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Königlich. Anne-Sophie Mutter an der Geige.

© picture alliance / dpa

Anne-Sophie Mutter im Konzerthaus: Makellose Schönheit

Die Geigerin Anne-Sophie Mutter brilliert beim Konzerthaus-Festival mit Stücken von Beethoven, Pavin und Schostakowitsch.

Eine junge Geigerin im weißen Hemd mit Fliege, neben ihr ein schon etwas älterer Cellist, der sich bei seiner Kammermusikpartnerin eingehakt hat. Beide strahlen zum Schlussapplaus – so schön präsentiert das CD-Cover die musikalische und menschliche Verbundenheit, in der Anne-Sophie Mutter und Mstislaw Rostropowitsch 1988 sämtliche Streichtrios von Beethoven aufgenommen haben.

Nun, fast dreißig Jahre später, beim Konzerthaus-Festival zum 10. Todestag des russischen Cellisten, konzentriert sich Anne-Sophie Mutter ganz auf das dritte der Streichtrios Opus 9. Eine sehr gute Wahl, denn dieses komplexe Frühwerk enthält bereits die kühne Vision, ist aber leichter fassbar als die späten Streichquartette des Komponisten – ein Streichtrio hat Ludwig van Beethoven nach Opus 9 nie wieder geschrieben.

Kommunikation über Klang

Hochkonzentriert gestaltet die Geigerin dieses Werk vom ersten Ton an, entwickelt dann aber auch schnell ihre klangliche Dominanz gegenüber Viola und Cello. Obwohl die beiden Instrumente von exzellenten Musikern gespielt werden: an der Bratsche der junge Vladimir Babeshko, Stipendiat der Mutter-Stiftung, am Cello Daniel Müller-Schott, der in den neunziger Jahren Meisterschüler bei Mstislav Rostropowitsch war. Doch neben der „Königin der Geigerinnen“ müssen sich die Mitmusiker grundsätzlich immer erst einmal behaupten.

Der Vorteil dieser Konstellation: Mutter treibt jeden zu Höchstleistungen. Schon beim ersten Stück des Abends, ein Klaviertrio von André Previn, konnte man geschlossenen Auges den Eindruck bekommen, einer perfekten CD-Aufnahme zuzuhören. Eine makellose Schönheit. Am Flügel dieses Werkes, das 2009 entstanden ist, sitzt Lambert Orkis, der langjährige Klavierbegleiter von Mutter. Zwischen ihnen beiden bedürfe es nicht vieler gesprochener Worte, sagt Orkis, „wir mögen einander, mögen das Spiel und die Gegenwart des anderen, unsere Kommunikation läuft über den Klang“.

Ein wunderbarer Moment völliger Befreiung

Überragend ist diese klangliche Kommunikation dann bei dem Klaviertrio Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch. Es sorgt nach der Pause für den Höhepunkt des Abends und führt im ausverkauften Konzerthaus zu stehenden Ovationen. Nach dem Schluss-Pianissimo dieses anspruchsvollen Werkes, das mit unzähligen Klangvariationen die Gattung des Klaviertrios im 20. Jahrhundert überstrahlt, wirken die Musiker für einen wunderbaren Moment völlig gelöst und befreit.

Hans Ackermann

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