zum Hauptinhalt
Weiß sein Publikum zu faszinieren – der Oud-Virtuose Naseer Shamma.

©  AFP

"Arab Music Days" im Pierre Boulez Saal: Liaison der Klänge

Intendant Ole Bækhøj über das Festival „Arab Music Days“, das im Dezember stattfinden wird.

Es ist noch gar nicht so lange her, da blühte Syriens Hauptstadt Damaskus auch kulturell. Nach dem Ende der Blockkonfrontation war die Folge der politischen und wirtschaftlichen Öffnung, dass ein Nationalorchester und später sogar eine Nationaloper etabliert wurden. Beide Gründungen kennzeichneten die Hoffnung auf Selbstständigkeit eines wiedererstarkenden Landes in der arabischen Welt. 2008 wurde Damaskus sogar zur Kulturhauptstadt der arabischen Welt erhoben.

Seitdem jedoch 2011 der Bürgerkrieg tobt, brach auch das kulturelle Leben zusammen, ein Viertel der Syrer ist auf der Flucht. Das erst 2004 eröffnete neue Opernhaus wurde mehrfach beschossen, spielt aber noch – auf absoluter Sparflamme. Neben Tod und Verfolgung erschüttert die fortschreitende Zerstörung zahlreicher kulturhistorischer Schätze im Land die ganze Welt.

Doch die Musik lebt zum Glück auch außerhalb Syriens weiter. Einer ihrer wichtigsten Fürsprecher ist der Klarinettist Kinan Azmeh, selbst Damaszener, der das Glück hatte, sich schon früh in New York niederlassen zu können. Er war bereits mehrfach im Pierre Boulez Saal zu Gast, zusammen mit dem irakischen Oud-Spieler Naseer Shamma füllt er nun unter dem Titel „Arab Music Days“ vom 14. bis 16. Dezember ein ganzes Wochenende mit Musik aus Syrien, Iran und Irak.

"Es gibt vieles, was wir noch nicht entdeckt haben"

Auch Shamma hatte bereits im Frühjahr mit einem Soloabend das Publikum im Saal mit „großer Magie bezaubert, sowohl menschlich als auch als Musiker“, wie sich Intendant Ole Bækhøj begeistert erinnert. Denn die arabische Laute mit dem kurzen Hals, die die Mehrheit der Konzertbesucher hierzulande höchstens aus dem Kreuzworträtsel kennen dürfte, hat unglaublich viele Facetten – in erster Linie ist die Oud ein Folkloreinstrument, wird aber inzwischen auch von vielen zeitgenössischen Komponisten eingesetzt, bereichert den Jazz und eignet sich auch für experimentelle Klänge.

Die Ambition des kleinen Festivals entspringt einem „ganz natürlichen Interesse an fremden Kulturen“, so Bækhøj, der sich für die Zukunft des Pierre Boulez Saales auch musikalische Reisen in viele andere Weltgegenden vorstellen kann: „Es gibt vieles, was wir noch nicht entdeckt haben.“ Dabei ist es dem Intendanten wichtig, „dass wir hier kein Museum für arabische Musik aufmachen wollen, sondern neue Sachen sich entwickeln lassen“, so Bækhøj.

„Die Protagonisten bringen ihre jeweiligen Musikerkollegen in verschiedenen Formationen zusammen und führen neue Kompositionen auf, die teilweise ambitioniert zeitgenössisch sind, teilweise auf alten Traditionen basieren und daraus sehr spannende Klangwelten eröffnen.“ Dabei werden Azmeh und Shamma an den ersten beiden Abenden jeweils mit ihren Ensembles auftreten, um dann zum Finale gemeinsam zu konzertieren und arabische und persische Musikwelt zu vereinen. „Dann lernen wir auch die sehr interessante Entwicklung der Jazzszene im Irak kennen“, sagt Bækhøj.

Zusätzlich zu den Konzerten befassen sich mehrere Lesungen, Konzerteinführungen und Gespräche mit den arabischen Musiktraditionen. „Dabei werden wir sicher auch die aktuelle Lage der Musik in dieser umkämpften Region thematisieren“, sagt Intendant Ole Bækhøj, der für seine nächste Spielzeit schon weitere Konzerte mit persischer Musik plant. Da in der Barenboim-Said Akademie talentierte Musiker aus dem Nahen Osten studieren, liegt auch deren Einbeziehung in die Konzertprogramme zukünftig nahe: „Der Pierre Boulez Saal ist schließlich das öffentliche Gesicht der Akademie“, so Bækhøj. Der Boden dafür ist schon mal bereitet.

Weitere Informationen:  https://boulezsaal.de/de/

Zur Startseite