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Allegro molto: Anne-Sophie Mutter und Daniel Barenboim

© Peter Adamik

Anne-Sophie Mutter in Berlin: Einsame Königin

Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin begleiten Stargeigerin Anne-Sophie Mutter durch Beethovens Violinkonzert.

Ein Zauberklang berauscht das Publikum. Der Abend steht im Zeichen des unvergleichlichen Geigentons von Anne-Sophie Mutter. Im Konzert der Staatskapelle herrscht die Königin der Klassikszene mit einer kantablen Ausdrucksfähigkeit der Violine, die keine Schranken kennt.

Dieses Wunderkind von einst, das 1977 unter der Obhut Karajans Mozart spielte, konzertiert seither weltweit, ohne an Ausstrahlung zu verlieren. Wer zählt die Uraufführungen und Ehrungen, die die Karriere der Künstlerin schmücken? Das Programm in der Staatsoper umfasst die Violinkonzerte in E-Dur von Bach sowie in D-Dur von Beethoven.

Das Pianissimo ist betörend

Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn stehen Musikerinnen auf der Bühne, um sich einzuspielen. Bach gehört nicht zu ihrem täglichen Umgang. Mutter gibt den Takt an, und sie folgen engagiert. Für Beethoven tritt Daniel Barenboim hinzu und sorgt dafür, dass die Innenspannung der Musik trägt. In beiden Werken huldigt die Solistin auf seltsam einsame Weise ihrer Violine.

Ihr betörendes Pianissimo spielt darin eine Hauptrolle. In den langsamen Sätzen bewegt sich ihr Ton gern an der Grenze des Hörbaren. Ihre Melodiebögen und Triller schweben über der motivisch dominierenden Begleitung, ohne ein spannendes Geben und Nehmen mit ihr zu suchen. Aber die Reinheit der Intonation, die von Mutters Violine ausgeht, sucht ihresgleichen.

Barenboim erinnert an Pierre Boulez

Die Bühne hat Raum für ein ungewöhnlich großes Streichorchester, in der hinteren Reihe acht Kontrabässe, je zwei Musiker mit Abstand an den Pulten. Zwischen den Violinkonzerten dirigiert Barenboim mit Hingabe „Livre pour cordes“ von Pierre Boulez. Das ursprüngliche Programm sah auch noch Debussy vor.

Von dessen Musik kam Boulez her, der Freund und Weggefährte Barenboims. Inspiriert durch Mallarmé sucht er im „Livre“ nach der strukturellen Entsprechung von Musik und Dichtung. Der Weg führt ihn über Webern zurück zu Debussy, aber auch durch mathematisches Denken zu neuen schöpferischen Zielen, mit wandernden Elementen zu einer Fülle aquarellhafter Farbigkeit.

Von der einzelnen Violine bei Bach und Beethoven bis zu der beweglichen Synthese bei Boulez beschert der Abend ein Schweifen in klangsensibelsten Sphären.

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