen Themen, für ihn die Musik der einfachen Leute. Adwans Oud tritt in einen faszinierenden Dialog mit den Streichern. Das Dialogische ist wichtig in der arabischen Musik und kommt westlichen, jazzgewöhnten Ohren vertraut vor. Mit seinem fröhlichen Folklorestück über das Junggesellendasein begeistert der im palästinensischen Rafah geborene Musiker das Publikum, das sich mit großem Applaus bedankt.

Am Sonntag endeten die Arab Music Days mit einem Konzert von Naseer Shamma & Quartett (19 Uhr). Und im Mozart Auditorium der Barenboim Said Akademie sind wunderbare, neue Gemälde von Nasser Hussein aus Aleppo zu sehen, schemenhafte Gestalten in einem undefinierbaren Raum zwischen gestern und morgen.

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